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So ticken die Jungen Arbeit soll Sinn machen – aber nicht Sinn des Lebens sein

Sinnstiftender Job, flexible Arbeitsmodelle und vor allem: Arbeit ist nicht alles. So sehen die Jungen ihre Zukunft.

«Mehr zum Leben»: Unter diesem Motto haben die Gewerkschaften am diesjährigen Tag der Arbeit demonstriert. Es sei Zeit für mehr Lohn, mehr Rente, mehr Gleichstellung – aber auch für mehr Zeit für sich selber – neben der Arbeit. SRF hat mit den Studierenden der Universität Bern gesprochen und sie gefragt, wie sie sich den idealen Arbeitgeber vorstellen:

Elena Hubschmid-Vierheilig von der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) hat die Erwartungen der jungen Generationen untersucht – und sieht sich durch die Aussagen bestätigt.

Elena Hubschmid-Vierheilig

Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften

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Die Dozentin befasst sich in ihrer Forschung mit der «Generation Y» – junge Leute mit Geburtsjahrgang bis Mitte der 1990er-Jahre. Auch die darauf folgende «Generation Z» hat sie beleuchtet.

SRF News: Respekt, Kommunikation, kein Druck: Sind diese Aussagen typisch für die Jungen?

Elena Hubschmid-Vierheilig: Sie sind sehr typisch. Sie wollen Chefs mit Sozialkompetenz und nicht solche, die sich allein auf die hierarchische Überlegenheit berufen. Sie sollen als Mentoren und Vorbilder wirken und die persönliche Weiterentwicklung unterstützen.

Die junge Generation will flexible Arbeitsbedingungen wie Home Office. Aber auch flexible Arbeitszeiten und die Möglichkeit zu Teilzeitarbeit.

Kommunikation basiert für sie nicht auf reinem Austausch von Informationen, sondern auf Dialog. Das wollen die Jugendlichen auch im Beruf leben. Ihre Meinungen sollen in die Entscheidungen von Führungskräften miteinbezogen werden. Die heutigen Jugendlichen legen das Gewicht bewusst auf die Sozial- und Führungskompetenzen. Fachkompetenzen alleine reichen nicht. Das war bei früheren Generationen etwas anders.

In unseren Befragungen drückten die Jugendlichen den Wunsch aus, flexibel arbeiten zu können und Familie und Beruf in Einklang zu bringen. Oder auch, Teilzeit zu arbeiten und nicht das ganze Leben dem Job zu widmen:

Sind das ebenfalls typische Aussagen?

Eine Studie hat sich jüngst mit der Work-Life-Balance und der Frage befasst, warum die Generationen «Y» und «Z» nicht so oft Führungspositionen anstreben. Diese gehen ja sehr oft mit Vollzeitstellen einher. Die «Gen Y»-Vertreter fürchten, dass die Work-Life-Balance aus dem Lot gerät. Die «Gen Z»-Vertreter wiederum will keinen zu hohen Stresslevel durch die Arbeit. Klar ist: Die junge Generation will flexible Arbeitsbedingungen wie Home Office. Aber auch flexible Arbeitszeiten und die Möglichkeit zu Teilzeit-Arbeit.

Ketzerisch gefragt: Muss all diesen Wünschen entsprochen werden? Man könnte auch sagen, der Arbeitsmarkt ist kein Wunschkonzert.

Das stimmt. Aber im Arbeitsmarkt sind gewisse Kompetenzen sehr gefragt. Die Absolventen, die eben diese Fähigkeiten mitbringen, haben aber auch Ansprüche. Wenn man als Arbeitgeber für eine bestimmte Gruppe mit bestimmten Fähigkeiten attraktiv sein will, muss man auf ihre Bedürfnisse eingehen.

Zu ihren Lohnvorstellungen sagten uns die Befragten, dass sie natürlich von der Arbeit leben können möchten. Wichtiger sei aber die Freude daran. Andere sagten, dass sie Menschen helfen und etwas bewirken möchten.

Waren das einfach Jugendliche aus privilegiertem Umfeld?

Für die Schweiz als Hochlohnland sind solche Aussagen typisch. Das ist in Ländern wie Spanien anders. Für die «Gen Y» waren Boni nach dem Leistungsprinzip noch ein Muss: Sie wollten, dass Leistung mit variablen Lohnanteilen anerkannt wird. Die «Gen Z» wiederum möchte ein gutes Fix-Salär. Dieses fördert das Miteinander und nicht das Gegeneinander. Das «Ellbogen-Ausfahren», das noch für die «Gen Y» in Ordnung war, verliert für sie an Bedeutung. Der Lohn hat klar nicht oberste Priorität. Der Lohn soll ausreichen, die Arbeit aber auch sinnstiftend sein.

Das Gespräch führte Simone Hulliger.

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