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Strafverfahren gegen die Firma hinter werbesperre.ch
Aus Espresso vom 02.06.2016. Bild: zvg
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Schweiz Strafverfahren gegen die Firma hinter werbesperre.ch

Wieder einmal türmen sich die Zuschriften wegen der Firma Geminis Marketing GmbH. Die Leute beklagen sich über Rechnungen für ein Abo, das sie nie abgeschlossen haben. Bei der Staatsanwaltschaft des Kantons Aargau laufen mehrere Strafverfahren gegen die Firma wegen Verstössen gegen das UWG.

Eine Hörerin des SRF-Konsumentenmagazins «Espresso» ist aufgebracht: Ihre 91-jährige Mutter hat laut der Firma Geminis angeblich am Telefon ein Jahresabo abgeschlossen für Dienstleistungen von werbesperre.ch, welche einen vor lästigen Werbeanrufen schützen sollen.

«Meine Mutter hat mir gesagt, sie habe ganz sicher keinen solchen Vertrag abgeschlossen», erklärt die verärgerte Tochter. Sie erfährt von dem angeblichen Vertrag, weil sie für die Mutter die Rechnungen erledigt und dabei die Rechnung für das Jahresabo über 85.30 Franken entdeckte.

Tonband-Beweis verlangen

Sie wendet sich an die Firma und erhält beim ersten Anlauf keine Antwort. Später meldet sich die Firma und erklärt der verdutzten Frau, nun sei die Frist für einen Widerruf des Vertrags leider schon verstrichen. Es folgen Erinnerungsschreiben und zwei Mahnungen mit Mahngebühren.

Darauf schreibt die Frau einen eingeschriebenen Brief an Geminis und bestreitet darin, dass überhaupt ein Vertrag mit ihrer Mutter zustande gekommen sei. Sollte ihre Mutter tatsächlich eingewilligt haben, dann verlange sie einen Tonband-Beweis dafür. Daraufhin hat sie von der angeschuldigten Firma nichts mehr gehört.

Wenn die Inkassofirma droht: Ruhig Blut!

Video
Telefon-Falle: Überflüssiges Abo gegen Werbeanrufe
Aus Kassensturz vom 27.01.2015.
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Nur wenig später hat die Frau aber von der Inkassofirma Inkassodata in Baar Post erhalten. Erneut wird sie darin aufgefordert, den ausstehenden Betrag an die Firma Geminis zu überweisen. Zuzüglich Gebühren und Verzugszinsen wächst der Betrag beträchtlich. Als letztes hat die «Espresso»-Hörerin nun eine Drohung der Inkassofirma erhalten mit «Ankündigung der rechtlichen Schritte» und der Forderung über 325.40 Franken.

Wütend schreibt die Frau erneut einen eingeschriebenen Brief an die Firma Geminis Marketing GmbH und an die Inkassodata in Baar und weist die Forderungen erneut zurück. Sollte sie betrieben werden, schreibt sie weiter, dann werde sie Rechtsvorschlag erheben.

Tipp: Beweise verlangen

Die Espresso-Hörerin hat vorbildlich reagiert und alles richtig gemacht. «Kassensturz/Espresso» rät, falls Sie von der Firma Geminis ein Abo-Vertrag unterschrieben haben:

  • Sie haben 2 Wochen Widerrufsrecht
  • Sollte diese Frist schon abgelaufen sein: Bestreiten Sie, dass überhaupt ein Vertrag zu Stande kam, und verlangen Sie von Geminis einen Beweis dafür.
  • Sollte sich eine Inkassofirma melden und mit Betreibung drohen, teilen Sie ihr in einem Eingeschriebenen Brief mit, dass Sie «Rechtsvorschlag erheben werden».
  • Weitere Tipps finden Sie im «Kassensturz»-Artikel «Unseriöse Werbestopp-Firmen: So wehren Sie sich»

Melden Sie Ihren Fall dem Seco!

Das Staatssekretariat für Wirtschaft Seco kann gegen Firmen Anzeige erstatten, wenn eine gewisse Anzahl Beschwerden vorliegt. Idealerweise sind diese Beschwerden mit entsprechenden Nachweisen belegt. Haben auch Sie Ärger mit der Firma Datacom, dann schreiben Sie dem Seco mit diesem Online-Formular. Oder per Post: Staatssekretariat für Wirtschaft, Holzikofenweg 36, CH-3003 Bern, Fax: 058 462 27 49.

Strafverfahren bei der Staatsanwaltschaft AG

«Espresso» will vom Staatssekretariat für Wirtschaft Seco wissen, ob die Behörde gegen die Firma Geminis vorgegangen ist. «Bei uns sind das alte Bekannte», erklärt Guido Sutter, Leiter Recht beim Seco. «Die Beschwerden, welche sich gegen diese Firma richten, sind zahlenmässig immer unter den Top Fünf unserer Rangliste der angeprangerten Firmen.»

Es seien über 1000 Beschwerden zusammengekommen in den letzten zwei Jahren. Letztes Jahr habe das Seco Strafantrag gegen die Firma Geminis bei der Staatsanwaltschaft des Kantons Aargau eingereicht, in erster Linie wegen Nichtbeachtung des Sterneintrags gegen unerwünschte Werbeanrufe.

Die Staatsanwaltschaft bestätigt, es würden mehrere Verfahren gegen Verantwortliche der Firma laufen wegen Widerhandlungen gegen das Gesetz gegen den unlauteren Wettbewerb.

Geminis nimmt Stelllung und gibt sich kulant

«Espresso» hat die Verantwortlichen der Firma Geminis in Zofingen kontaktiert und hat folgende Antworten erhalten. Zum Strafverfahren wolle man sich nicht äussern, ausser: «Wir sind hier grundsätzlich der Meinung, dass mit Kanonen auf Spatzen geschossen wird. Wenn aber ab Juni die Call Center für die grossen Versicherungen die ganze Schweiz terrorisieren, dann macht niemand etwas. Wir schon!»

Und zum Vorwurf, dass Personen ohne deren Wissen Jahresabos angedreht bekommen, schreibt uns Geminis: «Wir sind sehr kulant, wenn sich Kinder oder Nahestehende von betagten Personen melden und uns eine solche Situation mitteilen, dies natürlich nur, wenn man auch freundlich die Situation schildert.»

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