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Kostentreibende Spezialärzte
Aus 10 vor 10 vom 08.04.2016.
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Schweiz Spezialärzte fangen Tarif-Kürzungen mit Zusatz-Behandlungen auf

Der Arzttarif Tarmed wird gegenwärtig überarbeitet. Bereits 2014 änderte der Bundesrat den Tarif. Hausärzte sollten mehr, Spezialärzte weniger verdienen. Neue Zahlen, die «10vor10» vorliegen, zeigen: Dieser Eingriff erzielte die gewünschte Wirkung nicht.

Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) hat auf den 1. Oktober 2014 den Arzttarif Tarmed angepasst. Grundversorger sollten mehr Geld erhalten, Spezialärzte weniger. Dazu wurden die Taxpunkte verschiedener technischer Leistungen um 8,5 Prozent gekürzt.

«10vor10» liegen nun erstmals Zahlen des Krankenkassenverbands Santésuisse auf Jahresbasis vor. Diese zeigen: Die Kosten der Spezialärzte bei den gekürzten technischen Leistungen gingen nicht wie gewünscht zurück, sondern blieben beinahe unverändert. Konkret sanken die Kosten im ersten Jahr nach der Tarifkürzung von 1,128 Milliarden Franken auf 1,124 Milliarden Franken. Ein Rückgang von lediglich 0,3 Prozent.

Im Spitalbereich Zunahme um 2 Prozent

Die Kosten der ambulanten Behandlungen im Spital bei den gekürzten Tarmed-Kapiteln nahmen gemäss Santésuisse sogar zu, um 2 Prozent. Sie stiegen von 3,443 Milliarden Franken auf 3,512 Milliarden Franken, gerechnet mit einem durchschnittlichen Taxpunktwert von 0.89 Franken.

Santésuisse-Direktorin Verena Nold sagt gegenüber «10vor10»: «Die Spezialärzte erhielten zwar pro Position weniger. Aber sie rechneten die Positionen häufiger ab. Damit wurde das Ziel des Einsparens bei den nicht erreicht.» Nold geht von einer Mengenausweitung durch die Ärzte aus.

Ärzte führen mehr Behandlungen durch

Gesundheitsökonom Tilman Slembek, Wirtschaftsprofessor an der ZHAW in Winterthur ist nicht erstaunt, dass die Ärzte nach der Tarifkürzung mehr verrechnet haben: «Wenn man Tarifanpassungen macht, erbringen Ärzte häufig einfach zusätzliche Behandlungen.» Der Einzelleistungstarif Tarmed gebe den Ärzten dazu Anreize.

Urs Stoffel, Mitglied des Zentralvorstands der Ärztevereinigung FMH, betont hingegen, dass gerade bei den gekürzten technischen Leistungen die Nachfrage stark steigend sei. Er erklärt gegenüber «10vor10»: «Es ist nicht so, dass es 8,5 Prozent weniger Kosten geben kann. Denn es herrscht bereits eine normale Kostensteigerung von über 4 Prozent.»

Der Spitalverband H+ schreibt, dass mehr Patienten und mehr ambulante statt stationäre Behandlungen für die Zunahme sorgten. «Der Umstand, dass nun das Wachstum nur 2 Prozent beträgt, deutet aus Sicht von H+ folglich darauf hin, dass der Tarmed-Eingriff voll durchgeschlagen hat und eben gerade nicht kompensiert wurde.»

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