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Sieg im Zürcher Kantonsrat Gehörlose wollen politisch mitreden – und mithören

Weil Gehörlose häufig auch Mühe mit Lesen haben, sollen alle politisch wichtigen Informationen auch in Gebärdensprache übersetzt werden. Das hat der Zürcher Kantonsrat entschieden.

Das gab's noch nie im Rathaus. Mitten im Ratsaal sass eine Dolmetscherin und übersetzte die Debatte in Gebärdensprache. Auf der vollbesetzten Tribüne sass eine zweite. Zahlreiche Betroffene sassen dort und konnten dank dieser Übersetzerin die Debatte auch verfolgen.

Was sie hörten – oder eben sahen – freute sie. Das Anliegen, welches der Gehörlosenbund eingebracht hatte – stiess bei den meisten Parteien auf Zustimmung.

Die Schriftsprache ist für Gehörlose wie eine Fremdsprache.
Autor: Michèle Dünki Kantonsrätin SP

Michèle Dünki von der SP räumte mit einem «weitverbreiteten Missverständnis» auf, wie sie selber sagte. Nämlich, dass Gehörlose gut lesen können. Da die Schriftsprache und die Gebärdensprache ganz unterschiedlich aufgebaut sind, sei dies nicht der Fall. Im Gegenteil: «Die Schriftsprache ist für viele Gehörlose eine Fremdsprache».

Silvia Rigoni von den Grünen folgerte daraus: «Die Situation für Gehörlose ist alles andere als komfortabel, wenn es um Information und Mitbestimmung in politischen Fragen geht.»

Nur die SVP setzte dagegen. Man wehre sich nicht grundsätzlich gegen das Anliegen, die Unterstützung soll aber «im Rahmen der Verhältnismässigkeit» stattfinden, fasst Erika Zahler die Meinung ihrer Partei zusammen.

Die Meinungen waren jedoch gemacht. Der Vorstoss erhielt eine klare Mehrheit. Regierungsrätin Carmen Walker Späh versprach, dass der Regierungsrat deshalb alle wichtigen Informationen beim geplanten Neustart der kantonalen Homepage in Gebärdensprache übersetze.

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