Zum Inhalt springen

Am Tag nach den Wahlen Regula Rytz dominiert die Titelseiten

Der Wahlerfolg der Grünen ist das grosse Thema in der Presse. Die gestrigen Wahlen sorgen sogar im Ausland für Schlagzeilen.

Wer heute eine Schweizer Tageszeitung zur Hand nimmt, kommt nicht an einer ganz bestimmten Frau vorbei: Regula Rytz mit ungläubigen, weit aufgerissenen Augen, Regula Rytz mit Sonnenblumen in der Hand, oder Regula Rytz mit einem breiten Lachen. Die Präsidentin der Grünen und der historische Wahlsieg ihrer Partei prägen nach den Wahlen die Titelseiten.

Bleibt in der Regierung alles beim Alten?

Dazu, was dieser Sieg für die Schweiz bedeutet, liefern die Blätter allerdings verschiedene Antworten. Zu den unmittelbaren Auswirkungen stellt etwa die NZZ fest: Die Grünen hätten zwar auf eine klare Kampfansage verzichtet. Aber im Dezember, wenn der Bundesrat gewählt werde, werde es konkret.

«Blick»-Chefredaktor Christian Dorer fragt, ob sich die Wählerinnen und Wähler wirklich bewusst seien, dass sich grüne Politik auch auf ihr Leben auswirke. Ob die Grünen mehrheitsfähige Politik machen könnten, müssten sie erst noch beweisen. Schliesslich hätten die Rechtsbürgerlichen vor vier Jahren abgeräumt und seien dann mit ihren Themen gescheitert.

Es gebe keine grüne Politik, wenn die Bürgerlichen nicht mitmachen: So sieht es Patrick Feuz, Chefredaktor der Zeitung «Der Bund». Er schreibt, der Wahlsieg der Grünen erzeuge heilsamen Druck. Aber das politische Spiel mache in der Schweiz die Mitte. Vor allem werde sich jetzt zeigen, ob die FDP das Klimaversprechen einhalte, das sie vor den Wahlen abgegeben habe.

Grüne Welle auch Thema im Ausland

Die National- und Ständeratswahlen, insbesondere die Sitzgewinne der Grünen und Grünliberalen, sorgen auch ausserhalb der Schweiz für Schlagzeilen. Der österreichische «Standard» spricht von einem historischen Durchbruch. Die «Süddeutsche Zeitung» schreibt, in Bern habe ein Klimawandel stattgefunden. Auf die Titelseiten schaffte es aber auch die SVP.

Sie ist, trotz grüner Welle, hierzulande immer noch die stärkste Partei. Die linke deutsche «taz» sieht die Schweiz gar als Trendsetter: Zuerst sei die SVP hier stark geworden, dann andere rechtspopulistische Parteien in ganz Europa. Die Schlussfolgerung der «taz»: So wie die Grünen in der Schweiz könnten diese jetzt auch in anderen europäischen Ländern stark werden.

Vergleiche mit Deutschland und Österreich

In einem Kommentar im «Corriere della Sera», der auflagenstärksten Zeitung Italiens ist von einer ökologischen Wende wie in Deutschland und Österreich die Rede. Aber auch englischsprachige Medien berichten über die Schweizer Wahlen – und verwenden dazu Wetterbilder. Der «Guardian» spricht von einem «Tectonic Shift», einer Plattenverschiebung, und einer Flutwelle.

Die «New York Times» thematisiert den Urnengang ebenfalls und schreibt, es gebe hier Hinweise, dass den Rechten der «Steam», der Dampf ausgehe. Das sei nicht nur eine grüne Welle, sondern ein grüner Tsunami, so das Blatt.

Die Frage, ob jetzt die richtige Zeit sei für einen grünen Bundesrat, ist den meisten internationalen Medien allerdings lediglich eine Randnotiz wert. Denn die Regierungszusammensetzung in der Schweiz sorgt für Verwirrung.

Die «Süddeutsche Zeitung» erklärt in ihrem Artikel, dass der Bundesrat nicht nach der wählerstärksten Parteien zusammengesetzt werde, sondern nach der sogenannten Zauberformel. Und deshalb dauere wohl noch einige Zeit, bis sich der Wahlerfolg der Grünen auch in diesem Gremium widerspiegle.

Meistgelesene Artikel