Benjamin Fischer war schon oft der Jüngste: Der Bauernsohn aus Volketswil im Zürcher Oberland ist erst 19 Jahre alt, als er das Präsidium der SVP-Ortspartei übernimmt. 2015, mit 23, wird er als damals jüngstes Mitglied ins Zürcher Kantonsparlament gewählt. Und nun ist er mit 28 Jahren der jüngste Zürcher SVP-Kantonalpräsident aller Zeiten.
Fischer verweist bezüglich Alter lediglich auf Sebastian Kurz, der mit 33 Jahren schon zum zweiten Mal österreichischer Bundeskanzler geworden ist: «Er ist nicht der Schlechteste, Alter spielt überhaupt keine Rolle.»
«Überzeugungstäter» auf Parteilinie
Er habe genug frische Ideen und sei motiviert, sich für seine Partei zu engagieren, so Fischer. Er sei ein «Überzeugungstäter». Er habe sich schon als Jugendlicher für Geschichte und Politik interessiert. Als 16-Jähriger sei er der SVP beigetreten, weil sie als einzige Partei das vertrete, was auch ihm wichtig sei: Die Unabhängigkeit und Selbstbestimmung der Schweiz, kein Rahmenabkommen mit der EU und die Begrenzung der Zuwanderung.
Niemand habe einen Plan, wie eine Zehn-Millionen-Schweiz aussehen soll, sagt Fischer: «Wir werden weltweit benieden um die demokratische Mitsprache. Wir müssen alles geben, um das für künftige Generationen zu erhalten.»
Fischer politisiert also ganz auf der Parteilinie, die sein berühmtester Vorgänger Christoph Blocher vorgegeben hat. Unter Blocher sorgte die Zürcher SVP mit den Messerstecher-Inseraten landesweit für Aufsehen und für Erfolge an der Urne. Blochers Einfluss in Kantonalpartei ist immer noch gross. So sorgte er dafür, dass Parteipräsident Konrad Langhart nach den Wahlverlusten im Frühling zurücktreten musste.
Fischer wie Blocher?
Ist der Neue einfach ein SVP-Präsident von Blochers Gnaden? Fischer verneint. «Ich kenne Christoph Blocher nicht besser oder weniger gut als andere Parteikollegen. Ich treffe meine Entscheidungen selbständig.»
Mitglieder anderer Parteien im Kantonsparlament bezeichnen Fischer als angenehm im Umgang, als lösungsorientiert und als verlässlichen Gesprächspartner.
«Gmögig», aber...
Auch die Berner SP-Nationalrätin Tamara Funiciello, die Fischer aus ihrer Zeit als Juso-Präsidentin kennt, beschreibt Fischer als «gmögig». Fischer wisse aber ganz genau, was er mache, wenn er auf einem Podium eigentlich gegen Ausländer hetze. «Er ist sich bewusst, dass er auch den Boden legt für Hass gegen Ausländer. Das finde ich schon sehr krass.»
Fischer widerspricht. Er sage einfach klar und deutlich seine Meinung. Tatsächlich ist er bis jetzt noch nie mit unflätigen Bemerkungen oder grenzwertigen Tweets aufgefallen.
Starke Stimme in der nationalen SVP
Eigentlich würde er am liebsten knochentrockene Sachpolitik betreiben, sagt Fischer. Manchmal brauche es halt Provokationen wie zum Beispiel das umstrittene Apfelplakat. Die Provokation sei aber nicht Selbstzweck. Vielmehr soll so ein Thema in der öffentlichen Debatte wahrnehmbar gemacht werden.
Wenn es nötig ist, zu provozieren, werden wir provozieren.
Fischers Ziel ist klar: Die Zürcher SVP soll wieder sichtbarer werden, mehr Referenden ergreifen und Volksabstimmungen erzwingen. «Es ist mir wichtig, dass die SVP Zürich als grösste Partei im wirtschaftlich wichtigsten Kanton des Landes eine wichtige Position auch innerhalb der nationalen SVP einnimmt.» Eine erste Gelegenheit dazu hat er bereits in zehn Tagen an der Albisgüetli-Tagung – vor der ganzen SVP-Prominenz samt Christoph Blocher.