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Schweiz Spitäler im Renovationsstau: Private springen in die Bresche

In der ganzen Schweiz müssen öffentliche Spitäler saniert werden. Um die milliardenschweren Renovationen zu bezahlen, suchen die Spitalbetreiber nach neuen Geldern. Fündig werden sie bei privaten Investoren.

Seit Anfang 2012 können auch allgemein versicherte Patienten selber entscheiden, in welche Klinik sie gehen wollen; ob sie sich in einem öffentlichen oder in einem privaten Spital behandeln lassen wollen. «Wir haben eine Situation des Wettbewerbs», stellt Christian Elsener vom Wirtschaftsberatungsunternehmen PwC fest.

Gesucht: 20 Mrd. Fr. für Sanierungen

Im Poker um die Patienten haben die staatlichen Anbieter schlechtere Karten als die Privaten. Schuld daran ist der Investitionsstau im öffentlichen Sektor. Oft entsprechen die Spitalbauten nicht mehr ganz den Anforderungen. Es sind Investitionen in Milliardenhöhe nötig.

Dieses Problem haben die Privatkliniken nicht. Sie investierten schon länger laufend in ihren Immobilienpark. Die umsatzstärkste Privatklinikgruppe der Schweiz etwa, Hirslanden, steckte allein im letzten Geschäftsjahr 120 Millionen Franken in Bau- und Unterhaltsprojekte. Nun ziehen die öffentlichen Spitäler nach.

Weil bei ihnen in der Vergangenheit jedoch zu wenig investiert wurde, besteht ein riesiger Nachholbedarf. Laut Elsener von PwC beträgt der Investitionsbedarf allein bei den öffentlichen Spitälern in der Deutschschweiz gegen 20 Milliarden Franken. Und das nur für Um- und Neubauten.

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In St.Gallen sollen die kantonalen Spitäler mit 1 Mrd. Fr. saniert werden
aus Rendez-vous vom 06.11.2014. Bild: Keystone
abspielen. Laufzeit 3 Minuten 23 Sekunden.

Geld am Kapitalmarkt beschaffen

Das können die Betreiber der Spitäler nicht aus der eigenen Kasse bezahlen. Und wegen des neuen Finanzierungsregimes stehen ihnen die Kantone nur noch bedingt mit Geld zur Seite. Deshalb holen sich die Spitäler die zusätzlichen Mittel von den Banken, oder direkt am Kapitalmarkt über die Ausgabe von Anleihen.

Mit dem Verkauf der Wertpapiere am Markt kommen sie zu frischem Geld, machen gleichzeitig aber auch Schulden bei den Investoren. So geschehen im Herbst vor einem Jahr, als der Spitalverband Limmattal mittels Krediten und Anleihen 230 Millionen Franken zusammenbrachte.

Das Beispiel hat Schule gemacht: 75 Millionen Franken brachte im April eine Anleihe des Regionalspitals Emmental ein. Und für eine neue Bettenstation und die Sanierung des Hochhauses aus den Siebzigerjahren gelangte im Mai das Spital im zürcherischen Wetzikon mit einer 170 Millionen-Anleihe an den Kapitalmarkt. Dank tiefer Zinsen sind diese Mittel für die Spitalbetreiber günstig. Sie bezahlen für das Geld weniger als zwei Prozent Zins pro Jahr.

Staatsgarantie könnte nicht in jedem Fall gelten

Die Anleihemärkte seien sehr interessiert, bestätigt Elsener. Was die Spitäler den privaten Investoren zu bieten haben, ist die Möglichkeit zu einer stabilen, relativ sicheren Geldanlage: Hinter den Betreibern steht als Träger und grundsätzlicher Garant die öffentliche Hand.

Umstritten ist allerdings, ob der Staat in jedem Fall tatsächlich für die Schulden der Spitäler gerade stehen würde, wenn es Probleme gäbe. Doch die niedrige Verzinsung der Spitalanleihen zeigt, dass sich die Anleger derzeit darum keine grosse Sorgen machen.

Interessant für Pensionskassen?

Auch für Schweizer Pensionskassen sind Spitalanleihen eine Option, um die Vorsorgegelder der Versicherten anzulegen. Wahrscheinlich hätten einige Pensionskassen solche Investments geprüft, sagt Hanspeter Konrad vom Pensionskassenverband Asip. Allerdings erscheine die Verzinsung etwas mager angesichts des Risikos, das mit Schuldpapieren stets verbunden sei.

Vorerst sind Spitalanleihen deshalb ein Nischenprodukt auf dem Finanzmarkt, wenn auch eines mit Wachstumspotenzial. Die öffentlichen Spitäler müssen nun beweisen, dass sie die Bauten, die sie mit dem frischen Kapital errichten, auch tatsächlich mit Patienten füllen können. Schaffen sie das, schiessen die Investoren vielleicht noch mehr Geld ein.

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