- Das erwartete Grossereignis im Lötschental VS ist bisher nicht eingetroffen.
- Im Verlauf des Morgens wurde aber klar: Ein grösserer Teil am Berg oberhalb von Blatten ist am Vortag abgebrochen.
- Dabei sei erstmals Material über den Gletscher hinuntergeflossen, bestätigt ein Sprecher des Regionalen Führungsstabs.
- Es wird mit weiterem Material gerechnet. Das Warten geht weiter.
«Die Nacht war grundsätzlich ruhig», sagt Jonas Jeitziner vom Gemeindeführungsstab am frühen Dienstagmorgen gegenüber SRF. Am Montagabend hätten sich aber 150'000 bis 200'000 Kubikmeter Stein in Stücken gelöst, bestätigt der Regionale Führungsstab, was auf den Bildern eindrücklich zu sehen ist.
Seither habe es keinen so grossen Abbruch mehr gegeben. «Der grosse Knall ist nicht gekommen und man hat nur kleine Rutschungen gehört.» Deshalb gelte es wie am Montag: «Abwarten», sagt Jeitziner.
Der grosse Knall ist nicht gekommen.
Der geplante Reko-Flug für den Morgen wurde jedoch mittlerweile abgesagt. Das sei nicht nötig, hiess es vom Führungsstab. Er hat für den Nachmittag um 15:00 Uhr eine Medineinformation angekündigt.
Ruhige Nacht, Bangen geht weiter
Beim nletzten grösseren Abbruch am Montagabend brach ein Teil des Gipfels ab und erstmals rutschte auch Material über den Gletscher.
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Bild 1 von 2. Die Abbruchstelle am Montagnachmittag um 15:42 Uhr. Bildquelle: Regionaler Führungsstab Lötschental.
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Bild 2 von 2. Die Abbruchstelle am Montagmorgen um 10:35 Uhr. Bildquelle: Die Abbruchstelle am Montagnachmittag um 15:42 Uhr.
SRF-Korrespondentin Ruth Seeholzer hat diesen Abbruch vom Nachbardorf aus miterlebt. «Ich habe eine grosse Staubwolke gesehen, die gezeigt hat, dass es ein grösserer Abbruch gewesen war.»
Das Lötschental habe danach eine relativ ruhige Nacht erlebt. «Es war aber ein mulmiges Gefühl, weil man in der Nacht nicht sieht, wenn etwas kommt.» Wer die Nacht auf der gegenüberliegenden Bergseite verbracht hat, habe stundenlang Poltern und Grummeln gehört, berichten Augenzeugen gegenüber SRF.
So verlief die Nacht im Lötschental
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Bild 1 von 4. Es sei ein permanentes Grollen und «Rumoren» des Berges hörbar gewesen, berichtet ein Augenzeuge. Bildquelle: SRF.
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Bild 2 von 4. Über Stunden habe man immer eine Art «Poltern» gehört. Oberhalb von Blatten war zudem eine Staubwolke zu sehen. Bildquelle: SRF.
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Bild 3 von 4. Ansonsten verlief die Nacht relativ ruhig. Der letzte grössere Abbruch fand am frühen Montagabend statt. Bildquelle: zvg/Regionaler Führungsstab Lötschental.
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Bild 4 von 4. Entsprechend zeigte der Blick in Richtung Kleines Nesthorn am frühen Dienstagmorgen keine Veränderung: Der Gipfel ist noch da. Bildquelle: SRF.
Es wird erwartet, dass sich weitere Felsstücke lösen werden. Immerhin sei die aktuelle Situation eine gewisse Erleichterung für die Behörden, sagt Ruth Seeholzer. Die Zuständigen seien froh, dass der Berg bisher in Stücken abbricht und nicht in einem, riesigen Bergsturz.
Zuletzt gingen die Behörden im schlimmsten Fall davon aus, dass sich bis zu fünf Millionen Kubikmeter Gestein lösen könnten. Es sei eine Frage von Stunden und nicht unbedingt Tagen, bis dieses Ereignis eintreffe, sagte Alban Brigger von der Abteilung Naturgefahren Oberwallis.
Bevölkerung evakuiert
Wegen des drohenden Bergsturzes evakuierten die Behörden das Walliser Dorf Blatten mit rund 300 Bewohnenden am Montag fast vollständig. Ausgenommen sind die Gebiete Weissenried und Eisten.
Alle Evakuierten konnten entweder privat oder in leerstehenden Wohnungen untergebracht werden, hiess es vom Regionalen Führungsstab. Gruppenunterkünfte hätten nicht genutzt werden müssen.
Murgang erreicht Dorfrand
Vor einigen Tagen waren Felsen am Kleinen Nesthorn – einem vorgelagerten Gipfel des Bietschhorns (3934 m ü. M.) – auf den Birchgletscher gestürzt und hatten dabei einen Murgang ausgelöst. Dieser kam rund 500 Meter oberhalb des Flusses Lonza am südlichen Dorfrand zum Stillstand. Der Murgang hatte das Volumen einer kleinen Lawine.