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Check-ups – Nützlich, oder etwa doch nicht?
Aus Puls vom 24.06.2019.
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Umstrittene Screenings Regelmässig zum Gesundheits-Check wie das Auto zum Service?

Der Parlamentarier-Gesundheitstag im Bundeshaus propagiert einen problematischen Ansatz.

Alle Jahre wieder: Den Gesundheits-Check im Bundeshaus lassen sich viele Parlamentarierinnen und Parlamentarier nicht entgehen. Mal eben im Vorbeigehen ein paar Laborwerte checken lassen – wieso nicht?

Grundtenor: «Eine gute Sache.» «Eigentlich sollte die gesamte Bevölkerung regelmässig den Gesundheitszustand testen lassen.» «Früh erkannte Leiden könnten so besser und billiger behandelt werden.»

Solche Checks werden massiv gepusht, weil sie für die Anbieter auch sehr lukrativ sind.
Autor: Thomas Rosemann

Regelmässige Check-ups für Jung und Alt – auch wenn man sich kerngesund fühlt. Diese Botschaft findet Thomas Rosemann problematisch. «Solche Checks werden massiv gepusht, weil sie für die Anbieter auch sehr lukrativ sind», meint der Direktor des Institutes für Hausarztmedizin an der Universität Zürich.

Denn auch wenn es natürlich grundsätzlich stimme, dass vorsorgen besser ist als heilen, müsse man das differenziert sehen. Je nach Erkrankung. Und es gelte, die individuellen Risiken zu berücksichtigen.

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«Das Problem vieler Check-ups ist, dass sie vor allem von Menschen gemacht werden, die eh schon ein geringes Risiko haben oder eher gesundheitsbewusst leben.»
Aus Puls vom 24.06.2019.
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Die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit dem Thema wirft definitiv Fragen auf. So hatten regelmässige Checkups bei Gesunden beispielsweise keinen Einfluss auf die Häufigkeit von Herz-Kreislauf-Erkrankungen und damit verbundenen Herzinfarkten oder Schlaganfällen.

Wer viel misst, misst auch viel Mist

Auch aus finanzieller Sicht machen Checkups bei Gesunden ohne erkennbares individuelles Risiko keinen Sinn: «Oft gibt es bei Screening-Untersuchungen Befunde, die überhaupt keinen Krankheitswert haben, die man aber weiter abklären muss», weiss Thomas Rosemann. «Das ist wiederum mit Kosten verbunden – und teilweise auch mit Risiken, wenn die Abklärung invasiv ist.»

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«Oft werden Befunde zu Tage gefördert, die überhaupt keinen Krankheitswert haben und weiter abgeklärt werden müssen. Was wiederum mit Kosten oder Risiken verbunden ist.»
Aus Puls vom 24.06.2019.
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Oliver Senn vom Institut für Hausarztmedizin der Universität Zürich teilt Rosemanns Skepsis bezüglich genereller Screenings. «Die Untersuchungen für sich haben alle ihren Stellenwert. Aber bevor man eine macht, sollte man das individuelle Risiko abklären.» Bei einer Nichtraucherin ohne Atembeschwerden einfach mal einen Lungenfunktionstest machen? Wenig sinnvoll.

Welche Tests sind wirklich wichtig?

Eine kleine Zahl Untersuchungen macht – abhängig von Alter und Geschlecht – anerkanntermassen auch ohne Symptome oder spezielle Vorbelastungen Sinn.

Bei der Frau im Fokus: Blutdruck, Gebärmutterhalskrebs, Cholesterin, Darmkrebs.

Empfohlene Check-ups für gesunde Frauen
Legende: SRF/PULS

Beim Mann im Fokus: Blutdruck, Cholesterin, Darmkrebs.

Empfohlene Check-ups für gesunde Männer
Legende: srf/PULS

Prominente Abwesende in dieser Auflistung: Mammografie und PSA-Test. Einst Hoffnungsträger im Kampf gegen Brustkrebs und Prostatakrebs werden sie heute nur noch nach einer individuellen Abklärung empfohlen.

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Welche Tests sind nötig und welche nicht? Studiogespräch mit Oliver Senn. vom Institut für Hausarztmedizin der Universität Zürich.
Aus Puls vom 24.06.2019.
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