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Tag der Arbeit Linksextreme rufen am 1. Mai zu «kämpferischen» Kundgebungen auf

Auf Social Media mobilisieren linksextreme Gruppen. Für den Nachrichtendienst ist die gewaltbereite Szene ein Brennpunkt.

Eine schwarze Maschinenpistole auf einem roten Stern: RAF, Rote Armee Fraktion. Für manche ist die linksterroristische deutsche Gruppe offensichtlich noch heute ein Vorbild. Das RAF-Logo ist Teil der aktuellen Mobilisierungskampagne linksextremer Gruppierungen für den 1. Mai.

In Posts von verschiedenen Gruppen wird zur «revolutionären Nachmittagsdemo» in Zürich aufgerufen. Bei solchen «Nachdemos» kam es in den vergangenen Jahren mehrfach zu Schmierereien, Sachbeschädigungen und Angriffen auf die Polizei. Ähnliche Aufrufe kursieren auch für Bern und Basel.

Meterlange rote Farbspur an Zürcher Langstrasse

Weitere Slogans sind «Eat the rich» oder «Bonze uf de Grill». Eine Gruppierung aus Zürich hat, sozusagen als Vorgeschmack, vor ein paar Tagen der Firma Securitas und der SIP Zürich (Sicherheit, Intervention, Prävention) nachts «einen Besuch abgestattet», wie es im Post heisst. Beide Institutionen sollen «für Ruhe und Ordnung im Kapitalismus sorgen».

Credit Suisse-Logo mit roter Farbspritzern auf einer weissen Wand.
Legende: Banken gehören zum Feindbild der linksradikalen Szene und werden immer wieder Opfer von Farbattacken – wie hier am 1.-Mai-Umzug in Zürich 2019. Keystone/Ennio Leanza

Wie das Video zeigt, wurden Fenster und Mauern beschmiert, etwa mit der Parole «Jugend schlaht zrug». Zudem erschien am Dienstag ein Video, das die Zürcher Langstrasse zeigt, über mehrere Meter mit roter Farbe beschmiert.

Nachrichtendienst registriert jährlich 200 gewalttätig linksextreme Ereignisse

Der Nachrichtendienst des Bundes NDB verzeichnete zwischen 2016 und 2022 jährlich mindestens 200 gewaltextremistisch motivierte Ereignisse auf der linken Seite. Neue Zahlen folgen.

Nebst der Gewalt gegen Personen kommt es aber vor allem auch häufig zu Sachbeschädigungen.
Autor: Linda von Burg Kommunikationschefin des NDB

NDB-Kommunikationschefin Linda von Burg sagt, gewalttätiger Linksextremismus sei weiterhin ein Brennpunkt: «Die gewalttätigen linksextremistischen Szenen richten ihre Taten und Aktionen primär gegen Sicherheitskräfte und gegen Personen, die sie als rechtsextremistisch wahrnehmen. Typisch sind da zum Beispiel Gegenproteste zu rechten Veranstaltungen oder auch Ausschreitungen bei Demonstrationen. Nebst der Gewalt gegen Personen kommt es aber vor allem auch häufig zu Sachbeschädigungen.»

Linksextreme Angriffe gegen rechtsextreme «Junge Tat»

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Ein Teil der direkten Gewalt Linksextremer richtet sich gegen rechtsextreme Gruppierungen wie die «Junge Tat». Sie selbst bezeichnen sich als «rechte Aktivisten».

Schon 2021 ist ein Angriff bei einer Wanderung ins Freilichtmuseum Ballenberg bekannt geworden. Die Verletzungen seien teils schwer gewesen, aber man trage sie wie «Orden», schrieb die «Junge Tat» danach. Wegen des Angriffs wurde ein Strafverfahren gegen Unbekannt eröffnet. Es wurden Zeugen befragt, aber keine Beschuldigten. Das Strafverfahren ist inzwischen sistiert.

Dass die Polizei selbst aggressiv sei – ein Vorwurf, der teils von linker Seite zu hören ist – weist der Kommandant der Kantonspolizei Bern, Christian Brenzikofer, zurück. Man wolle deeskalieren, doch manchmal sei Durchgreifen nötig. Immer öfter werde die Stimmung online aufgeheizt.

Farbattacken aus der Deckung einer Kundgebung heraus

Neben den Feindbildern Polizei, Sicherheitsdienste, Banken oder Versicherungen war wiederholt auch Chocolatier Läderach von Schmierereien und Sprayereien betroffen. Die Besitzerfamilie sei fundamentalistisch, «Fundis», heisst es. Dem früheren Chef wurde von ehemaligen Schülern vorgeworfen, er habe an einer freikirchlichen Schule Kinder gezüchtigt. Er bestreitet dies. Die Firma will sich zu den Angriffen nicht äussern.

Ein Beispiel, wie Ladengeschäfte teils aus dem Schutz von Demonstrationszügen heraus angegriffen werden, lässt sich anhand des Frauenstreiks 2022 in Luzern nachzeichnen.

Ein Video, das «10vor10» exklusiv vorliegt, zeigt zwei Personen, die sich aus der Kundgebung herauslösen. Mindestens eine besprayt das Läderach-Schaufenster. Die zwei tauchen danach in der Menge unter. Bei einem Begleitfahrzeug ziehen sie sich um – die Aktion: durchdacht und scheinbar toleriert. Die Organisatorinnen haben auf Anfragen von «10vor10» nicht reagiert.

10vor10, 30.4.2025, 21:50 Uhr; sten

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