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Keine unnötigen Operationen Ärzte legen Eid aufs Sparen ab

Schweizer Ärzte wollen der Kostenexplosion im Gesundheitswesen entgegenwirken – mit der Anpassung ihres Ehrenkodex.

Die Kosten im Gesundheitswesen steigen und steigen. Ärzte wollen dem nun entgegenwirken und den sogenannten Hippokratischen Eid anpassen. Im Zentrum dieses Eids soll künftig nicht nur das Heilen, sondern auch das Sparen stehen.

Das Institut «Dialog Ethik» hat den neuen Eid – den «Schweizer Eid» – mit Unterstützung der Vereinigung Schweizer Chirurgen FMCH entwickelt. 40 Ärzte des Kantonsspitals Freiburg haben ihn vor kurzem abgelegt.

Kein Geld für Überweisungen

In der aktualisieren Version des Eids heisst es nun: «Ich nehme für die Zu- und Überweisung von Patientinnen keine geldwerten Leistungen oder andersartigen Vorteile entgegen und gehe keinen Vertrag ein, der mich zu Leistungsmengen nötigt.»

Neuer Text

Wirtschaftlich motivierte Operationen verweigern, wenn diese nicht absolut notwendig sind: Das ist die wichtigste Neuerung im Eidestext. Für die Initianten des neuen Eides müssen Patienten und Ärzte zwingend vor wirtschaftlicher Logik geschützt werden.

«Der Schweizer Eid ist viel konkreter, als alle Deklarationen und Eide bisher», sagt Bernhard Egger, Chefarzt Chirurgie am Spital Freiburg. «Insbesondere wurde er auch dafür gemacht, um der Ökonomisierung in der Medizin, also dass die Medizin zu einem reinen Geschäft wird, entgegenzusteuern», so Egger.

Patientenschützer erfreut

Der Druck auf Ärzte, Kosten im Spitalbereich zu senken, sei sehr gross, sagt Christiane Lippeck, Klinikchefin des Spitals Freiburg: «Wir werden täglich damit konfrontiert – von Seiten der Krankenkassen, aber auch von politischer Seite.»

Der Ehrendkodex der Ärzte

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Der Hippokratische Eid, benannt nach dem griechischen Arzt Hippokrates von Kos, ist ein ursprünglich in griechischer Sprache verfasstes Arztgelöbnis. Er gilt als grundlegende ethische Anweisung für Ärzte.

Die Ärzte von heute berufen sich allerdings nicht mehr direkt auf den Ursprungstext, sondern auf das sogenannte Genfer Gelöbnis, das der Weltärztebund 1948 verabschiedet hat. Es basiert auf dem antiken Manuskript, hat aber keine religiösen Bezüge mehr.

Das Genfer Gelöbnis wurde mehrmals revidiert. Ärzte verpflichten sich unter anderem darin, die Würde ihrer Patienten zu respektieren, alle Patienten unabhängig von Glaube Herkunft oder Geschlecht nach besten Wissen zu behandeln oder die Geheimnisse ihrer Patienten zu wahren.

Beim Westschweizer Patienten-Schutz kommt diese Initiative gut an. «Das ist ein sehr guter Vorstoss. Es ist wichtig, dass die Ärzte auch die Patientenrechte verteidigen», sagt Vize-Präsident Simon Zurich. Es sei auch wichtig, dass sich die Ärzte dafür einsetzten, Patienten nicht zu diskriminieren. Man müssen nun aber schauen, dass dies auch umgesetzt werde, so Zurich.

Die Freiburger Ärzte sind die ersten, die den neuen «Schweizer Eid» geleistet haben. Verschiedene Fachärzteschaften und die FMH unterstützen den angepassten Hippokratischen Eid.

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