- Es gibt vermehrt Privatpersonen, die mit ihren Haustieren überfordert sind.
- Das zeigt sich im Aargau: der Veterinärdienst hat 2024 «bedeutend mehr Tiere beschlagnahmt», heisst es im Jahresbericht.
- 240 Tiere wurden letztes Jahr beschlagnahmt; im Vorjahr waren es 67.
- Hinter dem Plus von 258 Prozent sieht der Aargauer Tierschutz auch finanzielle Gründe.
Vierzig Katzen, die im Dreck leben, Meerschweinchen, die auf viel zu engem Raum wohnen, kranke oder unterernährte Tiere: Im Aargau nahm das Veterinäramt 2024 mehreren Personen viele Tiere auf einmal weg. Deutlich mehr als im Vorjahr. Es habe sich in mehreren Fällen um «Mehrtierhaltungen» gehandelt, also um Tierhalterinnen und -halter, die viele Tiere auf einmal im Haus hatten.
Vor allem Katzen, aber auch Hunde, Kaninchen und Meerschweinchen wurden mitgenommen. «Die Tiere waren so schlecht gehalten, dass wir Beschlagnahmungen durchführen mussten», sagt Alda Breitenmoser, Leiterin des Amts für Verbraucherschutz im Aargau.
Wenn grobe Tierschutzverstösse vorliegen, bringen wir das zur Anzeige.
Die Halterinnen und Halter werden angezeigt. Bei groben Verstössen gegen den Tierschutz müssten sie mit einer Anzeige und allenfalls Bussen und einem Tierhalteverbot rechnen.
Beschlagnahmte Tiere werden vom Tierarzt versorgt und dann auf Tierheime verteilt. Das sei anspruchsvoll, heisst es beim Kanton Aargau. Die meisten Tierheime seien voll.
Tierschutz spürt Zunahme
Das bestätigt Astrid Becker vom Aargauer Tierschutz. «Letztes Jahr hatte ich das Gefühl, dass wir viel, viel mehr Katzen hatten. Dieses Jahr geht es bisher ganz ähnlich weiter», sagt Becker auf Anfrage von SRF.
Die wenigsten Besitzer verstehen es, wenn ihre Tiere beschlagnahmt werden.
Beschlagnahmungen seien für die betroffenen Tierhalterinnen und -halter oft unverständlich, weiss die Aargauer Tierschützerin: «Die wenigsten Leute verstehen das. Sie finden nicht, dass die Katzen schlecht aussehen, oder sagen, das sei halt die Natur.»
Was sind mögliche Gründe für die hohe Anzahl beschlagnahmter Tiere? Viele Tierhalterinnen und -halter hätten finanziell Mühe, sagt Astrid Becker vom Aargauer Tierschutz: «Die Leute sind betreffend Kosten überfordert. Sie kastrieren die Katzen nicht, und die Tiere vermehren sich dann.»
Die Übersicht über die zahlreichen Tiere gehe rasch verloren: «Bei 20 Katzen ist es fast nicht möglich, allen gerecht zu werden, sprich zu schauen, dass alle gesund sind und ans Futter kommen, zum Beispiel.»
Tierkauf eingehend prüfen
Tierhalterinnen und -halter würden oft die Kosten ausblenden, die ein Tier verursache. Das sei wohl ein Grund für die grosse Zahl vernachlässigter Tiere, vermutet Becker. Ihr Tierheim ist jetzt im Mai 2025 komplett belegt.
In den Tierheimen warten also diverse Tiere auf neue Besitzerinnen und Besitzer. Der Kanton Aargau rät deshalb: Wer ein Tier anschaffen wolle, solle zuerst eines der Heimtiere aufnehmen. So würden Plätze frei für neue Tiere, auch Tierschutzfälle.