Lockdown – das gilt momentan auch für das Shoppi Tivoli in Spreitenbach. Von den rund 150 Geschäften sind nur wenige offen, die Corona-Krise fordert ihren Tribut. Bitter für das Einkaufszentrum, denn es wurde am 12. März 1970 eröffnet, also vor 50 Jahren, und dieses Jubiläum hätte im März mit einem grossen Fest gefeiert werden sollen. Das Fest ist in den Herbst verschoben worden. Patrick Stäuble, CEO des Shoppi Tivoli, schaut trotzdem optimistisch in die Zukunft.
SRF: Sie sind gerade etwa so alt wie das Shoppi Tivoli. Was sind Ihre ersten Erinnerungen an dieses Einkaufszentrum auf der grünen Wiese in Spreitenbach?
Das war früher ein Ausflug für uns. Die erste Erinnerung ist, dass man auf der Autobahn anstehen musste. Es war eine Herausforderung, überhaupt ins Innere des Shopping-Centers zu gelangen. Und ich erinnere mich an das Züglein, das hier durchfuhr und an das Kinderparadies. Es war jeweils ein grosser Traum, hier einen Tag zu verbringen.
Dieses Zentrum hatte für Sie als Kind also eine gewisse Magie, man kam nicht nur zum Einkaufen ins Shopping-Center Spreitenbach. Gibt es diese Magie heute noch oder geht es Ihnen einfach darum, hier möglichst viele Läden zu haben?
Es ist natürlich eine Ansammlung von Läden. Aber es sind eben bestimmte Läden. Wir sind hier das grösste Center für Fashion, wir sind rein flächenmässig das grösste Einkaufszentrum der Schweiz. Aber wichtig ist auch der Freizeitbereich. Wir machen Events, z.B. einen Woman's Day oder einen Man's Day. Auch ein Night Shopping haben wir. Wir locken die Leute mit Events an.
Sie bieten also Events an. Aber die Leute wollen ja schon auch eine möglichst gute Auswahl haben bei den Läden. Bei den Modeläden kann es wohl nicht darum gehen, möglichst viele Billiganbieter zu haben, sondern um einen guten Mix von Läden in verschiedenen Preissegmenten? Nur wegen der Auswahl müsste ich ja nicht nach Spreitenbach kommen, die habe ich auch zu Hause, nämlich online.
Genau darauf müssen wir achten. Wir müssen für jede Bevölkerungsschicht und für jedes Bedürfnis den richtigen Laden haben. Das kann im tiefen Preissegment sein, aber auch im hohen. Und wir müssen auch neue Brands (Marken) in die Schweiz bringen. Es ist unser Ziel, dass Topmarken das Shoppi Tivoli als Standort ins Auge fassen.
Es gibt auch Leute, die sagen, Einkaufszentren seien nicht mehr zeitgemäss, der Online-Handel löse sie ab. In den USA stehen mittlerweile viele dieser Malls leer. Haben Sie Angst vor dieser Entwicklung?
Nein, ich habe keine Angst. Es wird in der Schweiz aber eine Bereinigung geben. Wir haben hierzulande 190 Shopping-Center. Ich denke, dass die kleineren überleben, die für die Nahversorgung wichtig sind. Und auch die grossen Center wie wir werden überleben. Weil wir eben auch Treffpunkte sind und ein grosses Freizeitangebot anbieten können.
Das Shoppi Tivoli profitiert von seiner Lage. Es liegt im Limmattal, hat ein riesiges Einzugsgebiet und ist gut erschlossen. Die Bevölkerung wächst. Muss ein erfolgreiches Einkaufszentrum heute dort sein, wo die Leute eh schon sind? Auf der grünen Wiese zu bauen, wie hier vor 50 Jahren, ginge wohl nicht mehr.
Nein, das kann nicht mehr das Rezept sein. Ohne die Entwicklung ringsum könnten wir nicht existieren. Wir sind froh, dass wir im Limmattal sind, dass hier Wohnungen und Arbeitsplätze kommen. Wir sind richtig positioniert. Darum habe ich keine Angst um die Zukunft des Shoppi Tivoli.
Das Gespräch führte Stefan Ulrich einen Tag vor dem bundesrätlichen Lockdown.