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Schweiz Kleine Gemeinden sollen Bankomaten selbst finanzieren

Die Zürcher Gemeinde Oberglatt hat stolze 6000 Einwohner – aber keinen Geldautomaten im Zentrum. Gemeindepräsident Werner Stähli hätte gerne einen. Doch die Banken sagen Nein. Eine Lösung wäre, die Gemeinden würden sich finanziell beteiligen.

Legende:
Bankfilialen versus Bankomaten In den letzten Jahren hat die Anzahl an Bankfilialen und -vertretungen in der Schweiz immer mehr abgenommen. Im gleichen Zeitraum sind aber immer mehr Bank- und Postomaten entstanden, allerdings vor allem in Ballungszentren und nicht auf dem Land. snb/six group

Bis vor einigen Jahren gab es in Oberglatt eine Zweigstelle der Zürcher Kantonalbank (ZKB), sie befand sich in der örtlichen Drogerie. In kurzer Zeit wurde diese Zweigstelle zweimal überfallen. Die Drogerie wollte den Ableger der Bank daraufhin nicht mehr betreiben. Seither gibt es im Zentrum von Oberglatt keine Bank – und nicht einmal einen Bankomaten. Der einzige Bankomat des Ortes steht am Bahnhof, 20 Gehminuten vom Zentrum entfernt.

Ein schweizweites Problem

Werner Stähli, der Gemeindepräsident von Oberglatt, hätte gerne einen Automaten im Dorfkern, wie er «10vor10» sagte. Schon deshalb, weil dort in den nächsten Jahren eine grosse Seniorenüberbauung entstehen soll. Für die älteren Menschen wäre ein Bankomat im Dorf eine Entlastung. Doch die Banken wollen nicht. Bei der Raiffeisenbank, der ZKB und der Bezirkssparkasse Dielsdorf ist Stähli mit seiner Anfrage abgeblitzt.

Oberglatt ist kein Einzelfall: In immer mehr Schweizer Gemeinden fehlt ein Geldautomat. Von den über 200 Aargauer Gemeinden beispielsweise hat rund ein Drittel keine Bankomaten mehr. Dies sagt Ulrich König, der Direktor des Schweizerischen Gemeindeverbandes. Auch im Baselland ist die Lage prekär. Im Thurgau ebenfalls: Die Thurgauer Kantonalbank hat ihr Automatennetz in den letzten Jahren verkleinert.

Ballungszentren garantieren höhere Erlöse

Zwischen  2007 und 2011 schlossen in der Schweiz über 150 Bankfilialen und -vertretungen. In zahlreichen kleineren Gemeinden wurden sie nicht durch Automaten ersetzt. Dies, weil viele Kunden zu E-Banking wechseln, rechtfertigt sich die Bankiervereinigung auf Anfrage von SRF News Online.

In den Städten hingegen entstanden neue Bankomaten. Vor allem bei Erschliessungen in den Ballungszentren, also dort, wo sich die Automaten finanziell rentieren. Die ZKB sagt dazu: «In der Regel ist der Bedarf an Transaktionen in Ballungszentren höher als in eher dünn besiedelten Gebieten.»

Bankkarte wird in einen Automatenschlitz geschoben.
Legende: Viele Gemeinden hätten gerne einen Bankomaten. Doch die Banken schauen nur auf ihren Gewinn. keystone

Die Banken wollen verdienen. Und beschreiten deshalb neue Wege: Wenn eine Gemeinde gerne einen Automaten hätte, schlagen sie einen Deal vor. Die Gemeinde soll sich finanziell an dem Gerät beteiligen. Werner Stähli aus Oberglatt wäre dazu bereit – um das Zentrum seiner Gemeinde aufzuwerten.

Ruedi Zbinden, der Gemeindeammann von Bussnang im Kanton Thurgau, hatte gleich drei Angebote von Banken auf dem Tisch. Er hat sie abgelehnt. Ein Bankomat gehöre zum Service Public, sagt er, eine Kostenbeteiligung würde die Landregionen benachteiligen. Zudem könne jede Privatfirma eine Kostenbeteiligung der Gemeinden verlangen – und die Banken müssten in rentablen Gemeinden einen Gewinn ausschütten.

Kreative Lösungen sind gefragt

Ulrich König, der Direktor des Gemeindeverbandes, kennt Aufforderungen zu einer Kostenbeteiligung auch aus dem Kanton Waadt. Gehe eine Gemeinde auf das Angebot ein, müsse sie mehrere zehntausend Franken zahlen. Pro Automat.

Video
Der Bankomat, Mangelware auf dem Land (10vor10, 25.02.2013)
Aus News-Clip vom 25.02.2013.
abspielen. Laufzeit 2 Minuten 57 Sekunden.

König wünscht sich kreative Lösungen. Die Banken sollten nicht nur mit den Gemeinden verhandeln, sondern auch mit dem Detailhandel. Geschäfte könnten doch auch Bankdienstleistungen übernehmen, meint er. Irgendeine Lösung müsse jedenfalls her. Denn alle Bürger hätten ein Recht auf eine angemessene Infrastruktur an ihrem Wohnort.

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