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Baselbieter Regierung ohne SVP Fraglich, ob das Wahlergebnis gut für die Baselbieter Politik ist

Es ist ein Wahlkrimi, der wohl noch lange in Erinnerung bleiben wird. Die Baselbieter Wahlen waren nämlich nicht nur spannend, sondern auch historisch. Mit Thomi Jourdan schafft zum ersten Mal ein Kandidat der EVP den Sprung in eine Kantonsregierung.

Historisch ist aber auch die Niederlage der Baselbieter Bürgerlichen. Sie hatten im Kanton Baselland mit Ausnahme der Jahre 1947 bis 1950 immer die Mehrheit in der Regierung – und das ist jetzt nicht mehr der Fall.

Keine Lust auf Debatte

Möglich wurde diese Sensation, weil die Bürgerlichen wahltaktisch versagt haben. Sie setzten auf die SVP-Nationalrätin Sandra Sollberger, um den frei werdenden Sitz in der Regierung zu verteidigen. Das war ein Fehler. Sandra Sollberger steht politisch weit rechts und das ist bei einer Exekutivwahl immer riskant.

Zudem machte Sandra Sollberger einen aussergewöhnlich passiven Wahlkampf. Sie sagte reihenweise Podiumsdiskussionen und Medienauftritte ab. Das machte keinen guten Eindruck. Es wirkte gar so, als ob Sandra Sollberger der politischen Debatte aus dem Weg gehen will – um nichts Falsches zu sagen. Von einer potenziellen Regierungsrätin erwartet man aber, dass sie sich der öffentlichen Debatte stellt.

Wie man es im Wahlkampf besser macht, zeigte der Überraschungssieger, Thomi Jourdan: Er war omnipräsent in den vergangenen Wochen, pflasterte den ganzen Kanton mit seinen Plakaten zu, war auf Social Media aktiv und hat viele Standaktionen gemacht. Vor allem spürte man bei ihm aber, dass er Lust auf die Debatte mit den politischen Kontrahenten hat. Thomi Jourdan hat aber auch gut taktiert: Er hat gemerkt, dass er sich als klassischer Mitte-Politiker präsentieren muss – inhaltlich ziemlich unverbindlich – um die Stimmen von bürgerlichen und linken Wählerinnen und Wählern abzuholen.

Grösste bürgerliche Partei in Opposition

Für das politische Baselbiet ist die Wahl von Thomi Jourdan eine Zäsur. Die Bürgerlichen können künftig nicht mehr einfach durchregieren, sondern müssen zum ersten Mal seit 70 Jahren um Mehrheiten ringen.

Ob das Wahlergebnis gut für die Baselbieter Politik ist, ist fraglich. Denn eigentlich hatte es sich bewährt, dass – wie in den vergangenen vier Jahren – die fünf grössten Parteien in der Regierung vertreten sind. Es wurde wohltuend konstruktiv regiert. Damit könnte nun Schluss sein, denn mit der SVP ist nun die grösste bürgerliche Partei in der Opposition. Die Erfahrung zeigt, dass das zu mehr politischen Auseinandersetzungen und zu mehr Volksabstimmungen führt.

Patrick Künzle

Redaktionsleiter «Regionaljournal Basel Baselland»

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Patrick Künzle ist Redaktionsleiter des «Regionaljournal Basel Baselland» von Radio SRF und arbeitet seit über 20 Jahren als Journalist in der Region Basel.

Wahlen im Kanton Baselland

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Legende: SRF

Resultate, Reaktionen und Einschätzungen zu den Wahlen in Baselland

Regionaljournal Basel, 12.2.2023, 17:30 Uhr

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