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«Léman Express» Jahrhundertprojekt soll Genfer Strassen entlasten

Das Genfer Verkehrsdepartement hat über die neue S-Bahn informiert. Die Erwartungen sind gross.

Der «Léman Express» in der Grossregion Genf ist ein Jahrhundertprojekt: 1.8 Milliarden Franken wurden investiert, zum Grossteil von Schweizer Seite. Auf den Fahrplanwechsel vom 15. Dezember wird die grenzüberschreitende S-Bahn in Betrieb gehen. Erstmals gibt es damit eine Zugverbindung vom Genfer Hauptbahnhof bis in den französischen Grenzort Annemasse.

Die S-Bahn verläuft nicht etwa durch das Genfer Stadtzentrum am Seeufer, sondern zieht eine Schlaufe vom Hauptbahnhof Cornavin aus rund um die Innenstadt und geht weiter bis in den grössten französischen Grenzort Annemasse.

S-Bahn.
Legende: Die S-Bahn soll vor allem für Grenzgänger attraktiv werden. Keystone

Um das neue Projekt vorzustellen, hat das Genfer Verkehrsdepartement zum Informationsabend eingeladen. Einwohner Angelo Antonio freut sich auf die neue Bahn: «Ich nehme oft das Motorrad. Im Winter aber ist es schwierig, dann muss ich das Auto nehmen.» Er denke, dass er nun vermehrt den ÖV benutzen werde.

Bisher nahmen viele das Auto, um in die Genfer Universitätsspitäler zu gelangen. Nun wird es in unmittelbarer Nähe des Spitals einen S-Bahn-Halt geben und die Reise einfacher. Andere wie Rentner Léonard Poully freuen sich vor allem auf Ausflüge bis nach Evian und Yvoire in Frankreich.

Strassen sollen entlastet werden

Genf macht damit Boden gut gegenüber S-Bahn-Zentren wie etwa Zürich. Für die Genfer ÖV-Benutzer stehen grosse Änderungen an, Bus- und Tramlinien werden auf die fünf Bahnhöfe des «Léman Express» ausgerichtet, wie die Genfer Verkehrsbetriebe TPG gestern bekanntgaben. Direktor Denis Berdoz: «20 von 60 Linien werden angepasst».

Jede dritte Linie wird also auf einen Schlag geändert. Und das soll den Verkehr auf den chronisch verstopften Strassen der Rhonestadt senken. Der Genfer Verkehrsdirektor Serge Dal Busco: «Unsere Berechnungen zeigen, dass der Autoverkehr um 12 bis 14 Prozent gesenkt werden kann.» Bereits heute gehe der Verkehr während der Sommerferien im August um sieben Prozent zurück. Man wolle dieses Potential nutzen.

Baustelle.
Legende: Für den «Léman Express» mussten viele Änderungen vorgenommen werden. Keystone

Im Visier stehen vor allem die Grenzgänger aus Frankreich, 600’000 Fahrzeuge passieren jeden Tag die Grenzen im Grossraum Genf. 87 Prozent der Grenzgänger nehmen heute das Auto – die meisten, weil es bislang keine Alternative gebe, sagt Vincent Kaufmann, Professor am Institut für Urbane Soziologie an der ETH Lausanne. «Man hört oft, dass Franzosen immer ihr Auto benutzen. Meine Umfragen zeigten aber, dass dies viele bedauern.» Es gehe nicht anders.

«Grenzgänger werden den Zug nehmen»

Und: Je weiter die Grenzgänger von Genf entfernt wohnten, desto weniger wollten sie wegen des Zeitverlustes das Auto nehmen, sagt Kaufmann: «Die Leute aus Annecy oder Thonon werden den Zug nehmen, weil sie während der Reise arbeiten können und weniger Zeit verlieren.» Wenn der «Léman Express» den Fahrplan einhalte, könne das ein Erfolg werden.

Dafür arbeiten die Genfer Behörden mit Hochdruck. Ob der Strassenverkehr in Genf aber wirklich zurückgehen wird, zeigt sich erst, wenn der «Léman Express» Fahrt aufgenommen hat.

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