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Schweiz Kritik an Gentest-Werbung in Arztpraxen

Schnell mal schauen, ob man später Alzheimer oder Brustkrebs bekommt: In der Medizin verbreitet sich das Lesen in den Genen, damit kommen auch Probleme. Experten, die den Bund zur Genetik beraten, warnen jetzt erstmals wegen der aggressiven Werbung, mit der sich Gentest-Anbieter an Ärzte richten.

Schmerzen, keine Luft, manchmal der Tod: Thrombosen sind gefährlich. Die Antibabypille kann die Blutgerinnsel auslösen. Jedes Jahr erkranken etwa zwölf von 10'000 Frauen, welche die Pille nehmen. Das sei unnötig, findet das Unternehmen Progenom. Frauen sollten einfach einen Progenom-Gentest machen, um das Risiko für eine Thrombose herauszufinden, sagt Andreas Limacher von Progenom. Der Test kostet rund 200 Franken, welche die Krankenkassen nicht bezahlt.

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Experten kritisieren die Werbung für Gentests bei Ärzten
aus HeuteMorgen vom 21.07.2016.
abspielen. Laufzeit 2 Minuten 18 Sekunden.

Dass alles so einfach gehe, stimme nicht, kritisiert jedoch Sabina Gallati. Sie ist Professorin für Humangenetik und Präsidentin der Kommission, die den Bund beim Thema Genetik berät. «Ein Gentest kann falsche Sicherheiten oder falsche Ängste auslösen», sagt Gallati. Auch wenn eine Frau genetisch gesehen kein erhöhtes Risiko für Thrombosen aufweise, könne sie nicht sicher sein, überhaupt kein Risiko dafür zu haben. Ausserdem seien Frauenärztinnen und -ärzte nicht unbedingt dafür ausgebildet, solche Gentests auszuwerten.

«Befürchten massive Zunahme»

Trotzdem würden Patientinnen und Patienten immer öfter nach Genanalysen aller Art verlangen, sagt Gallati. Und neuerdings würden die Hersteller von Gentests Druck auf Ärzte ausüben und ihre Tests für den Einsatz im grossen Stil anpreisen. Das verfange bei den Medizinern. Gallatis Kommission ist besorgt: «Wir befürchten, dass die Tests massiv zunehmen werden.» Die Erfahrung zeige, dass Ärzte, denen ein Test gut angepriesen werde, diesem positiv gegenüberstehen würden.

Ein Arzt, der das Thema heikel findet und deshalb nur anonym Auskunft geben will, bestätigt dies. Viele Kollegen würden alles Erdenkliche abklären wollen, um bloss keine Fehler zu machen.

«Üben keinen Druck aus»

Der Vorwurf, sein Unternehmen mache Druck, sei Unsinn, sagt hingegen Andreas Limacher von Progenom. «Wir geben Informationsbroschüren heraus, die wir vorher mit Schweizer Ärzten angeschaut haben, ob sie okay sind. Erst dann kommen die Frauenärzte zu uns, weil sie eine Fachberatung wollen.» Erst danach gehe ein Unternehmensvertreter bei den Ärzten vorbei. «Wir üben überhaupt keinen Druck auf die Ärzte aus», sagt Limacher.

Gallati überzeugt das nicht: «Uns geht es darum, dass keine sinnlosen Gentests durchgeführt werden, bei denen es nur darum geht, dass ein Unternehmen Geld machen kann.» Ihre Kommission beobachtet nun Firmen wie Progenom und will nötigenfalls den Bund einschalten.

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