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«Paradise Papers» «Bastos verhält sich in der Stiftung tadellos»

Mit den Enthüllungen rund um die «Paradise Papers» ist der Schweiz-Angolaner Jean-Claud Bastos ins Rampenlicht geraten. Er kassiert Millionen fürs Fonds-Management. Mit ihm verbandelt sind auch verschiedene Schweizer Prominente. Unter ihnen auch der ehemalige oberste Schweizer Entwicklungschef, Ex-Deza-Chef Walter Fust.

An der «Rundschau»-Theke äusserte sich Walter Fust erstmals ausführlich zu den Vorwürfen gegen den Gründer seiner Afrika-Stiftung, Jean-Claude Bastos und zu den sogenannten «Paradise Papers».

SRF: Man reibt sich schon ein bisschen die Augen. Ein Profi wie Sie lässt sich von einem verurteilten Investor vor den Karren spannen. Wie konnte Jean-Claude Bastos Sie trotzdem überzeugen, in dieser Stiftung mitzumachen?

Walter Fust: Ganz einfach, wegen der Sache. Er hat mich 2009 informiert, dass ein Verfahren hängig sei, aber ich habe mich von verschiedenster Seite erkundigt und liess mir erklären, worum es bei dieser Stiftung geht und wer alles mitmacht. Und dann sagte ich, gut, jetzt schauen wir uns mal an, was man miteinander machen kann. Nicht einfach Angola, sondern generell für Afrika, auch dort, wo er gar nicht tätig ist.

Bastos ist in der Schweiz wegen mehrfacher qualifizierter ungetreuer Geschäftsbesorgung verurteilt. Man wirft ihm vor, er habe völlig überrissene Management-Gebühren kassiert für diesen Staatsfonds. Man fragt sich, ob es ihm wirklich um Afrika geht oder um sein eigenes Portemonnaie. Kennen Sie dieses Urteil?

Nein, ich habe das nicht gelesen, aber ich liess mich vom Anwalt orientieren, und auch über den damaligen Kontext, der ja lange vor diesem Urteil passiert ist.

Haben Sie denn kritisch hingeschaut, wenn sie das Urteil gar nicht kennen…

Sehr kritisch. Ich habe das auch mit ihm durchbesprochen. Aber schauen Sie, es geht auch darum, dass jemand aus den Fehlern lernen kann. Hier haben wir in der Schweiz etwas eine andere Kultur als in den USA oder in Afrika. Wenn dort mal jemand einen Fehler gemacht hat und dazu steht, dann gibt man ihm eine zweite oder eine dritte Chance.

Es geht auch darum, dass jemand aus den Fehlern lernen kann.
Autor: Walter Fust Ex-Deza-Chef

Sie finden, Gelder zweckentfremden und in den eigenen Sack stecken – das kann mal passieren?

Nein, aber das ist alles auch relativ in der ganzen Gewichtung.

Das Urteil ist nicht relativ.

Ja, das überlasse ich der Justiz. Mich hat er beeindruckt mit seinem unternehmerischen Verhalten, mit seinem Ansatz in der Entwicklung in Afrika, mit seinem Willen, mittels Innovation der Jugend und der ganzen Mobilisierung etwas zugutekommen zu lassen. Darum bin ich da mit ihm eingestiegen, weil ich dieses Angola nach den Kriegswirren auch kannte von früher.

Er hat Sie als Entwicklungshelfer überzeugt. Aber was er für Geschäfte machte, da haben sie nicht wirklich hingeschaut. Hätten Sie das auch so als Deza-Chef gemacht?

Nein, wir schauen ja alle Kunden gut an – die Partner, mit denen man zusammenarbeitet. Und ich habe das auch mit ihm gemacht, in dieser Stiftung. Und er verhält sich tadellos in dieser Stiftung.

Trotzdem: Jetzt reden sie immer über die Entwicklungshilfe und blenden aus, was beispielsweise auch Rechtsprofessorin Roth gesagt hat: Man legt sich doch nicht mit jemandem ins Bett, der wegen ungetreuer Geschäftsbesorgung verurteilt ist.

Also, ich geh mit niemandem ins Bett als mit meiner Frau. Und ich schau mir die Leute an, mit denen ich geschäfte. Aber wie er seine Tätigkeiten oder gewisse Sachen strukturiert, da kenn ich mich zu wenig aus.

Ich schau mir die Leute an, mit denen ich geschäfte.
Autor: Walter Fust Ex-Deza-Chef

Ich muss nachfragen: Dieser Staatsfonds, verwaltet von Herrn Bastos – wieviel hat er Ihrer Stiftung bis jetzt bezahlt?

Der hat der Stiftung gar nichts bezahlt. Wir haben für die Stiftung 12 bzw. 18 Projekte umgesetzt, und diese Projekte wurden bezahlt. Wir hatten die sogenannte Aufsicht vor Ort für die Konzeption.

Hier ist der Geschäftsbericht von diesem Staatsfonds, den sie sicher auch gut kennen. Hier ist die Rede von 12 Millionen Franken.

Ja, das war das Projektvolumen

Das ist das Projektvolumen, diese 12 Millionen Franken, die gingen an Ihre Stiftung. Was ist mit diesem Geld passiert?

Nein, die gingen in Projekte. Gesundheitsprojekte, Landwirtschaftsprojekte, Wasserprojekte, Entwicklungsatlas in den verschiedenen Provinzen. Das kann man alles nachweisen, Sie können das in den Jahresberichten nachlesen.

Aber das Geld stammt aus einem fragwürdigen Konstrukt.

Ja, wenn für Sie ein Staatsfonds ein fragwürdiges Konstrukt ist, dann Sorry! Angola hat diverse Fonds. 16 Afrikanische Länder haben Staatsfonds, 96 Länder auf dieser Welt haben Staatsfonds, ich glaube nicht, dass das fragliche Konstrukte sind.

Ja, wenn für Sie ein Staatsfonds ein fragwürdiges Konstrukt ist, dann Sorry!
Autor: Walter Fust Ex-Deza-Chef

Sie haben ja Monika Ribar, die heutige SBB Verwaltungsratspräsidentin, eigentlich erst zu Herrn Bastos gebracht. Bereuen Sie heute, dass sie das gemacht haben? Und dass sie damit Frau Ribar in eine schwierige Situation gebracht haben?

Nein, ich gehe davon aus, dass die Leute wissen, was sie tun, wenn sie in was reingehen. Der neue angolanische Staatsfonds, der jetzt gegründet worden ist, es ist übrigens der erste und bisher einzige, der entschieden hat, dass sämtliche Mittel auf dem Kontinent eingesetzt werden müssen. Das ist ein absolutes Novum.

Aber wie stellen Sie denn sicher, dass die Mittel am Ende nicht Teil eines korrupten Systems werden? Auf dem Korruptions-Index von Transparency International ist Angola auf Platz 164 von 176.

Ja, da müssen sie sich ganz klar verbessern, aber ich kann nicht ein System tel quel per Knopfdruck verbessern. Da muss die Justiz funktionieren, es braucht eine Gesetzgebung. Es gibt jetzt Anfänge durch die sogenannte Financial Intelligence Unit bei der Nationalbank, wo all diese Transaktionen zentral festgehalten werden. Und das ist natürlich auch eine Machtposition. Und wie die dann ausgeübt wird, oder von wem sie beeinflusst wird, oder sogar politisch instrumentalisiert wird, bleibe dahingestellt.

Im Korruptions-Index muss sich Angola ganz klar verbessern
Autor: Walter Fust Ex-Deza-Chef

Letzte Frage, Herr Fust, mit der Bitte um eine kurze Antwort: wenn sie das nächste Mal Herrn Bastos treffen, ob hier oder in Angola, was fragen Sie ihn?

Ich werde ihm verschiedene Fragen stellen, auch zu dem, was ich jetzt gelesen habe…

Vielleicht ein bisschen spät?

Nein, verschiedenes hat er mittlerweile mir auch schon erklärt. Aber ich werde nochmals klarmachen, wo die Grenze ist. Bei mir ist die Grenze bei der Legalität. Ist etwas gesetzlich, rechtlich noch in Ordnung oder nicht. Und wenn sich jemand nicht daran hält, dann bin ich dafür nicht zu haben.

Das Gespräch führte Sandro Brotz.

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