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Krankenkassen und Krebstherapie-Kosten
Aus HeuteMorgen vom 18.04.2017.
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Beratungsstelle geplant Krebsliga: Immer häufiger verweigern Kassen die Behandlung

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Krebsärzte (Onkologen) in der Schweiz sind beunruhigt, weil Krankenkassen nicht selten die Behandlungskosten für Tumorerkrankungen nicht mehr zahlen wollen.
  • Vor diesem Hintergrund hat die Krebsliga eine Stelle geschaffen, bei der sich Patienten ab Juni gratis beraten lassen können.
  • Genaue Daten über die Situation will auch das Bundesamt für Gesundheit ab Mai über drei Jahre sammeln. Auf dieser Grundlage soll dann der Eindruck der Krebsärzte anhand von Fakten überprüft und verifiziert werden.

Der Arzt stellt eine schwere Krankheit fest – und dann will die Krankenkasse die Behandlung nicht bezahlen. Deutlich häufiger als früher passiere genau das in letzter Zeit, sagen Mediziner. Insbesondere Krebsärzte sind über die Situation beunruhigt.

Wie Recherchen von Radio SRF zeigen, schafft die Krebsliga Schweiz deshalb jetzt eine Unterstützungsstelle für Patienten. Sie soll helfen, wenn die Krankenkasse Nein sagt. Und Daten sammeln, damit man bald Genaueres weiss über das Verhalten der Kassen.

Wir haben den Eindruck, dass das Prinzip der Zugangsgerechtigkeit, also dass jeder Mensch in der Schweiz den gleichen Anspruch hat, oft verletzt wird.
Autor: Jakob Passweg Präsident der Krebsliga

Zuerst die gute Nachricht: Es gibt immer mehr Medikamente gegen Krebs, die helfen. Jetzt die schlechte: Diese kosten viel Geld. Für die Krankenkassen offenbar zu viel: Seit etwa anderthalb Jahren weigerten sie sich zunehmend, zu bezahlen – zum Teil sogar bei älteren, bewährten Behandlungen. Das heisst es bei der Vereinigung der Krebsärzte – und das hat Folgen.

«Deshalb haben wir beschlossen, jetzt diese Stelle zu schaffen», sagt Jakob Passweg, Präsident der Krebsliga. Ab Juni können sich Krebskranke, deren Kasse nicht bezahlen will, bei der Anlaufstelle beraten lassen – gratis. Das sei auch deshalb nötig, sagt Passweg, «weil wir den Eindruck haben, dass das Prinzip der Zugangsgerechtigkeit, das heisst, dass jeder Mensch in der Schweiz den gleichen Anspruch hat, oft verletzt wird».

Eindruck nicht aus der Luft gegriffen

Allerdings, Passweg sagt es, ist das bloss ein Eindruck – die neue Anlaufstelle soll deshalb zu den Kostengutsprachen der Kassen auch Daten sammeln und damit Klarheit schaffen.

Klar ist aber schon jetzt: Aus der Luft gegriffen ist der Eindruck der Krebsärzte nicht. Auch Urs Vogt, Vertrauensarzt des Krankenkassenverbands Santésuisse, sagt, gerade im Moment würden sich Kassen und Pharmaindustrie oft nicht einig bei den Preisen für Medikamente – zulasten der Kranken: «Dass dann vielleicht mehr Ablehnung kommen kann, kann ich zwar statistisch nicht bestätigen, aber wäre möglich.»

BAG: Daten-Erhebung ab Mai

Was tun? Vogt hofft auf das Bundesamt für Gesundheit (BAG). Dieses solle genau festlegen, was die Kassen bezahlen müssen. Jörg Indermitte vom BAG antwortet, man habe sich der Sache bereits angenommen und sammle ab Mai ebenfalls Informationen: «In den nächsten drei Jahren werden Daten von den Versicherern erhoben. Es findet dann eine neue Evaluation statt.»

Er sagt aber auch: Die Kassen müssten weiterhin jeden Kranken einzeln anschauen – und öfters Nein sagen. Denn gerade die neuen, teuren Medikamente würden eben nicht bei allen Patienten helfen.

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