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Chlortransporte durch dichtbesiedeltes Gebiet
Aus Tagesschau vom 21.02.2015.
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Schweiz Rollende Zeitbomben: Chlortransporte mit der Bahn

Die Schweiz stellt selber zu wenig Chlor her. Darum muss sie es importieren. Bis zu 60 Tonnen Chlor fahren täglich durch Genf, Lausanne und Basel. Das sind dicht besiedelte Gebiete. Nicht auszudenken, was bei einem Zugunglück geschähe. Jetzt stellen Politiker Forderungen.

Zugunglücke können jederzeit eintreten, wie die gestrige Zugkollision beim Bahnhof Rafz (ZH) zeigte. Bei reinen Personentransporten begrenzt sich der Schaden auf Passagiere und Zugpersonal. Anders sieht die Situation aus, wenn der Zug hochgiftige Substanzen wie Chlor transportiert.

Chlortransporter gelangen über Genf in die Schweiz und passieren zahlreiche Schweizer Städte.
Legende: Chlortransporter gelangen über Genf in die Schweiz und passieren zahlreiche Schweizer Städte. SRF

Regelmässige Chlortransporte, grosse Risiken

In Genf und Lausanne passiert jeden Tag ein Zug mit einer Ladung von 60 Tonnen Chlor, um Chemiefabriken im Wallis (Syngenta Monthey, Lonza Visp) zu beliefern. Jährlich fahren damit 25‘000 Tonnen Chlor an Westschweizer Wohnungen und Büros vorbei. Auch in der Deutschschweiz gelangen grössere Mengen Chlor in dichtbesiedelte Regionen. Recherchen der Tagesschau zufolge kommen via Badischen Bahnhof jährlich 12'000 Tonnen Chlor in die Schweiz.

Chlor

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Chlor wird in der chemischen Industrie als Wundermittel für Alltagsgegenstände wie Möbel und Hauhaltgeräte verwendet. Chlor ist aber auch ein hochgiftiges Gas, das im ersten Weltkrieg oder in Syrien als Giftgas eingesetzt wurde. Chlor wird per Bahn zu tausenden von Tonnen in die Schweiz importiert, da die Produktion im Ausland günstiger ist.

Ein Unfall mit Chlorgas hätte verheerende Folgen. 30 Prozent der Menschen, die sich in einem Radius von 2,5 Kilometer zum Unfallort aufhalten, sind in Todesgefahr, wenn sie das Gas einatmen. Nur knapp entging Lausanne einer Chemie-Katastrophe, als vor 21 Jahren bei einem Unfall im Bahnhof Lausanne eine Chlor ähnliche, krebserregende Flüssigkeit auslief (Epichlorhydrin).

Risiko auch in Basel bald zu gross?

Der Bund warnt angesichts der massiven Chlortransporte, dass am Genfersee-Bogen «in 10 bis 20 Jahren die heute akzeptablen Risiken untragbar werden könnten.» Eine Arbeitsgruppe des Bundes sucht derzeit nach Lösungen. Wie Recherchen der Tagesschau zeigen, könnte auch in Basel das Risiko von Chlortransporten bald zu gross werden. Derzeit sind die Behörden an einer neuen Risikoanalyse.

«Wir sind hier auch in einer städtischen Agglomeration. Wir haben auch sehr viel Chlor, das hier durchtransportiert wird. Also eine solche Entwicklung ist auch in Basel denkbar.» sagt Hans Bossler zuständig für die Störfallvorsorge und Biosicherheit in der Stadt Basel. Schon heute sind während Spielen des FCB, Chlortransporte am St. Jakob-Stadion vorbei verboten.

Politiker wehren sich gegen die Chlortransporte

Der Basler SP Nationalrat Beat Jans hat bereits zwei Interpellationen beim Bundesrat eingereicht: «Das Ziel wäre, dass wir am Deutschen Bahnhof ein zusätzliches Gleise bekommen. So dass man eben Personenverkehr und diesen Güterverkehr trennen kann. Das würde die Unfallgefahr deutlich senken.»

Das Genfer Kantonsparlament seinerseits fordert mit einer Resolution von letztem Donnerstag die Bundesversammlung auf, die massiven Chlortransporte zu verbieten. Im Januar hatten bereits die Genfer, Waadtländer und Walliser Grünen diese Forderung gestellt. Unternehmen, die grosse Chlormengen benötigen, sollten gezwungen werden, diese vor Ort herzustellen.

Erste Massnahmen

Wirklich gelöst würde das Problem nur, wenn Chlor wieder dort produziert würde, wo es die Industrie braucht. Derzeit ist das für die Industrie teurer als der Import. Bis Ende Jahr will die Arbeitsgruppe unter Führung des Bundesamtes für Umwelt BAFU Lösungen präsentieren. Bereits müssen in Genf die Züge langsamer fahren, neue Routenführungen und Brandschutzmauern entlang den Geleisen werden geprüft.

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