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Kampf gegen Tumorerkrankungen Röstigraben in der Krebsvorsorge

  • Darmkrebs ist die zweithäufigste Krebserkrankung bei Frauen in der Schweiz, die dritthäufigste bei Männern. Jährlich erkranken rund 4300 Personen daran.
  • Wird der Darmkrebs frühzeitig erkannt, sind die Heilungschancen sehr hoch. Entsprechend wichtig sind Früherkennungstests.
  • Sämtliche Westschweizer Kantone bieten ein systematisches, kantonales Programm an. In der Deutschschweiz hat bisher einzig der Kanton Uri definitiv ein Früherkennungsprogramm eingeführt.

Warum die Unterschiede zwischen den Regionen bei der Krebsprävention? Hauptgrund dürfte das unterschiedliche staatspolitische Verständnis jenseits und diesseits des Röstigrabens sein.

Liberale Einstellung versus staatliche Mitwirkung

Das hat zumindest Claudia Weiss, Geschäftsführerin bei Swiss Cancer Screening, beobachtet: «Wir haben in der Deutschschweiz sicher eher die liberale, freisinnigere Einstellung, dass die Eigenverantwortung des Einzelnen ins Zentrum gestellt wird. In der Westschweiz wird viel mehr davon ausgegangen, dass der Staat eine gewisse Rolle in diesem Bereich zu übernehmen hat.»

Doch mit dieser Eigenverantwortung ist es so eine Sache. Ein Früherkennungstest für Darmkrebs ist eigentlich relativ einfach zu Hause durchzuführen – mit einem Blut-im-Stuhl-Test, also mittels Stuhl-Probe.

Nur regelmässige Tests sind auch zuverlässig

Die Westschweizer Kantone bieten Erwachsenen ab 50 systematisch alle zwei Jahre zu einem Darmerkennungs-Frühtest auf oder schicken das Test-Kit gleich nach Hause.

Zuverlässig ist der Test jedoch nur, wenn er regelmässig alle zwei Jahre gemacht wird. Denn Studien zeigen laut von Claudia Weiss: «Wenn die Leute darauf aufmerksam gemacht werden und wieder eingeladen werden, dann ist die Partizipation viel höher. Wenn man es einfach in der Eigenverantworung lässt, dann wird das weniger häufig gemacht.»

Natürlich auch eine Budgetfrage

Wissenschaftlich ist der Test unbestritten. Es gibt mithin also keine Polemik darum, die die Deutschschweizer Kantone skeptisch machen könnte. Doch: es ist natürlich auch eine Budgetfrage.

Die Grundversicherung übernimmt in der ganzen Schweiz die Kosten. In Kantonen mit Früherkennungsprogrammen wird zudem die Franchise nicht belastet. Wird beim Test Blut im Stuhl gefunden, geht die Untersuchung mit einer Darmspiegelung weiter.

«In fünf Jahren hat sich die Landschaft verändert»

Doch auch in der Deutschschweiz tut sich etwas: mehrere Kantonsparlamente haben bereits Geld gesprochen, um ebenfalls ein Früherkennungsprogramm für Darmkrebs einzuführen.

Claudia Weiss von Swiss Cancer Screening ist überzeugt: «In der Deutschschweiz wird sich in den nächsten fünf Jahren einiges in dieser Landschaft ändern.» Und es sollte keinen Röstigraben mehr geben bei der Darmkrebs-Früherkennung.

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