- Rund 150 Fotofallen sind bereits heute im Nationalpark aufgestellt.
- In einem halben Jahr produzieren diese einige 10'000 Bilder.
- Für die künftige Auswertung lässt der Schweizerische Nationalpark eine Software entwickeln, die alle Bilder eigenständig auswertet.
Seit bald drei Jahren streift ein weiblicher Wolf durch den Schweizerischen Nationalpark und wurde bereits einige Male von Fotofallen aufgenommen (siehe Bild). Für die Verantwortlichen war das Grossraubtier «Anlass, ein lange vorbereitetes Wolfsprojekt zu starten», wie es in der neuesten Ausgabe der Nationalparkzeitschrift «Cratschla» heisst.
Teil davon ist eine verbesserte Auswertung der rund 150 Fotofallen, die mehrere 10'000 Bilder in einem halben Jahr produzieren, sagt Direktor Heinrich Haller: «Wir haben nun von einer Stiftung Geld bekommen, um eine Software entwickeln zu lassen, damit die Motive automatisch erkannt werden können».
Neue Erkenntnisse dank Künstlicher Intelligenz
Das Computerprogramm soll von Bild zu Bild dazulernen, das Eichhörnchen vom Reh vom Wolf zu unterscheiden. Auch soll es merken, wenn ein Wolf dreimal hintereinander durchs Bild läuft. Haller rechnet mit zwei bis drei Jahren Entwicklungszeit für diese Software mit einer Künstlichen Intelligenz.
Ziel sind neue Erkenntnisse über die Art und Weise, wie sich Wölfe im Raum bewegen und was die Auswirkungen auf andere Tiere und die Natur sind. Da die Situation ohne Wolf in den letzten Jahrzehnten im Nationalpark genau dokumentiert wurde, ist ein Vergleich möglich.
Wolf und alpines Ökosystem
Die Fotofallen sind ein Teil des Programms. Eines der Fernziele ist auch, einem Wolf einen GPS-Sender umzuhängen: «Wir wollen untersuchen, was die Auswirkungen eines Grossraubtiers auf ein alpines Ökosystem sind», sagt Nationalparkdirektor Heinrich Haller.
Das wissenschaftliche Projekt ist ambitioniert und dürfte einige Millionen Franken kosten, die Finanzierung sei noch nicht gesichert. Ein ähnliches Projekt im Yellowstone Park in den USA habe jedoch überraschende Ergebnisse gebracht, erklärt Haller: So hätte die Präsenz der Wölfe mehr Lebensraum für Insekten, Vögel und Biber geschaffen. Im alpinen Raum dürften es andere Veränderungen sein – welche, will der Nationalpark nun mit wissenschaftlichen Methoden klären.