Die Kantone Baselland, Luzern und Zürich vermelden einen Rekord. Noch nie sind so viele Frauen zu den Wahlen für die Kantonsparlamente angetreten.
Fast 42 Prozent sind es in Zürich, fast 40 Prozent in Luzern und Baselland. Die Kandidatinnenkurve steigt seit Einführung des Frauenstimmrechts 1971. Was sich aber hartnäckig hält, ist die ungleiche Verteilung auf die Parteien.
Linke mit mehr Frauen
Immer noch gilt die Faustregel, je linker, desto mehr Frauen. Linke Parteien hätten sich halt seit Jahren mit Themen wie Frauenförderung und Gleichberechtigung profiliert, sagt Politikwissenschafterin Sarah Bütikofer.
«Frauen, die eher sozialliberal oder progressiv eingestellt sind, sind häufig motivierter, sich aktiv in der Politik einzubringen, und wählen entsprechende Parteien aus.» Auch die Zahlen für die Wahlen Ende März in Zürich zeigen das erneut: An der Spitze sind die Grünen mit einem Frauenanteil von 53 Prozent.
Es gibt so etwas wie einen Aufschwung des Frauenthemas.
Am Ende der Rangliste ist die SVP mit nur 25 Prozent. Sie ist bei solchen Rankings regelmässig das Schlusslicht. Die Geschlechterfrage stehe bei ihnen halt nicht im Vordergrund, sagt Aliki Panayides, Geschäftsführerin der SVP Bern. Für die Nationalratsliste habe man sich aber das Ziel von 30 Prozent Frauen gesetzt. «Wir haben eine Liste von potenziellen Kandidatinnen zusammengestellt. Wir sind systematisch auf sie zugegangen, um sie zu ermuntern zu kandidieren.» Gereicht hat es nicht ganz.
Platzierung ist wichtig
Besser klappt es bei der SP Schweiz. 50 Prozent Frauenanteil ist dort die Vorgabe. Natascha Wey, Co-Präsidentin der SP Frauen, sagt, man sei auf Kurs, man spüre bei den linken Frauen eine Aufbruchstimmung: «Es gibt so etwas wie einen Aufschwung des Frauenthemas. Das ist gut, das dient der Sache.»
Viele Frauenkandidaturen bedeuten zwar grundsätzlich schon, dass auch mehr Frauen gewählt werden. Politologin Bütikofer betont aber, das reiche nicht. Es brauche auch gute Plätze auf den Wahlzetteln. In der Regel würden die besten Listenplätze an Bisherige vergeben. «Und wenn die Bisherigen Männer sind, ist es sehr selten so, dass man eine Frau auf diesen Listenplatz setzt.»
Wir müssen alles geben als Frauen, damit wir vorne landen.
Ein passendes Beispiel: Vor vier Jahren wurden in Zürich zwei CVP-Frauen gewählt. Sie treten aber nicht mehr an. Jetzt führen drei Männer die Liste an, eine Frauenwahl ist praktisch ausgeschlossen. Babette Sigg, Präsidentin der CVP Frauen Schweiz sagt dazu: «Ich hatte keinen Einfluss, hier irgendetwas beizutragen. Wir müssen alles geben als Frauen, damit wir vorne landen.»
Ein Beispiel aus St. Gallen zeigt ebenfalls, dass viele Kandidatinnen allein nicht zum Ziel führen. Die FDP präsentiert dort erstmals eine Frauenliste, nur haben die Kandidatinnen kaum Wahlchancen. Denn alle FDP-Zugpferde sind auf einer anderen Liste. Man wolle so längerfristig mehr Frauen in die Politik holen, begründet dies Fabienne Bünzli von den St. Galler FDP Frauen.
Ein gemischtes Fussballteam
«Wir sehen uns als Team, wir sind eine freisinnige Fussballmannschaft. Da geht es nicht, das man einfach nur an sich alleine denkt», so Bünzli. Wollte eine Partei aber vor allem an die Frauen denken, wäre das Rezept klar: Man müsste möglichst viele Frauen weit vorne auf die prominenten Listen setzen.
Befolgen die Kantonalparteien in den kommenden Monaten dieses Rezept, sind die Chancen intakt, dass der Frauenanteil im Nationalrat nach dem 20. Oktober wieder über die 32 Prozent der Wahlen im Jahr 2015 steigt.