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Schweiz Nationalbank-Chef: Der schwierigste Job der Schweiz?

In seiner Haut möchte niemand stecken: Nach der Ankündigung, den Mindestkurs abzuschaffen, hagelte es für SNB-Präsident Thomas Jordan Kritik. Geht die jüngste Intervention der Nationalbank schief, steht einiges auf dem Spiel – auch für ihn selbst. Doch: Diesen Druck hält Jordan aus, sagen Experten.

«Märkte haben überreagiert»

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Nationalbank-Direktor Jordan beurteilt die heftigen Kursbewegungen des Frankens als Überreaktion der Märkte. «Was wir jetzt beobachten, ist ein massives Überschiessen», sagte Jordan im Interview mit der «Neuen Zürcher Zeitung». Der Franken sei nun gegenüber allen Währungen stark überbewertet und werde sich nach einiger Zeit wieder abschwächen.

«Erdbeben», «Tsunami», «Bombenzündung»: Die Aufhebung des Mindestkurses löste bei zahlreichen Politikern und Wirtschaftsgrössen Panik aus. Dass solche Reaktionen folgen würden, war Nationalbank-Präsident Thomas Jordan natürlich bewusst, als er am Donnerstag ans Rednerpult trat, um die Massnahme zu verkünden. Anmerken liess er sich nichts. Scheinbar gelassen wiederholte er immer wieder, wie überzeugt er und sein Gremium von diesem Schritt seien.

Der Auftritt passe zu Jordan, sagt SRF-Wirtschaftsredaktor Reto Lipp. Der 51-Jährige wirke weniger brilliant oder weltmännisch als der frühere SNB-Präsident Philipp Hildebrand. «Jordan ist eher der bodenständige Typ, sehr bescheiden, sehr umgänglich.» Seine Kompetenz sei in Finanzkreisen aber absolut unumstritten, gleichzeitig gelte er als äusserst integer.

«Ihm war klar, dass er kurzfristig Schläge kassiert»

Jordan könne selbst in schwierigen Situationen Ruhe bewahren und vernünftig agieren, findet auch Wirtschaftsprofessor Reiner Eichenberger von der Universität Freiburg. «Ihm war klar, dass er kurzfristig Schläge kassiert, gleichzeitig wusste er, dass es langfristig gesehen nur schlechtere Alternativen gibt.»

Oberster Währungshüter

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Thomas Jordan wurde 1963 in Biel geboren. Der studierte Volks- und Betriebswirtschafter ist seit 1997 bei der Nationalbank tätig, seit 2007 im Direktorium. 2010 wurde er Vizepräsident und nach dem Rücktritt von Philipp Hildebrand 2012 Präsident – zuerst interimistisch, bevor ihn der Bundesrat dann am 18. April 2012 definitiv wählte.

Zudem spreche es für Jordan und sein Gremium, dass rein gar nichts über die geplante Änderung an die Öffentlichkeit gelangte. «So ein Entscheid muss absolut überraschend kommen - dies ist ihm eindrücklich gelungen.»

Harris Dellas, Volkswirtschaftsprofessor an der Universität Bern, kennt Thomas Jordan persönlich. «In seinen Schuhen möchte ich im Moment zwar nicht stecken», gibt Dellas unumwunden zu. Trotzdem stehe für ihn fest, dass Jordan der richtige Mann sei für die turbulenten Zeiten, die der Nationalbank bevorständen. «Er ist clever, erfahren, geduldig und informiert sich immer genau, bevor er eine Entscheidung fällt.» Zudem sei Jordan ein «tough guy», wirft Harris ein. Schliesslich habe er sich in seiner Jugend auch als Wasserballer einen Namen gemacht. «Wer diesen Sport kennt, weiss: Dort bestehen nur die ganz harten Jungs.»

«Jordan sitzt keineswegs auf dem Schleudersitz»

Lobeshymnen hin oder her: Erst in nächster Zeit wird sich zeigen, ob es der gebürtige Bieler, der inzwischen mit seiner Familie in der Region Zürich lebt, schafft, seinen Kurs konsequent zu verfolgen. Dabei dürfe er sich nur von einem einzigen Ziel leiten lassen, analysiert Wirtschaftsredaktor Reto Lipp: Er müsse darauf achten, dass die Schweizer Währung stabil bleibe. «Eine der grössten Herausforderungen dürfte sein, dass sich Thomas Jordan trotz Druck aus verschiedenen Lagern nicht von dieser Kernaufgabe ablenken lässt.» Dafür bekommt er mit rund einer Million Franken pro Jahr auch einen Lohn, der deutlich höher ist als der eines Bundesrates.

Doch was geschieht mit Thomas Jordan, wenn sich der Franken nicht wie erhofft in nächster Zeit wieder abschwächt? Auf dem Schleudersitz befinde er sich keineswegs, sagt Lipp.«Die Nationalbank ist eine der renommiertesten Institutionen im Lande, die schon viele Stürme überlebt hat – so wird es auch diesmal sein.» Bei aller Kritik habe die SNB nun ihre Freiheit zurückgewonnen und könne wieder völlig frei vom Mindestkurs eine für die Schweiz richtige Geldpolitik betreiben.

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