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Seltene Covid-Symptome Erbrechen und Durchfall: Muss das Kind zum Corona-Test?

Auch wer Symptome hat, die nur selten mit einer Covid-Erkrankung in Verbindung gebracht werden, soll sich ab heute testen lassen. Dazu gehören etwa Muskelschmerzen, Erbrechen oder Durchfall.

Bisher sollte sich nur testen lassen, wer häufige Symptome einer Covid-Erkrankung aufwies, etwa den Verlust des Geruchssinns, Fieber, Husten oder Halsschmerzen. Insbesondere in Bezug auf Kinder wirft die Ausweitung der Testkriterien Fragen auf. SRF-Wissenschaftsredaktor Thomas Häusler ordnet ein.

Thomas Häusler

Wissenschaftsredaktor

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Thomas Häusler ist Wissenschaftsredaktor bei SRF. Er hat in Biochemie doktoriert und eine Weiterbildung in Wassermanagement an der Uni Genf absolviert. Seit 2013 ist er Leiter der Wissenschaftsredaktion.

SRF News: Ist Durchfall und Erbrechen wirklich ein gravierendes Covid-Symptom? Wie häufig kommt das vor?

Thomas Häusler: Nein, Erbrechen und Durchfall können bei einer Covid-Infektion zwar vorkommen – aber das ist selten. Gleichzeitig gibt es viele andere Erreger, die diese Symptome auslösen, vor allem andere Viren.

Müssen Eltern also nicht bei jedem Erbrechen und Durchfall des Kindes zum Arzt?

Wenn der Durchfall und das Erbrechen bald wieder aufhören und keine anderen schweren Symptome wie Fieber oder Ähnliches dazukommen, kann man einmal abwarten. Hat das Kind auch am nächsten Tag noch die gleichen Symptome, ist es sowieso gut, mit dem Kinderarzt Kontakt aufzunehmen – zuerst telefonieren – und er sagt dann, was weiter zu tun ist.

Geraten Kinderärzte nicht an Kapazitätsgrenzen, wenn sie jeden Bagatellfall testen müssen?

Klar, eine einfache Magenverstimmung kann ohne ärztliche Hilfe vorbeigehen, aber wenn sie etwas länger dauert, wenn das Kind länger als eine Nacht erbricht und/oder Durchfall hat und vielleicht auch noch Fieber, dann ist es gut, wenn ein Arzt sich das ansieht. Es gibt einige Darminfekte, bei denen die Kinder viel Flüssigkeit und Salze verlieren und das muss man behandeln.

Wie sinnvoll ist diese Regelung? Gehen Eltern tatsächlich mit ihren Kindern zum Covid-Test?

Die Regeln sind recht zurückhaltend. Sie sagen, man soll mit einem Kind mit irgendwelchen Symptomen nicht sofort zum Arzt marschieren, sondern je nach Symptomen abwarten – wenn sie eher mild sind, und es dem Kind sonst nicht schlecht geht. Treten Fieber über 38.5 °C und starker Husten auf und dazu noch andere mögliche Covid-Symptome, zum Beispiel Durchfall, dann soll man den Arzt anrufen und besprechen, was zu tun ist.

Was gilt jetzt eigentlich, sind Kinder Treiber der Pandemie oder nicht?

Kinder unter 12 können auf jeden Fall auch angesteckt werden, aber vermutlich seltener als Jugendliche und Erwachsene. Zudem haben sie auch seltener Symptome – und stecken wahrscheinlich auch weniger schnell andere an. Das spiegelt sich auch in den Zahlen der PCR-Tests: Es gibt deutlich weniger Fälle von positiv getesteten Kindern bis 12. Oftmals werden Kinder zu Hause von Erwachsenen angesteckt – man sollte also überlegen, ob eine erwachsene Person im Haushalt Kontakt mit möglichen Covid-Infizierten hatte. Damit diese dann einen Test machen können, wenn Symptome da sind, oder auch, um Risikopersonen in der Familie schützen zu können.

Wieso müssen denn Kinder erst ab 12 Jahren eine Maske tragen?

Weil Kinder unter 12 weniger angesteckt werden und das Virus vermutlich weniger häufig weitergeben. Und es ist für sie sicher schwieriger als für Ältere, damit umzugehen. Dies sagt auch der Verband der Schweizer Kinderärzte. Aber Maske tragen ist für Kinder nicht grundsätzlich schädlich. Deswegen sagen die Kinderärzte, wenn die lokalen Behörden dies einmal punktuell verfügen, weil es zum Beispiel an einer Schule viele Fälle gibt, dann ist nichts dagegen zu sagen.

Das Gespräch führte Benedikt Widmer.

SRF info, 1.12.2020, 14:00 Uhr ; 

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