In genau elf Monaten endet das Eidgenössische Schwing- und Älplerfest in Zug - ein Grossanlass mit einem Budget von 35 Millionen Franken und einer Arena, die Platz für fast 60'000 Zuschauerinnen und Zuschauer bietet. Der einzige Innerschweizer, der jemals ein Eidgenössisches Schwingfest gewonnen hat, ist Harry Knüsel. Das ist fast dreissig Jahre her. Der 57-Jährige hält es aber durchaus für möglich, dass die Innerschweizer in Zug wieder einmal obenaufschwingen.
SRF News: Harry Knüsel, Sie sind bis heute der einzige Innerschweizer Schwingerkönig, das gibt Ihnen einen speziellen Status. Sind Sie glücklich darüber?
Harry Knüsel: Ich war damals glücklich darüber, dass ich der erste Schwingerkönig aus der Innerschweiz wurde. Aber heute wäre ich froh, wenn es noch einen zweiten oder einen dritten gäbe. Denn immer, wenn irgendetwas gefeiert wird, bin ich halt der einzige Schwingerkönig aus der Innerschweiz und ein bisschen alleine. Ich möchte diesen Titel eigentlich nicht exklusiv für mich beanspruchen.
Woran liegt es denn, dass bis jetzt nach Ihnen kein Innerschweizer mehr Schwingerkönig wurde?
Vermutlich ist es einfach Zufall. Innerschweizer Schwinger waren einige Male im Schlussgang und ganz nah dran. Sie haben als Favoriten bis am Schluss mitgeschwungen. Es hat einfach nicht ganz gereicht.
In elf Monaten findet in Zug das nächste Eidgenössische Schwingfest statt. Wie schätzen Sie die Chance ein, dass es diesmal wieder einmal klappt mit einem Schwingerkönig aus der Innerschweiz?
Die Chance besteht, sie ist sogar sehr gross. Wir haben einen starken Teilverband, mit einer Spitze und einem grossen Mittelfeld. Wir haben viele Junge, die das Zeug dazu haben, für unsere Konkurrenten zum Spielverderber zu werden. Wir sind gut aufgestellt. Wir haben Schwinger, die sich getrauen anzugreifen und die nicht nervös werden, wenn sie auf einen grossen Gegner treffen.
Um Namen zu nennen ist es jetzt aber noch zu früh?
Ja, das ist verfrüht. Es ist heikel, einzelne Namen herauszupicken, denn im Wintertraining kann noch einiges passieren. Das kann im Frühling ganz anders aussehen als heute. Wahrscheinlich kann man im Mai oder Juni langsam sagen, welche Favoriten sich da abzeichnen.
Wir haben viele junge Schwinger, die das Zeug dazu haben, für unsere Konkurrenten zum Spielverderber zu werden.
Schwingen ist ein Einzelsport. Wie wichtig ist denn das Team, dass es einem Schwinger gelingen könnte, Schwingerkönig zu werden?
Das Team ist vor allem in der Trainingsphase wichtig. Draussen ist jeder auf sich alleine gestellt. Wobei: Auch im Training muss jeder für sich selber herausfinden, welchen Weg er gehen will. Jeder muss eigene Ideen entwickeln, man kann nicht einfach tun, was der Konditionstrainer oder der technische Leiter einem vorschlägt.
Der Hype um das Schwingfest nächstes Jahr in Zug ist riesig. Ein Budget von 35 Millionen Franken, eine Arena mit über 56'000 Plätzen wird aufgestellt. Das war zu Ihrer Zeit anders. Woher kommt das grosse Interesse am Schwingen?
Schwierig zu sagen. Es ist ein Brauchtum, das gepflegt wird, und das von den Medien in den vergangenen Jahren immer breiter abgedeckt wurde. Schwingen ist trendig geworden. Es zieht einfach. Aber eigentlich hat sich das Schwingen nicht gross verändert. Die Arena hat ein paar Plätze mehr als früher, aber das Fachpublikum ist nicht grösser geworden. Rund um das Schwingen wird den Leuten einfach mehr geboten, darum zieht es auch mehr Publikum an.
Es gehen Leute ans Schwingfest, die sich früher nicht dafür interessiert haben, und plötzlich mischen auch Sponsoren mit, die Plätze für ihre Kunden buchen. Was halten Sie von dieser Entwicklung?
Es ist natürlich eine Gratwanderung, aber mich stört es nicht, dass es so ist, wie es heute ist. Diese Anlässe sind immer auch gute Werbung für den Schwingsport. Und das brauchen wir, um den Nachwuchs zu halten.
Das Gespräch führte Sämi Studer.