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Zum Frauentag: Mehr Verwaltungsrätinnen in Schweizer Unternehmen
Aus SRF 4 News aktuell vom 14.06.2022. Bild: Keystone-SDA/Symbolbild
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Jahrestag 14. Juni Von den Anfängen des Frauenstreiks

Der Kampf gegen das Patriarchat nimmt 1991 auf den Schweizer Strassen seinen Anfang. Ein Blick zurück und in die Zukunft.

Erster Frauenstreiktag, 1991: Die erste lila Welle rollte am 14. Juni 1991 durch die grössten Schweizer Städte. Rund 500'000 Frauen beteiligten sich an dem Protest unter dem Motto «Wenn Frau will, steht alles still». Es war die grösste politische Mobilisierung in der Schweiz seit dem Generalstreik nach dem Ersten Weltkrieg.

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Frauenstreik 1991: Umsetzung des Gleichstellungsartikels
Aus Tagesschau vom 14.06.2019.
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Wie das Historische Lexikon der Schweiz (HLS) beschreibt, kam es zu Aktionen wie überlangen Pausen, zum Aushängen von Transparenten oder demonstrativem Nichtstun. Frauen legten vereinzelt kurzzeitig die Arbeit nieder, versammelten sich am Arbeitsplatz, auf der Strasse oder vor Ladengeschäften. Sie liessen auch die unbezahlte Haus-, Erziehungs- und Betreuungsarbeit ruhen. Die Männer sollten zu spüren bekommen, dass ohne die Frauen nicht viel geht.

Darum am 14. Juni: Die Wahl des 14. Juni kam nicht von ungefähr: Der Streik fand genau zehn Jahre nach der Abstimmung statt, in der das Volk der Aufnahme des Gleichstellungsartikels in die Bundesverfassung zugestimmt hatte.

Wer stand hinter der Idee des Frauenstreiks?

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Die Idee zum Frauenstreik stammte aus den Reihen des Schweizerischen Metall- und Uhrenarbeiterverbandes (Smuv) – genauer von der Präsidentin der Sektion aus dem Vallée de Joux, Liliane Valceschini, die sich über die nach wie vor ungleichen Löhne in ihrer Branche empörte. Valceschini gewann Smuv-Sekretärin Christiane Brunner dafür, die Streikidee dem Vorstand des Schweizerischen Gewerkschaftsbunds (SGB) zu unterbreiten. Letztendlich wurde der Streikantrag 1990 am SGB-Kongress einstimmig angenommen. Ein nationales Streikkomitee wurde ins Leben gerufen.

Die Forderungen: Die Streikenden forderten die Umsetzung des Gleichstellungsartikels zur Lohngleichheit, gleiche Ausbildung für Frauen, Bekämpfung der sexuellen Belästigung am Arbeitsplatz, Gleichstellung in der sozialen Sicherheit, mehr Krippenplätze, Blockzeiten in den Schulen, Aufteilung der Hausarbeit zwischen Mann und Frau. Ausserdem verlangten sie ein Ende der sexuellen Gewalt, der sexistischen Werbung und der Pornografie sowie effektive Massnahmen gegen Vergewaltigungen und Gewalt in der Ehe.

Die Erfolge: Das Hauptziel wurde erreicht: das Sichtbarmachen der oft unter- und unbezahlten Frauenarbeit wie Hausarbeit einschliesslich Kinderbetreuung. 1995 passierte dann das Gleichstellungsgesetz die eidgenössischen Räte. Es stellte verbindliche Regeln für die Umsetzung des Gleichstellungsartikels auf und enthielt auch ein Verbot der sexuellen Belästigung am Arbeitsplatz. Weitere Erfolge waren die Einführung der Fristenlösung 2002 (Abtreibung) und die Institutionalisierung einer Mutterschaftsversicherung 2005.

Zweiter Frauenstreiktag, 2019: Trotz der Erfolge nach 1991 ist die Schweiz von einer Gleichstellung am Arbeitsplatz noch weit entfernt. 28 Jahre später, am 14. Juni 2019, folgt eine zweite lila Welle. Die Postulate sind dieselben wie diejenigen von 1991. Neben dem Motto «gleicher Lohn für gleiche Arbeit» wird auch die Anerkennung der Hausarbeit und der Kampf gegen Gewalt an Frauen gefordert.

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Aus dem Archiv: Hunderttausende am Frauenstreiktag 2019
Aus 10 vor 10 vom 14.06.2019.
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Die Erfolge: Die stereotypen Rollenvorstellungen weichen sich weiter auf. Frauen werden zunehmend motiviert, für politische Ämter zu kandidieren. 2019 wurden das erste Mal in der Schweizer Geschichte mehr neue Frauen als neue Männer gewählt – sowohl in den Nationalrat als auch in den Ständerat.

Und heute? In Wirtschaft, Wissenschaft, Verwaltung, Politik und Öffentlichkeit sind Frauen noch immer nicht gleich vertreten und besetzen deutlich weniger einflussreiche Positionen als Männer, wie die Eidgenössische Kommission für Frauenfragen (EKF) schreibt. Umgekehrt leisten Frauen weiterhin den grössten Teil der unbezahlten Arbeit in Haushalt und Familie. Die Frauen fordern weiterhin Gleichberechtigung – so auch heute auf den Schweizer Strassen.

Aktionen am diesjährigen Frauenstreik

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Fehlende Gleichstellung und eine Rentenreform auf dem Buckel der Frauen – das ist Frauenorganisationen ein Dorn im Auge. Am feministischen Streiktag vom Dienstag haben deshalb Frauenorganisationen zu Kundgebungen in vielen Schweizer Städten aufgerufen.

Verschiedene Komitees, Parteien, Verbände und Gewerkschaften organisieren schweizweit Aktionen, um gegen die Ungleichbehandlung zur protestieren. Die zentrale Kundgebung des feministischen Streiktages findet am Abend auf dem Bundesplatz in Bern statt. Weitere Kundgebungen gibt es etwa in Zürich, Basel, St. Gallen, Chur und in Städten der Westschweiz.

SRF4 News, 14.06.2022, 7:30 Uhr;

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