Es beginnt, wie virtuelle Events fast immer beginnen. Man muss sich registrieren. Sind die Formalitäten erledigt, kann die «Reise» zur ersten virtuellen Ferienmesse der Schweiz beginnen.
Das Gefühl erinnert zuerst an ein Computerspiel. Man wählt sich einen Avatar aus, ein virtuelles Abbild der eigenen Person. Diesen kann man in einer Garderobe nach eigenem Gusto einkleiden. Alles virtuell natürlich. Dann beginnt der eigentliche Messe-Besuch.
Und dieser virtuelle Besuch kommt der Realität beeindruckend nahe. Die Ferienmesse findet nämlich in vier Messe-Hallen statt. Man schlendert von Messestand zu Messestand, vorbei an Logos der Reise-Anbieter, an Werbeplakaten für Sonderangebote und Bilder von Sandstränden. In virtuellen Vortragsräumen können zudem Referate angehört und angesehen werden.
Auch an der virtuellen Ferienmesse wird man von Verkäuferinnen und Verkäufern «angesprochen». Wer eine gewisse Zeit vor einem Messestand verweilt, liest plötzlich im Chat: «Kann ich Ihnen helfen?» Nach ein paar Schriftwechseln fragt die Verkäuferin, ob sie das Beratungsgespräch als Video-Telefon fortsetzen dürfe. Das Gespräch kann direkt im Tool gestartet werden. Eines der Gespräche bricht dann allerdings aus unerfindlichen Gründen ab – Probleme, die man aus jeder anderen Videokonferenz kennt. Die Tücken der Online-Technologie sind natürlich auch an der virtuellen Ferienmesse spürbar.
150 Verkäuferinnen und Verkäufer stehen an der ersten virtuellen Ferienmesse der Schweiz im Einsatz. Sitzen also daheim vor ihren Computern, über die sie mit potenziellen Kundinnen und Kunden kommunizieren, die ebenfalls daheim vor ihren Computern sitzen. Rund 1300 Menschen haben am Eröffnungstag die Messe «besucht». Insgesamt rechnet Initiant Cäsar Bolliger mit rund 5000 virtuellen Gästen über das ganze Wochenende verteilt.
Die Corona-Pandemie macht der Reisebranche zwar schwer zu schaffen. Aber der Informationsbedarf der Kundschaft sei gross, erklärt Bolliger. «Reisen sind möglich. Man muss nur wissen, wo und wie.» Diese Informationen könnten sich Kundinnen und Kunden an dieser virtuellen Messe holen.
Allerdings: Das schöne Wetter in der realen Welt dürfte den Ansturm auf die Ferienmesse in der virtuellen Welt wohl etwas bremsen. Cäsar Bolliger betont denn auch: «Es ist Experiment, wir machen das zum ersten Mal. Wir müssen damit auch noch Erfahrungen sammeln.» Eine Erfahrung haben die Initianten bereits gemacht: Ursprünglich wollten sie für den virtuellen Messe-Besuch einen Eintrittspreis verlangen. Inzwischen ist das Angebot kostenlos. «Das Publikum ist noch nicht bereit, für so ein neuartiges Modell etwas zu bezahlen», meint Bolliger.
Der Besuch an der virtuellen Ferienmesse neigt sich seinem Ende entgegen. Ein spezielles Erlebnis. Was fehlt? Natürlich der Kontakt von Angesicht zu Angesicht mit physisch anwesenden Menschen. Ansonsten aber wohl aber vor allem die Kugelschreiber und Prospekte, die man sonst nach so einer Messe nach Hause trägt. Und vielleicht auch der oft ohrenbetäubende Lärm in den realen Messehallen. Die virtuelle Welt hat tatsächlich auch Vorteile.