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Kartell-Skandal im Engadin Swisscom Opfer von Bündner Baukartell

Im April deckte die Weko das bisher grösste Baukartell der Schweiz auf und verhängte Bussen in der Höhe von 7,5 Millionen Franken. Dokumente, die «10vor10» vorliegen, zeigen nun: Auch Swisscom-Aufträge in Millionenhöhe wurden unter Unterengadiner Bauunternehmen verteilt.

Jahrelang kamen Bauunternehmer im Unterengadin zu geheimen Sitzungen zusammen. Sie verteilten die Aufträge und legten die Preise fest. Auf Listen hielten die Baumeister ihre Abmachungen fest. Sie markierten mit Kreuzen, wer welches Bauprojekt bekommt.

Dokumente, die «10vor10» vorliegen, zeigen nun: Die Unterengadiner Bauunternehmen verteilten auch Swisscom-Aufträge untereinander. Es ging beispielsweise um Bauarbeiten für Kabelleitungen. Diese Aufträge waren jeweils mehrere hunderttausend Franken wert.

Massiv höhere Preise

Auch Rahmenverträge, sogenannte Zeitverträge, waren Teil der Absprachen. Diese brachten jährlich 200'000 Franken. Insgesamt sind somit Swisscom-Aufträge im Wert von mehreren Millionen Franken von den Absprachen betroffen.

Die Absprachen im Unterengadin erstreckten sich gemäss einer Untersuchung der Wettbewerbskommission (Weko) über den Zeitraum von 1997 bis 2012. Die Weko verweist auf Studien, gemäss denen die Preisabsprachen zu bis zu 45 Prozent höheren Preisen führten. Ausgelöst wurden die Weko-Untersuchungen durch Whistleblower Adam Quadroni, einem Bauunternehmer aus Ramosch.

Swisscom prüft rechtliche Schritte

Zu welchem Schaden die Abreden bei der Swisscom geführt haben, ist gegenwärtig Stand von Abklärungen. Das Telekommunikationsunternehmen teilt «10vor10» mit: «Wir sind zurzeit daran, möglichen Schaden, der Swisscom durch die Submissionsabreden entstanden sein könnte, zu prüfen. Gegebenenfalls werden danach die notwendigen, auch rechtlichen Schritte eingeleitet.» Weitere Angaben könne die Swisscom im Moment nicht machen.

Die Swisscom-Aufträge sicherten sich häufig die grossen Engadiner Baufirmen Foffa Conrad und Bezzola Denoth. Die Unternehmen gehören mittlerweile zur gleichen Baugruppe. Sie betonen, dass sie mit der Weko zusammengearbeitet hätten und zu den begangenen Fehlern stehen würden. Die Busse von über 5 Millionen Franken haben sie angefochten. Sie verweisen auch auf die damals und heute wirtschaftlich schwierige Situation für die Bauunternehmen im Unterengadin.

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