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Neue Ideen gefragt Kreativer Überlebenskampf der Schweizer Bergbahnen

Seit rund 10 Jahren geht es mit der Anzahl gefahrener Skitage in der Schweiz bergab. Die Bergbahnen reagieren mit flexiblen Preisen und günstigeren Tickets – doch das allein genügt nicht.

Die Saisonkarte für nur 222 Franken. Mit dieser Massnahme hat Saas Fee im letzten Winter eine Preis-Lawine losgetreten. Rund 90'000 Schneesportler haben zugegriffen. Überrascht vom Erfolg der Walliser ziehen andere Berggebiete nun nach. Es ist ein Verdrängungswettbewerb im Gang. Ein Teil der Bergbahnen wird sich diesen Preiskampf aber kaum leisten können.

«Es ist davon auszugehen, dass nur ungefähr ein Drittel der Bergbahnen heute in der Lage ist, die betriebsnotwendigen Unterhalts- und Ersatzinvestitionen aus dem Ergebnis zu erwirtschaften», sagt Andreas Deuber, Tourismusexperte der Hochschule für Technik und Wirtschaft in Chur gegenüber SRF. Die anderen zwei Drittel seien finanziell zu schwach und mittel- bis langfristig auf Zuschüsse angewiesen.

Einheimischen-Tarif und E-Park in Splügen

Im Überlebenskampf der Bergbahnen ist Kreativität gefragt. Beispiel Splügen: Die Splügener Bergbahn stand Ende letzter Saison vor dem Aus. Ein Schuldenerlass unter neuer Führung ermöglichte den Neustart. Das Konzept: Ein Einheimischen-Tarif und freie Fahrt für Kinder bis 12 Jahre. «Wir haben bereits im Saisonvorverkauf rund 25 Prozent Mehreinnahmen generiert, obwohl wir die Preise um 40 Prozent gesenkt haben», sagt Ivo Frei, Verwaltungsrat der Bergbahnen Splügen.

Doch günstig zu sein allein reicht nicht. Man wolle auffallen und in Erinnerung bleiben. Zum Beispiel mit einem E-Park für Kinder zwischen sechs und zwölf Jahren. Auf der Piste und im Restaurant stehen für sie Elektro-Mobile bereit – da bleiben auch mal die Skier am Pistenrand stehen und die Eltern etwas länger im Restaurant sitzen. Das bringt Mehreinnahmen. Die Betreiber der Splügenbahn sind optimistisch, dass ihre Rechnung aufgeht.

Eintauchen in eine andere «Galaaxy»

Eine der wenigen Wintersportdestinationen, die ihren Gewinn letzte Saison steigern konnte ist die Weisse Arena von Flims-Laax. Auch bei den Bahnen erwirtschaftete sie ein positives Ergebnis. Kein Grund also, am Pistenangebot etwas zu ändern. In der Bergstation «Galaaxy» auf dem Crap Sogn Gion hingegen ist nichts mehr wie letztes Jahr. Ein Zürcher Gastro-Event-Team hat das «Galaaxy» mit 100 Tonnen Material zum 80er-Jahre Tempel umgestaltet. Schallplatten, Bücher, Monitore und VHS-Kassetten bilden eine eigenwillige Kulisse im Umsteigebereich der Bahn.

Auch das Restaurant ist dank einem neuen Farbkonzept kaum wiederzuerkennen: «Wir haben alles alte Sachen vom Dancefloor des alten Dolders nach oben geschafft», erklärt Reto Gurtner, Chef der Weissen Arena. «Das ist eigentlich wie eine Theaterinszenierung: Inwendig inszenieren, aber immer wieder veränderbar, damit man es den bestehenden Bedürfnissen der Leute anpassen kann.» Trotzdem ist für ihn klar: «Unsere monumentale Kulisse ist eigentlich die Natur draussen – und diese verändern wir nicht.»

Vielfältige und anspruchsvolle Kundschaft

Investitionen wie in Splügen oder Films-Laax können sich lohnen, sagt auch Tourismusexperte Andreas Deuber. Das habe vor allem mit der anspruchsvollen Kundschaft zu tun, die mehr erwarte als schöne Natur und tolle Pisten: «Sie kommen wegen des Gesamterlebnisses und da gehören das Gestalterische und das Kulinarische genauso sehr dazu wie das Skifahren oder Snowboarden.» Eine Entwicklung, die die Schweizer Berggebiete umtreibt – nicht nur bei den Ticketpreisen.

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