«SRF News Online»: Als Korrespondent erleben sie die ägyptische Art zu lieben unmittelbar. Was verstört sie am meisten?
Pascal Weber: Die rigiden Moralvorstellungen! Und die Art und Weise, wie sie von vielen jungen Leuten hier einfach als gegeben, als normal angeschaut werden. Wenn mir eine 25jährige sagt, sie müsse jeweils um 23 Uhr zuhause sein, und sie hinterfragt das nicht einmal, dann kann ich das aus meiner westlichen Perspektive nur schwer verstehen.
Was begeistert sie? Wo würden sie sagen: Davon könnten wir in der Schweiz uns eine Scheibe abschneiden?
Ich halte wenig von solchen Vergleichen. Und gerade im Fall der islamischen Welt machen sie auch keinen Sinn.
Welche Szene, welches Erlebnis in Sachen Liebe in Ägypten wird ihnen nie mehr aus dem Sinn gehen?
Das ist ganz bestimmt diejenige Szene, als Gamal el-Banna, der letzte noch lebende Bruder von Hasan el-Banna, dem Gründer der Muslimbruderschaft, uns im Interview sagt, die Ägypter würden bizarren alten Moralvorstellungen anhängen. Und als Neuerung vorschlägt, dass sich Verlobte in bestimmten Fällen bereits vor der Hochzeit sollten küssen dürfen.