Im Moment ist im Wallis Zwischensaison: Es ist weder Sommer noch richtig Winter. Es ist die Zeit, in der man sich für den Ansturm vorbereitet, damit man bereit ist, wenn die Gäste aus aller Welt im Wallis Skifahren gehen wollen. Auch dieses Jahr werden Touristinnen und Touristen erwartet, jedoch eher aus der Schweiz. Die Sportgeschäfte machen sich bereit – an Skiausrüstung soll es nicht mangeln, wenn der Schnee kommt.
Was aber nützt die akribische Vorbereitung auf Kundinnen und Kunden, wenn Geschäfte schliessen müssen, weil das Personal in Quarantäne muss? Nichts, sagte sich Silvio Berchtold. Er führt zwei Sportgeschäfte in der Aletschregion. Das Geschäft zu schliessen ist für ihn keine Option: Einerseits wolle man natürlich Material vermieten und Gäste beraten, andererseits müsse man vermietetes Material auch wieder zurückbringen können. Deshalb brauchte er einen Plan, wie das Geschäft offen bleiben kann, auch wenn seine Mitarbeitenden in Quarantäne sind.
Aus Konkurrenten werden Verbündete
Der Plan baut auf die Solidarität der Konkurrenz, der anderen Sportgeschäfte in der Aletschregion. Berchtolds Idee: Wenn seine Leute ausfallen, hilft das Personal anderer Geschäfte bei ihm aus – und umgekehrt. Das Ausgeklügelte daran ist, dass alle Mitarbeitenden Fachpersonal sind.
Sie wissen, was sie tun, es sind keine Laien, die innert kürzester Zeit eingearbeitet werden müssen. Aber es würde heissen, dass die Konkurrenz bereit ist, ihm zu helfen, anstatt seine Ladenschliessung für den eigenen Profit auszunutzen. Ist das realistisch?
Bereit für den Notfall
Michaela Kummer-Mattig leitet ein Sportgeschäft auf der Bettmeralp. Sie ist begeistert von dieser Idee: «Wir haben natürlich Schutzkonzepte, aber es ist nicht ausgeschlossen, dass jemand vom Personal in Quarantäne muss.» Deshalb sei sie froh, auf das «Worst-Case-Szenario» vorbereitet zu sein. Sie begrüsst das gegenseitige Händereichen. «Zusammen sind wir stark.»
Nicht nur sie, auch andere Sportgeschäfte denken so. Insgesamt acht aus der Aletschregion machen bei Berchtolds Idee mit. Im Notfall soll so viel Personal in ein fremdes Geschäft geschickt werden, dass dieses den minimalen Betrieb aufrechterhalten kann, währendem die eigenen Leute in Quarantäne sind.
Schlimmeres verhindern
«Es wird sowieso eine schwierige Saison», so Silvio Berchtold. Es werde Einbussen geben, vor allem rund um Weihnachten. Er rechnet mit etwa 30 Prozent. «Insbesondere die Leute aus Holland und Deutschland werden uns fehlen», auch die anderen Ausländerinnen und Ausländer. Aber durch die Zusammenarbeit in der Krise sei es möglich, die Geschäfte vor dem Konkurs zu retten.
Jetzt hoffen wir auf viel Schnee.
Das Material ist da, das Personal spannt zusammen – kann also fast nichts mehr schiefgehen? «Doch», so Berchtold. «Der Schnee muss fallen.» Und da könne zum Glück Corona keinen Strich durch die Rechnung machen.