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Statistik zu Zürcher Wahlen Wer in Zürich gewinnt, gewinnt auch bei den nationalen Wahlen

Zahlen der letzten 20 Jahre bestätigen: Parteien, die in Zürich Wähleranteile gewinnen, sind danach auch bei den nationalen Wahlen erfolgreich. Das Umgekehrte gilt für die Verliererparteien. Wer sich darüber freuen kann – und wen das nervös machen sollte.

Die Zürcher Kantonsratswahlen gelten gemeinhin als Gradmesser für die ein halbes Jahr später stattfindenden nationalen Wahlen. Ein Blick auf die Zahlen zeigt: Das stimmt – und zwar erstaunlich zuverlässig.

In den letzten 20 Jahren wich der Zürcher Trend bei den sechs grössten Parteien nur in einem einzigen Fall von den darauf folgenden Nationalratswahlen ab: In Zürich konnten die Grünen 2011 einen knappen Gewinn von 0.1 Prozentpunkten verzeichnen, verloren danach jedoch auf nationaler Ebene 1.2%-Wähleranteile.

Das dürfte die Gewinner in Zürich vom vergangenen Sonntag freuen – und den Verlierern zu denken geben.

Grosse Verschiebungen wie mit der grünen Welle 2019 gab es diesmal nicht. Doch was ein Blick auf die Zahlen der letzten 20 Jahren ebenfalls verrät: Die Zürcher Kantonsratswahlen sagen zwar gut vorher, in welche Richtung sich der Wähleranteil im Herbst bewegt – wie stark diese Bewegung dann tatsächlich ausfällt, kann sich bis zu den Nationalratswahlen dagegen deutlich ändern.

So haben die Parteien bei den Zürcher Kantonsratswahlen überzeugt oder enttäuscht:

Die Gewinner

Die SVP betrieb einen engagierten Wahlkampf, in dem sie versuchte, den Fokus wieder auf ihre Kernthemen zu legen: Zuwanderung und Sicherheit. Aber auch in der Klima- und Energiepolitik wollte sie diesmal punkten und nahm die politische Gegenseite ins Visier. So wehrte sie sich gegen Windkraft-Pläne des Kantons und bezeichnete Klima-Aktivistinnen und -Aktivisten als «Öko-Terroristen». Als Motivator der Zürcher Kantonalpartei tritt Alt Bundesrat Ueli Maurer auf. So forderte er die Mitglieder etwa an der Delegiertenversammlung im Januar zum Wahl-Endspurt auf.

Die ehemalige CVP schloss sich 2021 mit der BDP zusammen und politisiert seither auch im Kanton Zürich als « die Mitte ». Die Mitte sieht sich als Partei des Kompromisses und der lösungsorientierten Konsens-Politik. Eine regionale Besonderheit: Die Mitte schneidet im traditionell protestantischen Zürich jeweils schwächer ab als auf nationaler Bühne. Der Wähleranteil von 6% der Mitte in Zürich bleibt im kantonalen Vergleich tief. Doch der entscheidende Gradmesser für die nationalen Wahlen ist der Trend. Und der stimmt: Die Mitte konnte in Zürich zulegen.

Die FDP versuchte, die aktuelle Grundstimmung in der Bevölkerung für sich zu nutzen und besann sich dabei auf bürgerliche Werte. So schaltete sie auf Social Media etwa Posts, die Kampfflugzeuge abbildeten und warb damit für Sicherheitsausgaben. Des Weiteren sprach sie Wählerinnen und Wähler mit Wirtschafts-Themen wie Wohlstand oder Energieversorgung an. Damit gewann sie keinen zusätzlichen Sitz im Kantonsrat, aber immerhin 0.2% Wähleranteil.

Entgegen den Umfragen gewann die SP im Zürcher Kantonsrat einen zusätzlichen Sitz. In Wähleranteilen betrug der Gewinn allerdings nur haarscharfe 0.01%. Die SP konzentrierte sich im Zürcher Wahlkampf auf sozialdemokratische Kernthemen wie Lohngerechtigkeit oder bezahlbaren Wohnraum. Vier Jahre nach der grünen Welle versuchte sie mit ihrer Kampagne aber auch, sich ebenfalls als Klima-Partei in der Bevölkerung zu verankern. So solle etwa die Solarenergie ausgebaut werden. Die SP setzt vor den Wahlen jeweils auch im Kanton Zürich intensiv auf Telefon-Wahlkampf, in dem nationale und kantonale Politprominenz persönlich Sympathisantinnen und Sympathisanten der Partei kontaktiert.

Die Verlierer

Zusammen mit den Grünliberalen waren die Grünen die grossen Wahlsieger 2019. Nun wird dieser Höhenflug in Zürich ausgebremst: Die Grünen fahren mit -1.7 Prozentpunkten den grössten Verlust aller Parteien ein. In den vergangenen Jahren wurden mehrere grüne Anliegen wie etwa ein Verbot von Öl- und Gasheizungen beschlossen. 2023 versucht die Partei, die Themengebiete Klimawandel, Ökologie und Biodiversität weiter zu bewirtschaften.

Eigentlich haben die Grünliberalen gewonnen: Sie konnten sich einen zusätzlichen Sitz im Kantonsrat ergattern. Doch der Wähleranteil der GLP ging leicht zurück – kein gutes Zeichen für die Nationalratswahlen. Die Grünliberalen positionierten sich auch im Zürcher Wahlkampf weiter als jene Partei, die Klimaschutz und Wohlstand verknüpfen möchte. In der vergangenen Legislatur war die Partei jeweils Teil der «Klima-Allianz» von Grünen, SP, AL, EVP und GLP und verhalf so Klimaschutz-Anliegen im Kantonsrat mehrfach zu Mehrheiten. Das will die Partei mit einer liberalen Finanzpolitik verbinden. Die GLP wurde in Zürich gegründet und ist dort, zumindest in der Legislative, besonders stark.

Heute Morgen, 13.02.2023, 06:00 Uhr

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