Darum geht es: Am Mittwoch musste eine Maschine der Swiss nach dem Start umkehren. Sie kreiste über der Region Zürich, bevor sie wieder in Kloten landete, wie «20 Minuten» zuerst berichtete. Laut Swiss war der Kabinendruck zu niedrig. Bereits am Montag musste ein Swiss-Flugzeug auf dem Weg nach Zürich ausserplanmässig auf der deutschen Seite des Bodensees landen. Kurz zuvor hatte das aus Serbien kommende Flugzeug einen Notruf abgesetzt. Grund waren Fehlermeldungen im Cockpit und Rauch in der Kabine. Bei beiden Zwischenfällen betraf es einen A220, die ehemalige C-Serie von Bombardier.
Das sagt die Swiss zu den neuesten Vorfällen: Die Fluggesellschaft betont, dass es keine Erkenntnisse gebe, welche Zweifel an der Flugtüchtigkeit des A220 aufkommen liessen. Die Vorkommnisse dieser Woche werden laut Swiss allerdings untersucht. Als mögliches Problem wurde beim Flug vom Mittwoch eine Steuerungseinheit für die Kabinendruck- und Klimaanlage erkannt.
Bekanntes Problem mit den Triebwerken: Der A220 schafft es immer wieder in die Schlagzeilen. Oft standen die Triebwerke des Herstellers Pratt & Whitney im Fokus. Swiss-Mediensprecher Michael Stief bestätigt, dass es in diesem Zusammenhang beim A220 sowie A320neo und A321neo nach wie vor zu vorgezogenen und längeren Bodenzeiten komme. «Die betreffenden Triebwerke funktionieren zwar normal, müssen jedoch früher überholt werden als geplant – gleichzeitig ist die Verfügbarkeit der Ersatzteile nach wie vor sehr beschränkt.»
Neue Flugzeuge häufig betroffen: Ein Blick in die Vergangenheit zeigt, dass neue Jets immer wieder für Probleme sorgten. So etwa die Boeing 787, bei der erstmals eingebaute Lithium-Ionen-Batterien 2013 mehrfach Feuer fingen. Oder die Boeing 737 Max, bei der ein neues, fehlerhaftes Flugsteuerungssystem sowie ungenügende Schulungen 2018 und 2019 zu verheerenden Abstürzen mit über 300 Todesopfern führten. Es kam zum weltweiten Flugverbot für die Serie. Zum A220 sagt Stief, dass sich die Zuverlässigkeit bei einem neuen Flugzeugtyp trotz «erwartbarer Kinderkrankheiten» kontinuierlich verbessere – und bei über 99 Prozent ohne technische Verspätungen liege. «Ausfälle oder Ausweichlandungen sind noch viel seltener.»
Das sagt der Aviatikexperte zur Sicherheit: Ein Sicherheitsrisiko aufgrund der neuesten Zwischenfälle sieht Hansjörg Bürgi, Chefredaktor des Aviatikportals Skynews.ch, nicht: «Der A220 ist sehr sicher, sonst würde er nicht so oft fliegen. Darauf achten die Aufsichtsbehörden schon.» Doch da die Swiss die A220 im Jahr 2016 als erste Airline erhalten hatte, fliege sie nun auch die ältesten Modelle. «Dadurch ergeben sich natürlich erste Abnützungsprobleme», so Bürgi. «Die neuesten Zwischenfälle sind wahrscheinlich in diese Kategorie einzuordnen.» Seiner Meinung nach könnte die erhöhten Anfälligkeit aber auch mit der viel betonten Effizienz des A220 einhergehen.
Keine Folgen für Fluggäste: Aktuell sind laut Swiss acht von insgesamt über 90 Flugzeugen der Flotte aufgrund fehlender Triebwerke nicht im Einsatz. Eine weitere Maschine werde aufgrund eines Schadens am Boden repariert. Auf die Sommerpläne der Schweizerinnen und Schweizer habe dies keinen Einfluss. Stief erklärt: «Wir planen im Flugbetrieb mit Reserven, um auf allfällige Störungen reagieren zu können.» Bislang wurden keine geplanten Flüge abgesagt.