«Es ist der Hammer», schwärmt Christine Kessler, eine von mehreren hundert Velofahrerinnen und Velofahrern, die am Donnerstagabend zum ersten Mal durch den neu eröffneten Velotunnel unter dem Zürcher Hauptbahnhof fuhren.
Dieser verbindet die Stadtkreise 4 und 5 neu unterirdisch miteinander. «Früher musste ich mühsam rund um den Hauptbahnhof fahren. Der Tunnel ist eine Bereicherung für Zürich», sagt Velofahrer Tobias Kessler. Trotz Regenwetter war die Stimmung fast schon euphorisch.
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Bild 1 von 5. Christine Kesser ist seit 40 Jahren mit dem Velo in der Stadt Zürich unterwegs. Den neuen Velotunnel findet sie «der Hammer». Bildquelle: SRF/Hans-Peter Künzi.
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Bild 2 von 5. «Perfekt, wie man es von Zürich erwartet», schwärmt Richard Blätter. Bildquelle: SRF/Hans-Peter Künzi.
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Bild 3 von 5. Fanny Andermatt sieht auch einige Punkte kritisch. Zum Beispiel die Übersichtlichkeit oder Rutschgefahr. Bildquelle: SRF/Hans-Peter Künzi.
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Bild 4 von 5. Tobias Kessler findet den neuen Velotunnel eine «Bereicherung für Zürich». Bildquelle: SRF/Hans-Peter Künzi.
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Bild 5 von 5. Jasser Schnellmann und Lea von Büren wollen den Velotunnel auch nach der Eröffnung regelmässig nutzen. Bildquelle: SRF/Hans-Peter Künzi.
Der Tunnel führt von der Kasernenstrasse zum Sihlquai und ist rund 440 Meter lang. In der Mitte des Tunnels befindet sich eine Velostation mit Platz für 1240 Velos, die gratis benutzt werden kann. Von dieser Velostation aus gelangt man direkt zur Sihlquai-Passage des Hauptbahnhofs.
Gebaut wurde der Tunnel ursprünglich als Autobahnverbindung. Doch die Pläne des sogenannten «Ypsilon» wurden nie realisiert. Vor 14 Jahren hat «Pro Velo» in einer Petition dann vorgeschlagen, den Tunnelrohbau für Velos zu nutzen.
Dass der Velotunnel nun tatsächlich Realität geworden ist, bezeichnet Yvonne Ehrensberger, Geschäftsführerin von Pro Velo Kanton Zürich, als Meilenstein. «Es ist der direkteste und sicherste Weg, den man jetzt nehmen kann.»
Veloförderung kommt nicht recht vom Fleck
Die Stadt Zürich kostete der Umbau des Tunnels knapp 40 Millionen Franken. Eine Investition, die sich laut der Zürcher Tiefbauvorsteherin Simone Brander (SP) lohnt. Am Dienstag bezeichnete sie den neuen Velotunnel vor den Medien als Herzstück der Veloförderung in der Stadt Zürich.
Bis 2030 plant die Stadt ein 130 Kilometer langes Netz aus Velowegen. 50 Kilometer davon sollen als sogenannte Velovorzugsrouten gebaut werden, dies hat die Stadtzürcher Stimmbevölkerung vor bald fünf Jahren mit deutlicher Mehrheit beschlossen.
Von diesem Ziel ist man aber noch weit entfernt. Von den geplanten 50 Kilometern Vorzugsrouten wurden gerade einmal gut 4 Kilometer realisiert. Zwar befinden sich weitere Velorouten in Planung, doch sie werden teilweise durch Einsprachen blockiert.
Anwohnerinnen und Anwohner wehren sich unter anderem gegen den Abbau von Parkplätzen in den Quartieren. Aber auch Sicherheitsbedenken, beispielsweise vor Schulhäusern, sind bei Velowegen ein Thema.
Sind die Rampen zu steil?
Unter den Velofahrerinnen und Velofahrern dominierte am Donnerstagabend aber die Euphorie über den neuen Velotunnel, der übrigens auch «Liegevelo-tauglich» ist. Für Andrea Kolb hat der neue Tunnel den Test bestanden: «Auch liegend wie auf dem Sofa ist der Tunnel super.»
Doch es gibt auch erste kritische Stimmen. Einer Velofahrerin bereitet die Übersichtlichkeit im Tunnel und die Rutschgefahr etwas Sorgen. Bereits im Vorfeld gaben die Rampen, die in respektive aus dem neuen Tunnel führen, zu reden. Sind sie zu steil?
Die meisten der gestern anwesenden Velofahrerinnen und Velofahrern sehen da kein Problem. «Beim Runterfahren muss man einfach abbremsen», sagt eine junge Frau. Tatsächlich gilt im neuen Velotunnel auch ein Tempolimit von 20 km/h. Ob sich die Velofahrerinnen und Velofahrer daran halten, wird sich weisen.