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Lötschental im Wallis Blatten evakuiert: «Am Berg haben sich Risse geöffnet»

  • Im Lötschental ist ob Blatten ein Berg in Bewegung; es droht ein grosser Bergsturz.
  • Die Behörden haben das Dorf mit rund 300 Bewohnenden fast vollständig evakuiert.
  • Der Fels dürfte in den nächsten Stunden, spätestens am Dienstag, rutschen.

Die Lage in Blatten im Lötschental spitzt sich zu. Nach einem Murgang hoch ob Blatten in der Region Kleines Nesthorn und Birchgletscher haben die Behörden das Dorf geräumt. Denn am Berg ereignen sich immer wieder kleinere Felsstürze, die gut hörbar sind.

«Der Berg hat sich schon um 17 Meter bewegt, es haben sich Risse geöffnet», hiess es an einer Medienorientierung um 16 Uhr. Am Mittag seien weitere 100'000 Kubikmeter Fels abgebrochen. «Es ist unser Wunschszenario, dass der Fels in kleinen Schüben kommt», sagt Matthias Ebener, Informationschef des Führungsstabs.

Die Bewohnenden mussten bis 11:30 Uhr das Dorf verlassen. «Es ist allen klar, dass der Felssturz kurz bevorsteht.» Mittlerweile sei die Evakuierung abgeschlossen.

Fels könnte in den nächsten Stunden kommen

Gemäss dem Informationschef haben Geologen die Lage noch einmal begutachtet. «Sie sind zum Schluss gekommen, dass das herunterkommende Material voraussichtlich mehr Platz benötigt als zuerst gedacht.» Deshalb wurde das Dorf geräumt.

Blatten
Legende: Felsen donnern ins Tal: Immer wieder brechen ob Blatten Teile des Berges ab. Keystone/Peter Klaunzer

Die Experten rechnen damit, dass der Fels in den nächsten Stunden oder spätestens morgen Dienstag rutschen wird. Es dürften gegen die zwei Millionen Kubikmeter sein, die hinunterkommen. «Im schlimmsten Fall sind es fünf Millionen Kubikmeter», erklärt Alban Brigger von der Abteilung Naturgefahren des Kantons Wallis.

Er rechnet damit, dass der Fels auf den Gletscher trifft und beides gemeinsam hinunterrutschen wird.

Die Bevölkerung musste sich laut einer Mitteilung der Gemeinde um 10 Uhr in der Mehrzweckhalle einfinden, wo eine Infoveranstaltung lief. «Sofort Häuser räumen, packen Sie das Nötigste», steht in einem Aufruf auf der Gemeinde-App. Die Strasse Richtung Fafleralp wurde gesperrt.

Die Stimmung ist bedrückt.
Autor: Ruth Seeholzer SRF-Wallis-Korrespondentin

Die Evakuierten sammelten sich danach kurz vor Mittag in der Nachbargemeinde Wiler weiter unten im Lötschental, sagt SRF-Wallis-Korrespondentin Ruth Seeholzer, die ebenfalls vor Ort ist.

In der Mehrzweckhalle ist ein Notfalltreffpunkt eingerichtet worden: «Die Stimmung vor Ort ist bedrückt.» Gestern noch habe man in Blatten mehr Zuversicht gespürt, man habe im Lötschental schliesslich schon viele Wetterkapriolen erlebt. «Heute ist die Stimmung etwas gekippt», so Ruth Seeholzer.

In Wiler hätten sich alle Bewohnenden melden müssen. Für sie wird nach einer Unterkunft gesucht. Einige Bewohnerinnen und Bewohner kommen bei Verwandten und Bekannten unter. Die Gemeinden im Tal sind zudem ebenfalls auf der Suche nach Unterkünften für die Betroffenen.

So weit keine Schäden aufgrund der Felsstürze

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Bis jetzt habe es noch keine Schäden gegeben, sagt SRF-Wallis-Korrespondentin Ruth Seeholzer. «Die Murgänge sind nur bis auf 500 Meter an das Dorf herangekommen.»

Doch aufgrund dieser Murgänge habe man die Stelle beobachtet und die immensen Risse im Berg entdeckt. «Inzwischen wurde ein Radarmessgerät installiert und man hat gesehen: Das geht rasend schnell.»

Nicht betroffen sind die Anwohnenden in den Gebieten Weissenried und Eisten, meldete Alertswiss, die Warn-App des Bundes. Sie liegen am gegenüberliegenden Berghang. Aufgrund der Nebensaison sind kaum Feriengäste betroffen.

Die Kantonsgeologen haben in den vergangenen Tagen eine Kamera und ein GPS-Gerät installiert. Dabei sei eine Verschiebung von über 2.90 Metern festgestellt worden, die jetzt noch grösser sei, sagt Alban Brigger von der Abteilung Naturgefahren des Kantons Wallis: «Wir sehen, dass hier wirklich ein Bergsturz in Ankündigung ist.»

Personen bei einer Präsentation in einem Holzzimmer.
Legende: Bereits am Wochenende informierten die Behörden über die Situation – rechts Matthias Ebener, Informationschef des Führungsstabs. SRF

Vor einigen Tagen waren Felsen am Kleinen Nesthorn – einem vorgelagerten Gipfel des Bietschhorns (3934 m ü. M.) – auf den Birchgletscher gestürzt und hatten dabei einen Murgang ausgelöst. Dieser kam rund 500 Meter oberhalb des Flusses Lonza am südlichen Dorfrand zum Stillstand.

Birchgletscher schon länger unter Beobachtung

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Der Birchgletscher steht seit den 1990er-Jahren unter Beobachtung. Die Gemeinde vermutete, dass die bevorstehende Schneeschmelze ab etwa 2500 Metern Höhe die aktuelle Gefährdungslage verursacht hat.

Regionaljournal Bern Freiburg Wallis, 19.5.2025, 6:31 Uhr ; 

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