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Schweizer Armee will von Singapur lernen
Aus Echo der Zeit vom 05.06.2017. Bild: Keystone
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Singapurs Swissness Verteidigung als Vorbild für die Schweiz?

«Die beste Armee der Welt» – das war gestern. Ueli Maurers Nachfolger als Verteidigungsminister, Guy Parmelin, steht der internationalen Zusammenarbeit offen gegenüber. Er ist überzeugt, dass die Schweizer Armee von andern lernen kann. Er besuchte deshalb Singapurs Streitkräfte und war beeindruckt.

Als Singapur unabhängig wurde, liess es sich in zwei Bereichen stark von der Schweiz inspirieren: Bei der Ausgestaltung seines Bankgeheimnisses und bei der Wehrpflichtarmee.

Sonderbotschafter Tommy Koh ist so etwas wie die graue Eminenz der Regierung von Singapur. «Die Schweiz spiel in meinem Land, spielt für die Singapurer eine grosse Rolle. Wir bewundern sie.» Singapur bezeichnete sich auch als «Schweiz Asiens». Bis heute achten die beiden Kleinstaaten darauf, was der andere tut. «Wir sind füreinander gegenseitig so etwas wie ein Massstab», so Koh.

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Legende: «Wenn sie etwas wollen, dann arbeiten sie in die entsprechende Richtung» Guy Parmelin lobt die Armee Singapurs. Keystone

Singapurs langjähriger Verteidigungsminister Ng Eng Hen hat die Schweiz besucht, um zu erfahren, wie sie die Unternehmen von der Notwendigkeit und den Vorteilen des Militärdienstes überzeuge. Und wie die Schweiz berufliche Kenntnisse von Wehrpflichtigen für ihren militärischen Einsatz nutze.

Cyber-Abwehr hat Priorität

«Vertreter des Verteidigungsministerium und der Streitkräfte von Singapur waren oft bei uns zu Besuch, um zu sehen, wie unser System funktioniert», sagt Verteidigungsminister Guy Parmelin bei seinem Besuch in Singapur. Inzwischen jedoch, so ist er überzeugt, könne die Schweiz in mancher Hinsicht von den Streitkräften Singapurs lernen.

Entschieden weiter ist Singapur zum Beispiel bei der Cyber-Verteidigung. «Sie haben da umfassende Verteidigungskapazitäten entwickelt – in einem Bereich, der auch für uns sehr wichtig geworden ist.» Der Stadtstaat beschloss soeben, die Cyber-Abwehr auf höchster Ebene anzusiedeln und zur Priorität zu machen. Laut dem Verteidigungsminister ist die Bedrohung akut und der Cyber-Bereich nicht länger das Schlachtfeld der Zukunft, sondern das der Gegenwart.

Fredy Gsteiger

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Der diplomatische Korrespondent ist stellvertretender Chefredaktor bei Radio SRF. Vor seiner Radiotätigkeit war er Auslandredaktor beim «St.Galler Tagblatt», Nahost-Redaktor und Paris-Korrespondent der «Zeit» und Chefredaktor der «Weltwoche».

Nun entsteht eine Cyber-Verteidigungstruppe, die zunächst 2600 Mann umfassen soll. Sie besteht aus vier Einheiten, mit jeweils einem General, Admiral oder mindestens einem Regimentskommandanten an der Spitze. Eng verdrahtet werden soll Singapurs Cyber-Armee mit den Universitäten und der Wirtschaft.

Doktrin der Vorwärtsverteidigung

Die Bevölkerungszahl Singapurs ist zwar etwas geringer als jene der Schweiz, aber weil sich das Land in Südostasien in einem politisch instabilen Gebiet befindet, ist sein Wehretat mit rund zehn Milliarden Franken doppelt so hoch wie jener der Schweiz.

Das kleine Land hat 71'000 Mann im Aktivdienst und mehr als eine Million Reservisten. Die Militärdoktrin ist jene der Vorwärtsverteidigung. Denn wenn der Angreifer einmal im Land ist, das topographisch keine Hindernisse bietet, ist es zu spät. Einen unmittelbaren Feind gibt es zwar heute nicht mehr, doch die Erfahrung des japanischen Einmarschs im Zweiten Weltkrieg ist noch sehr lebhaft.

Analyse ohne Tabu

Hat Singapur eine Priorität identifiziert, dann geht es rasch und entschlossen vor. Das muss auch Parmelin neidlos anerkennen. «Wenn sie etwas wollen, dann nehmen sie die Mittel in die Hand und arbeiten in die entsprechende Richtung – stark und gut und klar.»

Auch das Ausmass der Rüstungsbeschaffung ist also ein anderes. Bei der Art und Weise hingegen – auch da könne die Schweiz etwas lernen, zumal ja hierzulande einiges ansteht, sagt Guy Parmelin. Militärische Fachzeitschriften wie «Jane's Defence Weekly» loben, Singapur habe äusserst strenge Beschaffungsprozesse, die höchsten Standards genügten. Die anspruchsvollsten in Asien, weshalb es für die Rüstungsindustrie als Referenzkunde gilt.

«Überall wo wir sehen, dass etwas gut und erfolgreich ist, müssen wir das analysieren – ohne Tabu. Wenn etwas für uns nützlich und machbar ist, dann müssen wir das auch so machen», so Guy Parmelin ohne Scheuklappen. Er funktioniert anders als Vorgänger und Parteikollege Ueli Maurer, der bei der «Öffnung nach aussen» zögerte und, wie sein Spruch über «die beste Armee der Welt» zeigte, das Schweizer System als überlegen betrachtete.

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