Zum Inhalt springen

Postauto-Skandal Susanne Ruoff tritt zurück

  • Susanne Ruoff, die Chefin der Schweizerischen Post AG, hat ihren Rücktritt erklärt.
  • Ruoff war wegen der sogenannten Postauto-Affäre unter Druck geraten.
  • Sie übernehme die Verantwortung für die Umtriebe in dem Unternehmenszweig, teilte die von ihr beauftragte Kommunikationsagentur mit.

Ruoff habe nach Einsicht in die Untersuchungsberichte festgestellt, dass es zwischen 2007 und 2015 Hinweise auf die widerrechtliche Buchungspraxis bei Postauto gegeben habe, schreibt die beauftragte Kommunikationsagentur in einer Medienmitteilung.

Es gebe zwar keine Beweise, dass Ruoff von der Praxis Kenntnis hatte. Ruoff hält «deutlich» fest, dass sie nichts von den fiktiven Buchungen gewusst habe, die auch schon vor ihrer Zeit als Chefin getätigt worden waren. Sie habe sich auf interne und externe Kontrollen verlassen.

Als Konzernleiterin des drittgrössten Konzerns der Schweiz übernehme sie aber «selbstverständlich die Gesamtverantwortung». Den Informationen zufolge besprach sie sich auch mit dem Verwaltungsrat.

«Für die Vorfälle und die Unruhe bei Postauto möchte ich mich persönlich entschuldigen», lässt sich Ruoff zitieren. Der Post-Verwaltungsrat hat die Kündigung von Ruoff zur Kenntnis genommen.

Überraschender Zeitpunkt

Bereits am Freitag habe man vom Bundesratssprecher erfahren, dass es am Montag Informationen von Post-Präsident Urs Schwaller und Verkehrsministerin Doris Leuthard zu den Untersuchungen in der Postauto-Affäre geben werde, so SRF-Bundeshausredaktor Christoph Nufer.

«Wenn die Postchefin nun zurücktritt, kommt sie dieser Kommunikation zuvor. Sie handelt und sie reagiert nicht.»

Edith Graf-Litscher (SP/TG), die Präsidentin der nationalrätlichen Kommission für Verkehr und Fernmeldewesen, sagte am Abend, für sie sei nicht der Rücktritt Ruoffs ausschlaggebend. Die Affäre sei noch lange nicht abgeschlossen. Massgeblich seien der Bericht der von der Post eingeleiteten Untersuchung und später die Untersuchungsergebnisse des Bundesamts für Polizei.

Nach Auffliegen der Buchhaltungstricksereien bei Postauto hatte der Post-Verwaltungsrat unter Präsident Urs Schwaller Ruoff sein Vertrauen ausgesprochen – zumindest bis der Untersuchungsbericht vorliegt. Auch die oberste Postchefin, Bundesrätin Doris Leuthard, sah zunächst keinen Grund, Ruoffs Rücktritt zu fordern.

Strafverfahren eingeleitet

Anfang Februar war bekannt geworden, dass die Postauto AG jahrelang im subventionierten Geschäftsbereich Gewinne erzielt und zu hohe Subventionen von Bund und Kantonen bezogen hatte. Letztere verlangen deshalb 78,3 Millionen Franken von der Post zurück.

Neben der posteigenen Untersuchung ist zur Postauto-Affäre ein Verwaltungsstrafverfahren eingeleitet worden. Der Bundesrat hat auf Antrag des Verkehrsdepartements (UVEK) das Bundesamt für Polizei (Fedpol) damit betraut.

Seit 2012 bei der Post

Die 60-jährige Managerin Ruoff übernahm Ende 2012 die Leitung der Post mit ihren rund 60'000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Unter ihrer Ägide kam es zu Poststellenschliessungen und zur Überführung von Postdienstleistungen in Agenturen. Der Prozess läuft weiter.

Ruoff stiess von British Telecom Schweiz, wo sie Konzernchefin war, zur Post. Sie folgte auf Jürg Bucher. Zuvor hatte Ruoff in diversen multinationalen Unternehmen gearbeitet. Bei ihrer Berufung lobte die Post besonders ihre Kenntnisse der digitalen Welt, denn die Postkunden würden vermehrt nach elektronischen Dienstleistungen verlangen.

Meistgelesene Artikel