«SRF News Online»: Sie haben die Art zu Lieben in New York recherchiert. Was hat sie am meisten verstört?
Verstört hat mich, wie in New York auch gegenüber Liebesbeziehungen eine maximierte Konsumhaltung eingenommen wird. Für die Männer spielt die Anzahl der Dates eine grosse Rolle – die Frauen haben hohe Erwartungen an den Status ihres Partners.
Bei vielen Männern verändert sich die unverbindliche Dating-Haltung auch nicht, wenn sie in den Dreissigern und Vierzigern sind. Das grosse Angebot an Single-Frauen scheint sie auf dem Niveau von Teenagern zu halten. Daran ist das Verhalten vieler Frauen natürlich nicht unschuldig, die das machistische Verhalten der Männer tolerieren oder vielleicht sogar attraktiv finden.
Was hat sie begeistert? Wo würden sie sagen: Davon könnten wir in der Schweiz uns eine Scheibe abschneiden?
Die Offenheit der New Yorker. Natürlich war auch hier nicht jeder und vor allem nicht jede bereit, über ihre Dating-Erfahrungen zu reden. Generell aber haben die New Yorker Singles mit weniger Scham und mit mehr Lust und Selbstironie Auskunft gegeben als die meisten Schweizerinnen und Schweizer dies tun würden.
Welche Szene in Sachen Liebe in NewYork werden sie nicht so schnell vergessen?
Als Journalistin habe ich die seltene Möglichkeit, Menschen zu beobachten, ihnen wechselseitig Fragen zu stellen und Beziehungen auszuloten. Beim Drehen hat mich speziell das Verhalten einer der fünf «Freundinnen» von Musikproduzent Aahmek Richards interessiert: Zur Untreue ihres Freundes befragt, blieb sie stoisch. Ebenso stoisch nahm sie seinen Wegzug nach Los Angeles entgegen und setzte der «Beziehung» pragmatisch ein Ende.
Ich hatte nicht den Eindruck, dass sie sich wegen der Kamera anders verhielt. Für mich ein Beispiel dafür, wie sehr gerade New Yorker Singles-Frauen ihre Gefühle auf Sparflamme halten, um sich vor Verletzungen und Enttäuschungen zu schützen.