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Mäzenentum im Kanton Zug: Warum häufig ausserkantonale Projekte unterstützt werden.
Aus Regionaljournal Zentralschweiz vom 02.07.2021. Bild: Keystone
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Stiftungen der Millionäre Zuger Bevölkerung profitiert kaum vom Geld der Superreichen

Wohin mit dem Geld? Nicht unbedingt in den Wohnkanton. Zuger Millionäre unterstützen häufig nicht einheimische Projekte.

Teure Autos und mondäne Villen. Wer sich im Kanton Zug schon einmal aufgehalten hat, merkt es sofort: Hier riecht es nach Geld. Der Kanton Zug ist für die Superreichen steuerlich attraktiv. Ein Topmanager mit fünf Millionen Jahresgehalt zahlt in Zug praktisch die Hälfte der Steuern, die er etwa im Kanton Bern abliefern müsste. Und noch weitere eindrückliche Zahlen: Im Kanton Zug kommen inzwischen auf 1000 Steuerpflichtige 132 Vermögensmillionäre. Mit anderen Worten: Jede achte Person im Kanton Zug ist Millionärin oder Millionär. Dies hat eine Analyse des «Sonntagsblick» diesen Frühling aufgezeigt.

Stadt Zug mit See und Bergpanorama
Legende: Jeder Achte, der im Kanton Zug lebt, ist Millionär. Wer von ihnen Geld ausgibt, um beispielsweise kulturelle Projekte zu unterstützen, tut dies nicht zwingend im Kanton selber. Keystone

Was bringen diese reichen Menschen dem Kanton abgesehen von Steuergeldern sonst noch? Kommt von ihnen so etwas wie ein gesellschaftliches Engagement, das sich zum Beispiel in Mäzenatentum oder Stiftungen ausdrückt?

Es gibt im Kanton Zug tatsächlich alteingesessene Stiftungen: Die Ernst Göhner Stiftung, die Beisheim Stiftung oder die Landys und Gyr Stiftung. Sie unterstützen Projekte in den Bereichen Bildung, Gesundheit, Forschung und Kultur.

Grosser Unterschied zu Basel

Trotzdem hat das Stiftungs- und Mäzenenwesen kantonal nicht den Stellenwert, den es zum Beispiel in der Stadt Basel hat. Basel gilt als Philantropie-Hauptstadt. In keiner anderen Stadt in der Schweiz gibt es im Verhältnis zur Bevölkerung so viele Stiftungen. Auch Theater und Museen haben vermögende Leute in Basel ins Leben gerufen: die Fondation Beyeler oder das Tinguely-Museum zum Beispiel.

Tinguely-Museum mit Tinguely-Brunnen
Legende: Das Tinguely-Museum wurde von Roche gebaut und wird seit 25 Jahren vom Chemiekonzern finanziert. Keystone

Dass die Basler Stiftungen so viele lokale Projekte unterstützen, habe einen Grund, sagt Georg von Schnurbein, Professor für Stiftungsmanagment an der Universität Basel: «Die Mehrzahl der Stiftungen sind unter kantonaler Aufsicht. Das heisst, sie haben einen regionalen oder sogar lokalen Zweck.» Anders sei das im Kanton Zug. Dort seien 55 Prozent der Stiftungen unter nationaler Aufsicht. Das wiederum bedeutet, dass sie nationale oder sogar internationale Projekte unterstützen können.

55 Prozent der Zuger Stiftungen sind unter nationaler Aufsicht.
Autor: Georg von Schnurbein Professor für Stiftungsmanagement Universität Basel

Deshalb profitiert die Zuger Bevölkerung viel weniger von den Geldern, die Stiftungen ausschütten.

Zug hat keine alte Stiftungstradition

Die Stiftungstradition ist im Kanton Zug noch relativ jung. Bis 1990 gab es sie kaum. «Über 80 Prozent der Stiftungen, die es im Kanton Zug gibt, sind in den letzten 30 Jahren entstanden», sagt Georg von Schnurbein. Der finanzielle Aufschwung kam erst in den letzten Jahrzehnten. Heute gibt es zehnmal mehr Millionäre im Kanton Zug als in den 1970er-Jahren.

Eine breite Verpflichtung von wohlhabenden Familien kennt man in der Zentralschweiz eher weniger.
Autor: Aldo Caviezel Leiter Amt für Kultur Zug

Es gab zwar schon früher vermögende Familien im Kanton. Allerdings: «Eine breite Tradition und Verpflichtung von wohlhabenden Familien, sich gesellschaftlich zu engagieren, kennt man in der Zentralschweiz weniger», sagt Aldo Caviezel, Leiter vom Amt für Kultur im Kanton Zug. Es sei ein deutlicher Unterschied zum Kanton Basel-Stadt, der seit dem Mittelalter eine tiefe Tradition von grossen Familien habe, welche sich sehr stark für das Allgemeinwohl einsetzen.

Aber natürlich gäbe es auch im Kanton Zug Familien und Einzelpersonen, die den Kanton kulturell unterstützen - das sei wichtig. Öffentlich in Erscheinung treten diese allerdings selten. «Auch wenn Projekte von privaten Mäzenen gefördert werden, spüren wir ihre Präsenz wenig bis gar nicht», sagt Aldo Caviezel.

Regionaljournal Zentralschweiz, 02.07.2021, 12:03 Uhr;

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