Viel Sonne und wenig Wind führen vor allem im Sommer zu einer hohen Ozonbelastung in der Luft. Ab einem Wert von 120 Mikrogramm pro Kubikmeter spricht das Bundesamt für Umwelt (Bafu) von einer «deutlichen Belastung». Schleimhautreizungen und eine verminderte Lungenfunktion sind wahrscheinlich.
Ozonwerte über dem Grenzwert
Der Grenzwert von 120 Mikrogramm pro Kubikmeter (µg/m3) darf laut Verordnung eigentlich nur ein Mal pro Jahr überschritten werden. Wirft man aber einen Blick in die Erhebungen des Bafu und das Nationale Beobachtungsnetz für Luftfremdstoffe (Nabel), zeigt sich ein anderes Bild. Zwischen Juni 2012 und Mai 2013 wurde der Grenzwert an mehreren Orten mehrfach überschritten: Zum Beispiel in Lugano an 88 Tagen oder in Dübendorf (ZH) an 36 Tagen innerhalb der letzten 12 Monaten.
Auch diese Woche stiegen die Ozonwerte markant. Am Montag lagen die Stundenmittelwerte zwischen 13.00 und 14.00 Uhr im gesamten Mittelland über dem Grenzwert. Gegen Abend kletterten die Anzeigen teilweise nochmals. In Lugano wurde ein Ozon-Spitzenwert von 185 µg/m3 gemessen. Messungen über 150 µg/m3 vermeldeten unter anderem auch die Stationen aus Zürich und Basel-Binningen.
Bund setzt auf langfristige Strategie
Laut Richard Ballaman vom Bafu helfen kurzfristige Massnahmen nur wenig gegen die hohen Ozonwerte. «Wenn es um die Ozonbelastung geht, verfolgt der Bund eine langfristige Strategie. Man möchte die Belastung dauerhaft und nicht nur kurzfristig senken.»
Die Kantone hätten laut Ballaman aber die Möglichkeit, bei hohen Werten durchzugreifen. Mit einem Verbot von Feuern, bestimmten Fahrzeugen, aber auch mit Tempobeschränkungen.
Unpopuläre Massnahmen
Trotz langfristiger Strategie des Bundes und der Möglichkeit kurzfristige Massnahmen zu ergreifen, werden die Ozonwerte jedes Jahr massiv überschritten.
Laut Karin Ingold, Assistenzprofessorin am Lehrstuhl für Policy Analyse mit Schwerpunkt Umwelt an der Universität Bern, ist dies ein typisches Problem von Grenzwerten. «Grenzwerte schaffen keinen richtigen Anreiz bereits im Voraus zu handeln.» Das Ozon sei dabei ein besonderer Fall.
«Das Problem tritt immer im Sommer auf, genau dann, wenn auch der Ferienverkehr am grössten ist.» Und gerade der Verkehr sei die Hauptursache für die zu hohen Ozonwerte. «Nähert man sich den Grenzwerten, müsste der Verkehr massiv eingeschränkt werden. Verkehrseinschränkungen sind aber extrem unpopulär.»
Schwarz-Peter-Spiel
Sowohl die Kantone als auch der Bund hätten eine Palette von Massnahmen zur Einschränkung des Verkehrs und damit zur Senkung der Ozonwerte zur Verfügung. Man gebe die Verantwortung in solchen Fällen aber gerne weiter, erklärt Ingold. «Die Kantone lassen gerade beim Entscheid zu solch unpopulären Massnahmen der Landesregierung den Vorrang.»
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