Radium: Die Altlast aus den 60er-Jahren
In bis zu 650 Gebäuden in den Kantonen Solothurn, Bern und Neuenburg gibt es radioaktive Strahlung, weil dort früher für die Uhrenindustrie gearbeitet wurde. Das steht in einem neuen Zwischenbericht des Bundes. Bislang war die Zahl der betroffenen Gebäude auf 500 geschätzt worden.
Man habe viele Archive ausgewertet und Meldungen von Privatpersonen erhalten, erklärt Christoph Murith vom Bundesamt für Gesundheit gegenüber SRF. Die Nachforschungen werden zwar erst im Herbst 2017 abgeschlossen sein, Murith geht aber nicht davon aus, dass noch mehr Gebäude entdeckt werden.
20 Prozent der Gebäude strahlen zu stark
Auch der Anteil der Gebäude, die wegen der Strahlung saniert werden müssen, ist höher als bislang geschätzt. Jedes fünfte Gebäude strahlt so stark, dass beispielsweise das Parkett entfernt, oder im Garten Erde abgegraben werden muss. Auch Siphons, Schränke oder Fensterrahmen müssen in gewissen Fällen ersetzt werden.
Von den 650 betroffenen Gebäuden hat der Bund bereits 200 näher untersucht. Davon wiesen 40 eine Verstrahlung auf, die eine Sanierung erforderlich macht. Davon wurden 22 Gebäude bereits saniert. Im Kanton Solothurn hat der Bund bislang 28 Gebäude näher untersucht. Fünf davon müssen saniert werden.
Ehemalige Uhrenateliers
Bei den bislang festgestellten fünf Gebäuden im Kanton Solothurn, die saniert werden müssen, handle es sich um vier kleine Wohngebäude, die früher für Heimarbeit gebraucht wurden, und um einen Industriebetrieb, sagt Christophe Murith auf Anfrage von SRF. Sie befinden sich vor allem in Grenchen und Solothurn.
Für die Sanierung der strahlenden Altlasten hat der Bundesrat fünf Millionen Franken gesprochen. Das Bundesamt für Gesundheit geht davon aus, dass dieses Geld ausreichen wird, obwohl nun eine höhere Anzahl von betroffenen Gebäuden angenommen wird.
Man werde die Bemühungen um eine zusätzliche finanzielle Beteiligung von Kantonen, Gemeinden und der Uhrenindustrie weiterführen und intensivieren, heisst es weiter.