Der Solothurner Reto Stampfli kennt die Schweizergarde in Rom aus eigener Erfahrung. Anfang der 90er-Jahre leistete der heutige Theologe und Doktor der Philosophie mit knapp 20 Jahren 26 Monate Dienst im Vatikan – obwohl er sich zu dieser Zeit nicht als überaus religiös bezeichnen würde. Es sei eher sein Interesse am Historischen gewesen, das ihn zur Garde brachte. Stampfli hat denn auch ein Buch über die Geschichte der Schweizergarde mitverfasst.
Die Schweizergardisten üben nicht nur den Umgang mit den fotogenen Hellebarden und Schwertern, sondern auch den Einsatz moderner Waffen. Sie verfügen für den Ernstfall unter anderem über Reizgas-Sprays, Pistolen oder Sturmgewehre.
Die Leute sind zum Teil recht frech. Aber man kommt dann schon irgendwie klar mit ihnen.
Stampfli hatte nach der Rekrutenschule eigentlich genug vom Militär. Gleichzeitig zog es ihn auch ins Ausland. Da bot sich die Schweziergarde geradezu an. Voraussetzungen sind unter anderem: katholischer Glaube und absolvierte Rekrutenschule.
Reto Stampfli hätte nicht erwartet, dass er Heimweh haben würde. Und doch war es der Fall. Allerdings legte sich das Heimweh und für Stampfli genoss die Zeit bei der Garde. «Rom ist eine faszinierende Stadt», sagt er im Interview mit dem Regionaljournal auf SRF 1.
Dem Papst ist er regelmässig begegnet während seiner Gardezeit. «Der damalige Papst, Johannes Paul II, hat mich gekannt, er wusste, dass ich ein Neuer war.» Nähere Kontakte habe es aber nicht gegeben. «Es war ein dienstliches Verhältnis.»
Die Ehemaligen sind ein Netzwerk, in dem man sich trifft und in dem man auch für die heutige Garde arbeitet.
Das Treffen der ehemaligen Gardisten in Solothurn hat auch den Zweck, Werbung zu machen für die Garde. Sie habe zwar keine akuten Nachwuchssorgen, werde aber auch nicht gerade von jungen Schweizern überrannt, so Stampfli. Ein Grund dafür sei, dass immer weniger junge Schweizer überhaupt eine Rekrutenschule machen. Zudem sei geplant, den Bestand von heute 110 Angehörigen der Garde auf rund 150 zu erhöhen.
Auch würden sich junge Leute die Frage stellen, ob die Garde überhaupt noch sinnvoll sei heutzutage – in Zeiten von Terroranschlägen, sagt Stampfli im Gespräch. Aber die Garde sei auch nicht geeignet dazu, den Papst vor allen Gefahren zu schützen. Diese Aufgabe erfülle die Garde in Zusammenarbeit mit der regulären Polizei und auch den Geheimdiensten – ein Thema, über das Reto Stampfli am Treffen der Ehemaligen referieren wird.
Ausserhalb des Vatikans könne die Garde den Schutz des Papstes nicht vollumfänglich gewährleisten. Dort sei sie auf Unterstützung der italienischen Behörden angewiesen.