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Schweiz Reise der Hoffnung

Ein 19-Jähriger Schweizer reist nach Slowenien, um den Flüchtlingen zu helfen. Mit dabei: zwölf Helfer und eine Tonne Hilfsmaterial. Vor knapp einer Woche ist er zurückgekommen. Im Gespräch schildert er die dramatischen Zustände, die er dort erlebt hat.

Michael Meinen ist ein 19-jähriger Schweizer im letzten Jahr seiner Berufsausbildung. Vor kurzem war er in Slowenien, um Flüchtlingen vor Ort zu helfen. Kurz nach seiner Rückkehr berichtet er am Telefon von seinen Eindrücken. Seine Stimme ist leicht brüchig – die Bilder, die er gesehen hat, haben einen tiefen Eindruck hinterlassen.

SRF News: Herr Meinen, wo waren Sie genau?

Open Border Caravan Bern

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Michael Meinen ist Mitglied des Projekts «Open Border Caravan Bern». Die Gruppe wehrt sich gegen die Grenzerrichtungen in Europa. Sie fordert die Schweizer Regierung dazu auf, die Flüchtlinge auf der aktuellen Fluchtroute zu unterstützen.

Michael Meinen: Zuerst waren wir in Spielfeld an der österreich-slowenischen Grenze. Dann zogen wir weiter nach Gruskovje in Slowenien und von dort nach Brezice und Dobova/Rigonce. Am Sonntagabend sind wir wieder in der Schweiz angekommen.

Wer ist «wir»?

Zwölf Personen aus dem Raum Bern. Mit dabei war ein syrischer Dolmetscher aus Schaffhausen. Auf der Reise haben wir uns dann mit Freiwilligen aus Österreich zusammengeschlossen.

Was haben Sie gesehen?

Vor allem in Brezice und Dobova/Rigonce waren wir Zeuge entsetzlicher Situationen. Erschüttert hat mich vor allem, dass es so viele Kinder gab, die unter der einsetzenden Kälte litten. In den Lagern versuchten die Erwachsenen, Wärmefeuer zu machen. Ins Feuer warfen sie aber auch Plastikabfälle. Dadurch entstanden giftige Dämpfe. Insbesondere bei den Babies führte dies zu lebensbedrohenden Zuständen. Unter den Flüchtlingen waren auch viele, die einfach nicht mehr laufen konnten. Ich habe viele Invalide gesehen. Es mangelte an allem: Nahrungsmittel, Kleider, Zelte.

Welche Hilfsmittel führten Sie aus der Schweiz mit?

Wir verteilten über eine Tonne Kleider. Mit den Spendengeldern kauften wir vor Ort Lebensmittel und Trinkwasser. Wir konnten damit etwa 5000 bis 6000 Menschen helfen. Aber klar, unsere Hilfe war nur ein Tropfen auf dem heissen Stein. Die Not war immens.

Wie haben die Menschen auf Ihre Hilfe reagiert?

Sehr dankbar. Sie waren erleichtert, dass Menschen gekommen sind, die sie wieder als Menschen behandeln.

Was sind Ihre Motive gewesen, nach Slowenien zu reisen?

Zum einen spürte ich eine unendliche Wut und Verzweiflung auf einige EU-Regierungen, die nicht helfen wollen. Aber auch von unserer Politik bin ich enttäuscht. Da kommt einfach zu wenig. Wir wollten ein menschliches Zeichen setzen. Nebst dem symbolischen Effekt durfte ich aber auch erleben, welche Wirkung unsere Hilfe tatsächlich hat: Vielen Kindern konnten wir das Leben retten.

Wie?

Wie erwähnt, brannten in den Lagern grosse Wärmefeuer. Viele Babies, die unter akuter Atemnot litten, konnten wir medizinisch retten.

Gab es für Sie Schlüsselsituationen?

Ja, Als wir in Dobova/Rigonce angekommen sind, liefen wir zuerst zur grünen Grenze. Da haben wir die Flüchtlingszüge losmarschieren sehen. Wir wollten Kleinkindern und Invaliden helfen, die entkräftet waren. Unsere Idee war, die Kinder und Invaliden zu den Flüchtlingslagern zu fahren. Doch da kamen die Polizisten und zerrten die Kinder und Gebrechlichen aus dem Auto heraus. Sie wollten nicht, dass wir uns einmischen. Die Polizisten drohten uns mit dem Schlagstock. Diese Momente haben sich tief in meine Seele gebrannt.

Werden Sie wieder nach Dobova/Rigonce zurückkehren?

Wir müssen zuerst die schlimmen Erlebnisse verdauen. Die nächste Hilfsreise ist aber bereits in Planung. Und auch über die Feiertage werden wir versuchen, etwas zu bewegen. Noch ist aber unklar, ob wir das aus der Schweiz organisieren oder wieder vor Ort helfen.

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