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Kandidatin Viola Amherd Frau der Mitte mit «sozialem Touch»

Mit Viola Amherd tritt eine stille Schafferin ins Rampenlicht. Ein Gespräch mit der Bundesratskandidatin am Bärenplatz.

Ein Mann mit schwarzem Hut und weissem Alphorn steht auf dem Bärenplatz in Bern. Davor sechs kleine schwarzweisse Plastikkühe, einige mit Hörnern, andere hornlos. Beim Namen Viola Amherd ortet er «ein Problem».

Die negativen Berichte über Mietzinsstreitigkeiten haben den Alphornisten neugierig gemacht und er hat sich über die Bundesratskandidatin informiert. Es ist ihm aber nicht gelungen, sich ein Bild von Amherd zu machen. Kein Wunder, denn die 56-jährige Rechtsanwältin aus Brig ist eine solide Politikerin ohne Ecken und Kanten. Mit Positionen, die nicht überraschen, weil sie stets in der Mitte liegen.

«Das ist kein Strafverfahren. Da ist nichts Ehrenrühriges dabei.
Autor: Viola Amherd Bundesratskandidatin, Nationalrätin CVP/VS

Die Bundesratskandidatin sitzt im Café Fédéral am Bärenplatz beim Kaffee. Sie wirkt entspannt: Die Geschichten hätten sich mehrheitlich geklärt, sagt sie. Doch die Mietzinsgeschichte bleibt. Es geht um zu hohe Mietzinsen, die sie im Namen ihrer Erbgemeinschaft eingezogen hat, so ein erstinstanzliches Urteil.

«Das ist kein Strafverfahren. Da ist nichts Ehrenrühriges dabei. Andere Fragen wurden jetzt auch aus meiner Sicht gut dargelegt und geklärt. Ich sehe nicht, dass dies ein Hindernis für die Funktion sein könnte, die ich anstrebe», stellt Amherd fest.

Grosse Verdienste für Brig

Amherds zurückhaltende Art täuscht über ihren politischen Ehrgeiz hinweg. Drei Jahrzehnte in der Exekutive der Gemeinde Brig-Glis, zweimalige Kandidatin für den Walliser Staatsrat, Stadtpräsidentin, Nationalrätin. Was treibt sie an?

«Ich wollte mich schon immer für die öffentliche Sache einsetzen und habe mich immer dafür interessiert, was in meiner engeren Umgebung und in der weiten Welt läuft. Vor allem ist es fantastisch, wenn man Ideen einbringen und umsetzen kann.»

Als Stadtpräsidentin lockte sie ein SBB-Callcenter mit 200 Arbeitsplätzen nach Brig. Brig wurde Alpenstadt des Jahres. Sie liess ein altes Schlösschen, das der Stadt vermacht wurde, in ein Heim für Jugendliche verwandeln. Parallel dazu wurde sie in den Nationalrat gewählt.

Smartspider Amherd
Legende: SRF

Viel Anerkennung von links bis rechts

Kollege Matthias Aebischer (SP) lobt die Dossiersicherheit Amherds: «Sie ist stets im Bild und hat bereits eine Meinung.» Gerade bei Cybercrime, Grooming und Pädo-Kriminalität im Internet habe sich Amherd sehr ins Zeug gelegt, anerkennt Christa Markwalder (FDP).

Viola Amherd: Klare Ansage zum Kinderschutz in der Wintersession 2017.
Legende: Viola Amherd: Klare Ansage zum Kinderschutz in der Wintersession 2017. Keystone/Archiv

Jürg Grossen (GLP) schätzt die klare Haltung. Diese trage sie nicht offensiv nach aussen: «Sie ist eine ruhige Person, die ihre Linie konsequent verfolgt und damit auch Erfolg hat.»

«Sie ist eben CVP-mässig unterwegs»

Hans Egloff (SVP) beobachtet bei der Kandidatin einen «sozialen Touch»: «Diesen kann sie einfach nicht negieren. Aber sie ist eben CVP-mässig unterwegs.» Von den Geschichten in den Medien halten diese Nationalräte wenig. Es scheint eine Art Solidarität mit einer Kollegin, die aus ihrer Sicht zu Unrecht unter Beschuss steht.

Gegen Aufweichung beim Lohnschutz

Amherd hat sich als Nationalrätin vor allem mit dem Jugendschutz und der Verkehrspolitik profiliert. Als Bundesrätin müsste sie sich auch mit Aussenpolitik befassen. Sie gibt sich überzeugt, dass es ein Rahmenabkommen mit der EU braucht und betont die Bedeutung von Export und guten Beziehungen. Kompromisse in der Substanz beim Lohnschutz lehnt sie ab. Den UNO-Migrationspakt müsse dem Parlament vorgelegt werden, findet sie. Somit stimmt sie genau überein mit dem jüngsten Bundesratsbeschluss.

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