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555 Jahre Industrie- und Handelskammer St. Gallen-Appenzell
Aus Regionaljournal Ostschweiz vom 16.08.2022. Bild: zvg StadtASG PA Foto Gross BA365
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Vom Leinenhandel zur Industrie Die wohl älteste Handelskammer der Welt feiert Geburtstag

Die Industrie- und Handelskammer St. Gallen-Appenzell gibt es seit 555 Jahren. So hat sie die Ostschweiz geprägt.

Zusammen mit ihren Vorgängerorganisationen unterhielt die Industrie- und Handelskammer (IHK) St. Gallen-Appenzell nicht nur einen Post- und Kurierdienst. Sie etablierte auch die Telegrafie und gründete mehrere Bildungsinstitutionen wie die heutige Universität St. Gallen. Ausserdem trug die IHK wesentlich zum Ausbau des Eisenbahnnetzes bei.

Heute setzt die IHK Impulse, um die Ostschweiz als Wirtschaftsraum konkurrenzfähig und als Lebensraum attraktiv zu halten.
Autor: Markus Bänziger IHK-Direktor

In diesen Tagen feiert die IHK St. Gallen-Appenzell ihr 555-jähriges Bestehen, pandemiebedingt mit einem Jahr Verspätung. Sie ist mit Abstand die älteste Handelskammer der Schweiz und wohl eine der ältesten weltweit. Das älteste Mitgliederverzeichnis ist datiert auf den 15. August 1466.

Hier ein Bild der Belastungsprobe der Kräzern-Eisenbahnbrücke im Jahr 1925.
Legende: Die IHK hat das Ostschweizer Eisbahnnetz gefördert. Per Bahn konnten Handelswaren deutlich schneller transportiert werden. Das Bild zeigt die Belastungsprobe der Kräzern-Eisenbahnbrücke im Jahr 1925. zvg StadtASG, B, 1149

«Heute setzt die IHK Impulse, um die Ostschweiz als Wirtschaftsraum konkurrenzfähig und als Lebensraum attraktiv zu halten», sagte IHK-Direktor Markus Bänziger auf einem Stadtrundgang vorbei an historisch bedeutenden Orten.

Als Handwerker nach St. Gallen zogen

Die Geschichte der IHK ist eng mit jener St. Gallens verbunden. Die Stadt wuchs um das 719 gegründete Kloster herum. Vor allem Handwerker und Händler, die sich hier niederliessen, bauten im Spätmittelalter ein Exportgewerbe auf und hatten mit dem Leinenhandel viel Erfolg.

Kaufleute gründeten in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts die «Gesellschaft zum Notenstein». Sie intensivierten in der Folge ihre Zusammenarbeit: Ab 1480 ist ein regelmässiger Post- und Kurierdienst mit Nürnberg überliefert, ab 1560 auch mit Lyon.

Die berufspolitische Organisation

1637 gründeten die St. Galler Kaufleute mit dem Kaufmännischen Directorium eine eigentliche berufspolitische Organisation. Diese übernahm nicht nur für die Stadt, sondern für die gesamte Eidgenossenschaft wirtschaftspolitische Aufgaben. So führte die Organisation Verhandlungen mit auswärtigen Herrschern zur Sicherung von Zollprivilegien, unter anderem 1553 für den Handel mit Frankreich.

Das Wirtschaftsnetzwerk der Ostschweiz

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Heute ist die IHK St. Gallen-Appenzell das führende Wirtschaftsnetzwerk der Ostschweiz. Sie vertritt rund 1600 Unternehmen aus der Region. Die IHK engagiert sich gemäss Statuten für eine wettbewerbsfähige, umweltverträgliche Marktwirtschaft. Sie unterstützt ihre Mitglieder im Exportgeschäft, fördert den Aussenhandel, die Aus- und Weiterbildung sowie den Technologietransfer.

IHK-Direktor Markus Bänziger und Dorothee Guggenheimer, Co-Leiterin des Stadtarchives und der Vadianischen Sammlung der Ortsbürgergemeinde St. Gallen, haben aus Anlass des 555-jährigen Bestehens auf eine Reise durch die Geschichte der IHK eingeladen und führten an Standorte von historischer Bedeutung.

Andere Fabrikanten und Unternehmer gründeten 1875 den Handels- und Industrieverein St. Gallen. Sie hatten das Ziel, den Aussenhandel zu fördern und auf die Gesetzgebung Einfluss zu nehmen. Der Handels- und Industrieverein St. Gallen und das Kaufmännische Directorium fusionierten 1991 zur IHK St. Gallen-Appenzell.

Rasantes Wachstum dank Textilindustrie

Um das Jahr 1860 lebten gut 20'000 Menschen in St. Gallen. Gut 50 Jahre später zählte die Stadt bereits rund 75'000 Personen. Grund für dieses Wachstum war die personalintensive «Stickereiblüte». In den Jahrzehnten vor dem Ersten Weltkrieg stammten mehr als 50 Prozent der Stickereien weltweit aus St. Gallen.

Industrie- und Gewerbemuseum St. Gallen anno 1886 – heute «Textilmuseum» genannt.
Legende: 1886 wurden die Muster der regionalen Textilindustrie im Industrie- und Gewerbemuseum St. Gallen ausgestellt. Heute wird es Textilmuseum genannt. zvg StadtASG, PA Foto Gross, BA165

Auch die IHK prägte verschiedene Facetten dieser Epoche wesentlich. So war sie massgeblich an der Errichtung einer Stickereibörse im heutigen Multertor-Gebäude beteiligt.

Telegrafie- und Banken-Pioniere

Die IHK setzte sich auch für die Telegrafie ein. Um 1850 hatten sämtliche umliegenden Länder bis an die Schweizer Grenze Telefonmasten errichtet. Nur in der Schweiz ging es nicht weiter. Die IHK initiierte eine Petition an den Bundesrat und finanzierte die Umsetzung massgeblich mit. So standen bereits im Folgejahr in St. Gallen die ersten Telefonmasten.

Ebenfalls im 19. Jahrhundert gründete die IHK eine Noten- und Zettelbank mit. Der Kanton St. Gallen erhielt 1837 als zweiter Ort der Schweiz eine Kantonalbank. Sie trug den Namen «Bank in St. Gallen».

Regionaljournal Ostschweiz, 15.08.2022, 17:30 Uhr;

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