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Schweiz Olympiabudget: «Einnahmen konservativ, Ausgaben aggressiv planen»

Sie sind ein Prestigeobjekt – die Olympischen Spiele in St. Moritz 2022. Die Kostenfrage wird derzeit heiss diskutiert. Bereits heute wird eine genaue Budgetierung des Grossprojekts gefordert. Ist dies überhaupt möglich?

Die Diskussion um die Finanzierung Olympischer Spiele in St.Moritz erhitzt die Gemüter. Alle olympischen Winterspiele der jüngsten Zeit hätten das veranschlagte Budget überschritten, zum Teil sogar massiv. Das schrieb SP-Nationalrätin Silva Semadeni im Dezember 2012 in einer Interpellation.

Sven Zehnder, der Generalsekretär des Kandidatur-Komitees «Graubünden 2022», sagt hingegen auf Anfrage von SRF News Online: «Wir sind überzeugt, dass das vorgelegte Budget absolut aussagekräftig ist.»

Zehnder widerspricht der SP-Nationalrätin: «Von den letzten fünf Winterspielen schrieb einzig Lillehammer 1994 rote Zahlen». Bei Studien, die das Gegenteil behaupten, würden das operative Budget und das Investitions-Budget vermischt. Die Verantwortung für das Investitions-Budget liege beim Bund und bei den Kantonen. Sie entscheiden, welche Strasse zum Beispiel saniert oder ausgebaut wird.

Differenz zwischen Budget und Abschluss an Olympischen Winterspielen

1994 Lillehammer (NOR)- 242 Mio USD
1998 Nagano (JPN)104 Mio USD
2002 Salt Lake City (USA)53 Mio USD
2006 Torino (ITA)0
2010 Vancouver (CAN)0

Erfahrungsschatz von Spezialisten

«Wir haben mit Spezialisten zusammengearbeitet», bekräftigt Zehnder. «Sie brachten Erfahrungen mit aus vergangenen Grossanlässen». Und wenn zwei Grössen in der Wirtschaftsprüfung wie Price Waterhouse Coopers und Deloitte unabhängig voneinander ähnliche Zahlen berechnen würden, könne man durchaus von einer grösseren Genauigkeit des Budgets sprechen.

Auch Bundesrat Ueli Maurer glaubt, so ein Budget lasse sich berechnen. «Es gibt fast nichts, das man nicht voraussehen kann», sagt er im «Tages Anzeiger».

Das waren bislang die Eckdaten des Budgets: Aufwand – 2,8 Milliarden Franken; Einnahmen – rund 1,5 Milliarden; Bundesbeitrag – 1 Milliarde. Diese Daten wurden überarbeitet, die ungedeckten Ausgaben von rund 300 Millionen durch Einsparungen gedeckt. Zwei Drittel dieser Einsparungen enstanden unter anderem durch die Zusammenarbeit mit den Spezialisten der Messebau-Firma Nüssli: Aus einer Neukonzeption des Olympischen Dorfes von Davos sowie kleineren Bauprojekten, wie etwa der temporären Grossschanze von St. Moritz.

Video
Maurer kämpft für olympische Winterspiele
Aus 10 vor 10 vom 06.02.2013.
abspielen. Laufzeit 4 Minuten 37 Sekunden.

Die Bündner Planer erhalten verbale Unterstützung aus der Westschweiz: «Die Kostenprognosen für die Expo 02 waren von Anfang an präzise», betont Martin Heller, der künstlerische Direktor der Schweizer Landesausstellung 2002. Unmut habe vielmehr eine groteske Fehleinschätzung des Beitrags der Wirtschaft an die Gesamtkosten ausgelöst. Zusagen seien von Seiten der Wirtschaft vorweg aber nie gemacht worden.

Damals wie heute zeigt sich gemäss Heller, dass in der Wirtschaft niemand mehr als drei Jahre im voraus konkrete Abmachungen hinsichtlich Sponsoring treffen will.  Businesschancen liessen sich erst sehr zeitnah abschätzen. «Aber selbstverständlich lassen sich Budgets von Grossanlässen relativ verlässlich abschätzen, vor allem wenn Referenzerfahrungen vorhanden sind, wie bei Olympischen Spielen.»

Fehler möglich

Zehnder, der Generalsekretär des Kandidatur-Komitees, räumt ein: Bei der Budgetierung für Olympia könnten Fehler entstehen. Die Fehlervariable liege bei 20 Prozent. Für diese Fehler hat das Komitee 190 Millionen Franken eingeplant.

Nicht genügend einschätzen lassen sich die Sicherheitskosten. Ein Beispiel aus der Vergangenheit: Die Sicherheitsmassnahmen für die Fussball-EM 2008 in der Schweiz und Österreich kosteten sechs Mal mehr als vorgesehen.

«Man weiss nicht, wie der Terrorismus 2022 aussieht», sagt Zehnder. Der Kostenfaktor Sicherheit lasse sich schwierig auf Erfahrungen stützen. «Wir hatten zum Beispiel einen Austausch mit Sicherheitsexperten der Olympischen Sommerspiele 2012 in London», so Zehnder, «aber St. Moritz ist nicht London». Die Schweiz sei die Schweiz, kein Brennpunkt des Terrorismus.

Anders sah es bei der Expo aus. Schwierig einzuschätzen war in der Westschweiz nicht die Sicherheit: Geringe Erfahrungswerte bei speziellem Baugrund, zum Beispiel auf dem See, und Mehrkosten durch Termindruck waren gemäss Heller dort eher das Problem.

Was ist nun das Erfolgsrezept für eine Budgetplanung? Sven Zehnder meint: Eine konservative Schätzung der geplanten Einnahmen. Und eine aggressive Schätzung der erwarteten Ausgaben.

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