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Blick ins Bundesratszimmer durch eine halbgeöffnete Türe.
Legende: Zumindest einen Spalt breit steht jedem Schweizer und jeder Schweizerin über 18 Jahre die Tür zum Bundesrat offen. Keystone

Vor der Bundesratswahl Für den Bundesrat kandidieren? Das ist Ihr gutes Recht!

Wenn Parlamentarier neue Mitglieder der Landesregierung wählen, liegen auch die Dossiers von Unbekannten auf ihren Pulten.

So steht es in der Bundesverfassung: «Wählbar in den Bundesrat sind alle Schweizerinnen und Schweizer, die über politische Rechte in Bundessachen verfügen.» Jede und jeder in der Schweiz, der mindestens 18 Jahre alt und stimmberechtigt ist, darf also für einen Sitz in der Landesregierung kandidieren. Sie oder er muss dafür weder einer Partei angehören noch dem Parlament.

Tatsächlich gibt es immer wieder Personen, die ihr Dossier im Alleingang bei den Parlamentsdiensten einreichen. Dort wird der Empfang quittiert, und die gesammelten Dossiers landen am Wahlmorgen auf den Pulten der Parlamentarier. Ein Nominationsverfahren durch die Partei und Hearings bei den anderen Fraktionen müssen sie nicht durchlaufen – da sind Sie im Vorteil!

Konkurrenz aus dem Oberwallis

Diesmal probiert es zum Beispiel Frau R. B. aus Brig. Wie die «Rhonezeitung» schreibt, wird Viola Amherd somit nicht die einzige Oberwalliserin sein, die auf eines der höchsten Ämter der Schweiz aspiriert.

Bis Montagabend sind weitere 44 sogenannte Einzelkandidaturen bei den Parlamentsdiensten eingegangen – das sind relativ viele. In anderen Jahren waren es durchschnittlich nur 20 Schweizerinnen und Schweizer, die sich dafür bewarben, das Land mitzuregieren.

Unbekannte aus dem Volk

Im Gegensatz zu Frau R. B. bleiben die meisten aber unbekannt: Wer sich bewirbt, wollen die Parlamentsdienste nicht preisgeben. Auch nicht, ob es «Wiederholungstäter» gibt. Schliesslich wolle man für die Leute keine Öffentlichkeit schaffen, es sei ja deren Angelegenheit, für sich zu werben, heisst es auf Anfrage bei den Parlamentsdiensten.

Und genau daran hapert es bei diesen Einzelkandidaten meist: an Bekanntheit. Im Archiv des Schweizer Fernsehens sind zwei Beispiele zu finden: 1979 kandidierte der Philosoph Max E. A. Müller für den Bundesrat. Er betrachtete es als Experiment und er empfahl niemandem sonst eine Bundesratskandidatur.

Simon Stettler aus Biglen (BE) bewarb sich 1998 als Erster per E-Mail für einen Sitz in der Landesregierung. Er versprach, dass er den Job für den halben Lohn machen würde. Sein Programm: Mehr Lebensraum für Friedenstauben und Rückenwind für Velofahrer.

Bekannt wurde auch die Kandidatur von zwei Kabarettisten: 2003 die von Patrick Frey und 2010 jene von Marco Rima. Wirklich ernst meinte es wohl keiner der erwähnten Kandidaten.

Da haben es die offiziellen Kandidatinnen und Kandidaten besser. Sie haben ihre Partei im Rücken.

Einsendeschluss ist zuletzt

Übrigens: Auch für die bevorstehende Wahl ist der Zug noch nicht abgefahren. Kandidaturen können bis zur letzten Minute eingereicht werden. Allerdings sind die Chancen, am Mittwoch in die Landesregierung gewählt zu werden, gleich null. Die offiziellen Kandidatinnen Viola Amherd, Heidi Z’graggen sowie Karin Keller-Sutter und Hans Wicki haben definitiv die besseren Karten.

Aber probieren kann man es ja mal. Das ist gelebte Demokratie.

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