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Bundesrat Schneider-Ammann bei Sigmar Gabriel
Aus Tagesschau vom 16.01.2014.
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Schweiz Neue Regierung, alte Probleme? Schneider-Ammann besucht Berlin

Es ist wie in einer alten Ehe: Auch wenn das Verhältnis zwischen der Schweiz und Deutschland schon mal besser war, hängt man doch aneinander und hat sich lieb. Doch Probleme löst man so nicht. Dabei gebe es Handlungsbedarf – möglicherweise nicht nur politischen.

«Gegenüber der Schweiz herrscht Wohlwollen», fasste der Schweizer Botschafter Tim Guldimann in einem Interview mit dem «Tagesanzeiger» vor anderthalb Jahren das Befinden der Deutschen zu ihrem südlichen Nachbarn zusammen. Auch der Fluglärm- und Steuerstreit in den letzten Monaten haben daran nichts ändern können.

Aber nicht nur deshalb ist es für Johann Schneider-Ammann vermutlich eine entspannte Berlin-Reise, glaubt Stefan Reinhart. Für den Wirtschaftsminister ist es aus Sicht des SRF-Korrespondenten «ein Höflichkeitsbesuch – nicht mehr und nicht weniger».

Dass die wirklichen Knackpunkte angesprochen werden, sei da natürlich eher unwahrscheinlich. Kein Wunder, die neue Koalition in Berlin beginne ja gerade erst zu arbeiten. «Hinzu kommt, dass die Diskussion um den Fluglärm aus Berliner Perspektive eher zweitrangig ist und beim Steuerstreit eine Regelung auf europäischer Ebene für die CDU-SPD-Koalition Vorrang hat», so Reinhart.

«Man will das Gleiche und redet doch aneinander vorbei»

Die Deutsch-Schweizer Harmonie werde also auch nach dem Besuch nahezu ungetrübt sein, glaubt deshalb Christoph Plate. Warum das so ist, liegt für den stellvertretenden Chefredaktor der «Schwäbischen Zeitung» auf der Hand.

Christoph Plate

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Christoph Plate war von 2002 bis 2012 Auslandredaktor der «NZZ am Sonntag». Hier betreute er u. a. die Themen Naher Osten, Südasien und Internationaler Terrorismus. Seit 2012 ist er stellvertretender Chefredaktor der «Schwäbischen Zeitung».

Denn «bei vielen Treffen und Gesprächen zwischen Berlin und Bern werden kritische Themen schlicht und einfach ausgespart.» Laut Plate führt das allerdings immer wieder dazu, dass man zwar sehr nah beieinander ist und oft das Gleiche will, am Ende aber doch aneinander vorbeiredet.

Aneinander vorbeireden, sich missverstehen – das ist aber nichts, worauf nur die Politiker der beiden Länder ein Patent zu haben scheinen. Und so entpuppt sich die Schweiz für immer mehr hier lebende Deutsche ebenfalls als Sackgasse.

«Viele von ihnen haben das Gefühl, nicht gewollt zu sein», umschreibt es Christoph Plate. Ein Grossteil der Schweizer meine, die Deutschen kämen nur für eine vorübergehende Zeit. «Dabei kommen aber viele, um die Schweiz zu ihrer Heimat zu machen. Das sorgt für Konfliktstoff.»

Gutes Essen und schöne Landschaft allein reichen auf Dauer nicht

Plate weiss, wovon er spricht. Der Deutsche war Auslandredaktor bei der «NZZ am Sonntag». Nach zehn Jahren packte er wieder die Koffer. Heute schreibt er für eine Zeitung in Süddeutschland.

Immer mehr seiner Landsleute tun es ihm gleich. Die Zahl der Rückkehrer pro Jahr hat sich seit 2002 mehr als verdoppelt. Gingen damals noch knapp 6700 Deutsche zurück in ihr Heimatland, waren es 2012 bereits 16'478.

«Die Schweizer sind ein nettes Volk mit schönen Landschaften, gutem Essen und gutem Wein – aber man muss unterscheiden zwischen dem Reiseland Schweiz und dem Wohnort Schweiz», lautet Plates Fazit.

Stefan Reinhart

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Stefan Reinhart berichtet seit 2009 als SRF-Korrespondent aus Deutschland. Zuvor arbeitete er schon als Redaktor bei «Puls», Produzent, Reporter und Sonderkorrespondent bei der «Tagesschau».

Trotz Unverbindlichkeit: Besuch sinnvoll

Während also im Deutsch-Schweizer-Getriebe zwischenmenschlich Knirschgeräusche zu vernehmen sind, läuft die Politmaschine zwischen Bern und Berlin zwar nicht ohne Störgeräusche, aber dennoch zuverlässig wie ein Uhrwerk. Keine Überraschung, denn «grundsätzlich ist das Verhältnis der beiden Staaten sehr gut», findet Stefan Reinhart.

Trotz der Uneinigkeit in gewissen Fachfragen sei die Schweiz für Deutschland ein willkommener und geschätzter Partner. «Aus Sicht der Eidgenossenschaft ist das ähnlich und deshalb ist der Besuch – bei aller Unverbindlichkeit – durchaus wichtig und sinnvoll», fasst der SRF-Korrespondent zusammen.

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