Das Wichtigste in Kürze
- Seit dieser Woche bildet die ETH Zürich Mediatoren aus der ganzen Welt in einem 18-monatigen Studiengang aus. Ein Drittel des Budgets von 5,5 Mio. Franken trägt der Bund.
- Die Teilnehmenden bringen eine gewisse Erfahrung mit und sollen diese in den Lernprozess einbringen.
- Als Dozenten wirken sehr erfahrende Mediatoren und Fachleute aus dem EDA.
Über 150 angehende Mediatorinnen und Mediatoren haben sich für die erste Durchführung des Master-Studiengangs bei der ETH Zürich gemeldet. 18 von ihnen sind schliesslich aufgenommen worden und können nun ihre Ausbildung beginnen.
Es sind Diplomatinnen und Experten aus Aussenministerien, aber auch Vertreter internationaler Organisationen wie der UNO, wie der zuständige ETH-Professor Andreas Wenger sagt.
Grosse Durchmischung soll zusätzlichen Nutzen bringen
Sie kommen von überall her auf der Welt. Aus allen Regionen, Asien, Afrika, Mittlerer Osten, Lateinamerika, aber auch Europa ist abgedeckt. «Diese Durchmischung ist nicht zuletzt daher wichtig, weil die Teilnehmenden, die alle schon eine gewisse Erfahrung in der Mediation mitbringen, ihre Hintergründe aktiv in den Lernprozess einbringen sollen», erklärt Wenger.
Von der Analyse bis hin zu Rollenspielen
Im 18-monatigen Studiengang lernen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer in Zürich verschiedene Facetten der Friedens-Mediation: Konfliktanalyse zum Beispiel, Kommunikation und Verhandlungstheorie oder was ein Friedensvertrag enthalten muss.
In Rollenspielen werden schwerige Situationen geübt: Wie reagieren, wenn Gesprächspartner frustriert den Raum verlassen – oder sogar aggressiv werden? Gemäss Andreas Wenger wird ausserdem gegen Ende des Kurses ein mehrtägiger Mediationsprozess unter realistischen Bedingungen von A bis Z durchgespielt.
Mediatoren mit sehr viel Erfahrung werden mitwirken. Wir bilden eine Brücke zwischen Wissenschaft und Praxis.
Mediatoren mit sehr viel Erfahrung werden laut Wenger mitwirken. Zwischen Wissenschaft, Theorie und Konzeptuellem auf der einen Seite und den praktischen Erfahrungen aus Mediationsprozessen auf der anderen Seite soll eine Brücke gebaut werden.
Als Dozenten sind auch Expertinnen des Aussendepartements EDA beteiligt. Diees hat den neuen Studiengang zusammen mit der ETH von Anfang an mitgestaltet und kommt für einen Drittel des Gesamtbudgets von 5,5 Millionen Franken auf.
Es sei im Interesse der Schweiz, dass es mehr professionelle Mediatoren auf der Welt gebe, sagt Nicole Providoli vom EDA. Für die Schweiz sei die Professionalisierung der Mediation sehr wichtig. Die Schweiz wolle dazu beitragen, dass Friedensabkommen nachhaltiger wirkten. «Im Moment gibt es weltweit noch keinen solchen Lehrgang. Die Schweiz und die ETH füllen hier also eine Lücke.»
Wir wollen einen Beitrag leisten, damit Friedensabkommen eine nachhaltigere Wirkung haben.
Es mache Sinn, dass eine solche Ausbildung gerade in der Schweiz angeboten werde, unterstreicht Providoli und verweist auf die grosse Erfahrung und den hervorragende Ruf in der Friedensmediation: «Wir sind neutral und betreiben keine Machtpolitik. Das schafft uns Vertrauen und lässt uns glaubwürdig erscheinen. Wir haben natürlich eine spezielle Expertise und Erfahrung im Friedensbereich, die wir einbringen.»
Schweiz als Vermitterlin in vielen Friedensprozessen
Deshalb hat die Schweiz in den vergangenen Jahren über 30 Friedensprozesse in mehr als 20 Ländern begleitet. 2011 beispielsweise vermittelte sie erfolgreich bei der diplomatischen Krise zwischen Russland und Georgien. Auch bei den Friedensverhandlungen zwischen der kolumbianischen Regierung und den Farc-Rebellen war die Schweiz massgeblich beteiligt.
Nun soll der neue Studiengang der ETH Zürich dafür sorgen, dass der Welt die professionellen Friedensstifter nicht ausgehen. Denn sie seien wichtig, sagt ETH-Professor Wenger. Es brauche den internationalen Dialog in konfliktreichen Zeiten wie diesen. Und so will die ETH mit ihrem Studiengang einen bedeutenden Beitrag leisten für eine friedlichere Welt.